Kompressionsstrumpf
Synonym: Medizinischer Kompressionsstrumpf
Definition
Kompressionsstrümpfe sind ein medizinisches Hilfsmittel, das zur Behandlung venöser und lymphatischer Erkrankungen, unter anderem zur Vorbeugung von Beinvenenthrombosen, eingesetzt wird.
Abgrenzung
Stützstrümpfe und Thromboseprophylaxestrümpfe gehören nicht zu den medizinischen Kompressionsstrümpfen. Beide liegen in ihrer Kompressionswirkung noch unterhalb der leichten Klasse I.
Stützstrümpfe eignen sich für Venengesunde zur Vorbeugung gegen schwere, müde Beine bei langem Stehen oder Sitzen und auch gegen Reisethrombose. Als Prophylaxemaßnahme werden diese Produkte nicht von den Krankenkassen bezahlt und können bei einer bestehenden Venenerkrankung einen Kompressionsstrumpf nicht ersetzen.
Der Thromboseprophylaxestrumpf (Antithrombosestrumpf) wird in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen bei bettlägerigen und frisch operierten Patienten zur Prophylaxe der Thrombose eingesetzt. Für aufrecht gehende und sitzende Patienten ist er wegen des niedrigen Drucks und der Strickweise nicht geeignet.
Wirkprinzip
Kompressionsstrümpfe umschließen das Bein von außen und üben dadurch einen definierten Druck auf das Gewebe und die venösen Blutgefäße aus. Dieser Druck entlastet die Venen und Lymphgefäße, in dem er den Flüssigkeitseinstrom aus den Blutkapillaren in das Gewebe reduziert und venöse Blutgefäße auf einen kleineren Durchmesser zusammengepresst, so dass insuffiziente Venenklappen wieder schließen und ihrer Funktion als Rückstauventil gerecht werden. Durch den äußeren Druck erhöht sich auch die Fließgeschwindigkeit des Blutes und der venöse Rückstrom zum Herzen wird erleichtert. Die Beine schwellen ab, weil die Gewebeflüssigkeit wieder verstärkt in die Venen aufgenommen wird und besser abfließen kann.
Der Kompressionsstrumpf übernimmt ähnliche Funktionen wie eine Faszie. Vor dem Anlegen des Kompressionsstrumpfs muss das Bein durch Hochlagerung oder Auswickeln entstaut werden - es findet keine aktive Entstauung durch den Strumpf statt.
Ein Kompressionsstrumpf ist so angefertigt, dass der Druck von oben nach unten analog zum schwerkraftbedingten Gewebedruck zunimmt. Im Fußbereich ist die Kompression also höher als im Bereich des Oberschenkels.
Einteilung
Kompressionsstrümpfe gibt es in unterschiedlichen Kompressionsklassen (CCL, KKL). Man unterschiedet:
Klasse | Kompression in mm Hg | Kompression in KPa |
---|---|---|
CCL 1 | 18–21 | 2,4–2,8 |
CCL 2 | 23–32 | 3,1–4,3 |
CCL 3 | 34–46 | 4,5–6,1 |
CCL 4 | > 49 | > 6,5 |
Darüber hinaus sind unterschiedliche Strumpflängen verfügbar
Kürzel | Länge |
---|---|
AD | Knielänge |
AF | Halbschenkel-Länge |
AG | Oberschenkel-Länge |
AT | Strumpfhose |
Für Patienten mit Armlymphödemen sind spezielle Armstrümpfe erhältlich.
Medizinische Kompressionsstrümpfe sind zu Lasten der GKV verordnungsfähig. Eine Neuverordnung ist alle sechs Monate möglich. Aus hygienischen Gründen kann ein zweites Paar zum Wechseln verordnet werden.
Indikationen
- Thromboseprophylaxe
- Lymphödem der Beine
- Trophische Ulzera
- Chronisch venöse Insuffizienz (CVI)
- Varikosis
- Beinvenenthrombose
- Postthrombotisches Syndrom
- Zustände nach Verbrennungen
- Narbenbehandlungen
Bei Patienten mit pAVKs sollte die Verordnung und Anwendung nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.