Kapillärer Blutdruck
Definition
Der kapilläre Blutdruck ist der Blutdruck in den kleinsten arteriellen Blutgefäßen. Zusammen mit den sich anschließenden Venolen bilden die Kapillaren die terminale Strombahn, die funktionell das Areal der Mikrozirkulation (Stoffaustausch mit dem Gewebe) darstellt.
Verlauf
Aufgrund der histologischen Beschaffenheit der Kapillaren werden in diesem Gefäßabschnitt keine hohen Blutdruckwerte erreicht. Den Kapillaren fehlt die glattmuskuläre Tunica media. Zu Beginn des Kapillarbettes beträgt der systolische Blutdruck etwa 35 mmHg. Im terminalen Gefäßabschnitt sinkt er auf Werte um etwa 15 mmHg ab.
Physiologie
Der überwiegend durch die hohe Albuminkonzentration bedingte kolloidosmotische Druck des Blutplasmas wirkt dem Blutdruck in der Kapillare entgegen. Im proximalen Gefäßabschnitt übertrifft der systolische Blutdruck von 35 mmHg den kolloidosmotischen Druck von 25 mmHg. Demnach überwiegt zu Beginn der Kapillare der Flüssigkeitsausstrom (Filtration).
Da sich der kolloidosmotische Druck im Gefäßverlauf nicht verändert, übersteigt er am Ende der Kapillare den Blutdruck um etwa 10 mmHg. In diesem Gefäßabschnitt kommt es daher zu einem Flüssigkeitsrückstrom (Resorption). Insgesamt werden täglich 20 Liter im Bereich der Mikrozirkulation filtriert, wovon 18 Liter wieder zurückströmen. Die restlichen 2 Liter werden vom Lymphsystem aufgenommen und anschließend über den venösen Schenkel dem Kreislaufsystem wieder zugeführt.
Pathologie
Bei erhöhten hydrostatischen Drücken in der terminalen Strombahn, beispielsweise bei einer Rechtsherzinsuffizienz, resultiert eine pathologisch erhöhte Filtration, wodurch es zur Entstehung von Ödemen kommt.
Außerdem führt die Akkumulation von Entzündungsmediatoren (z.B. Histamin, Bradykinin) zu einer erhöhten Kapillarpermeabilität, wodurch ebenfalls Ödeme entstehen können. Eine Eiweißmangelernährung zeigt aufgrund einer Senkung des kolloidosmotischen Druckes dieselbe Symptomatik.