Blutkapillare
von lateinisch: capillus - Haar
Synonyme: Haargefäß, Kapillargefäß
Englisch: blood capillary
Definition
Histologie
Kapillaren sind im wesentlichen aus zwei Zellarten, den Endothelzellen und den Perizyten aufgebaut. Sie haben einen Durchmesser von etwa 6 µm, sie sind also etwas kleiner als die Erythrozyten, die sich bei der Passage deshalb verformen müssen. Man unterscheidet drei Kapillarformen:
- Kontinuierliche Kapillaren ("Kapillaren vom Muskeltyp"): Sie besitzen eine ununterbrochene Endothelauskleidung und sind vollständig von einer Basalmembran umgeben. Vorkommen: u.a. in Skelettmuskulatur, Herz, ZNS, Haut und Lunge
- Fenestrierte Kapillaren: Sie weisen Poren in den Endothelzellen auf. Dort ist das Gefäßlumen nur von der dünnen Basalmembran vom Interstitium getrennt. Vorkommen: u.a. im Magen-Darm-Trakt, in den Glomeruli der Niere und in endokrinen Drüsen.
- Diskontinuierliche Kapillaren (Sinusoide): Sie haben sowohl zwischen den Endothelzellen als auch in der Basalmembran Lücken. Dies ermöglicht den Durchtritt von Flüssigkeiten und Zellen. Diese Kapillaren werden von manchen Autoren nochmals unterteilt in
- Perforierte Kapillaren mit offenen Poren ohne Diaphragma, die im Knochenmark sowie in der Leber zu finden sind und
- Disjunkte Kapillaren mit echten endothelialen Spalten, wie sie in der Milz vorkommen.
Die Gesamtheit der Kapillaren bildet im Gewebe ein feines Netz, das Kapillarnetz (Rete capillare).
In einigen Organen unterscheidet man weitere Kapillarformen, z.B. die Hülsenkapillare in der Milz.
Physiologie
In den Kapillaren findet der Austausch von Sauerstoff, Nährstoffen und Stoffwechselendprodukten zwischen den Geweben und dem Blutkreislauf statt. Im arteriellen Schenkel der Kapillaren treiben der kapilläre Blutdruck sowie der hydrostatische Druck Flüssigkeit und kleinmolekulare Verbindungen aus dem Blut in die Zellzwischenräume (Interstitium) des umgebenden Gewebes, im venösen Schenkel übersteigt der kolloidosmotische Druck den kapillären Blutdruck und sorgt für eine partielle Rückresorption der ausgepressten Flüssigkeit.
Die Dichte des Kapillarnetzes (funktionelle Kapillardichte) ist abhängig vom Sauerstoffbedarf des Gewebes. Stoffwechselaktive Gewebe, wie das Gehirn, das Herz oder die Skelettmuskulatur sind dicht von Kapillaren durchzogen. Bradytrophe Gewebe, beispielsweise Knorpel, Kornea, Linse, besitzen nur wenige oder keine Kapillaren.
Die Neubildung von Kapillaren in einem Gewebe nennt man Kapillarisierung.
Klinik
Stõrungen der Kapillarpermeabilität bzw. eine erhõhte Kapillarfragilität können zum Austritt von Blutbestandteilen (Exsudation) aus dem Gefäßsystem fūhren. Die Folge sind u.a. Ödeme und petechiale Blutungen.
Ein sichtbarer Kapillarpuls, d.h. eine pulssynchrone Füllung der Kapillaren, weist auf eine große Blutdruckamplitude hin, wie sie z.B. bei der Aorteninsuffizienz auftritt.
Kapillarblut dient bei verschiedenen labormedizinischen Tests als Untersuchungsmaterial.