Eiweißmangel
Synonyme: Proteinmangel, Proteindefizienz
Englisch: protein deficiency
Definition
Als Eiweißmangel bezeichnet man eine unzureichende Versorgung mit Proteinen bzw. ihren Bausteinen, den Aminosäuren. Mittel- bis langfristig kann ein Eiweißmangel zu schwerwiegenden Komplikationen führen.
Ätiologie
Grundsätzlich gibt es für Mangelerscheinungen zwei Erklärungsansätze - eine zu geringe Zufuhr bzw. Resorption, oder eine zu starken Verbrauch bzw. Verlust. Dieses Schema lässt sich auch auf den Eiweißmangel anwenden:
...zu geringe Zufuhr bzw. Resorption
- Mangelernährung (z.B. Hungerzustände, eiweißarmer Veganismus oder einseitige Diäten)
- Anorexia nervosa und Bulimia nervosa
- Pankreasinsuffizienz (mangelhafte Bereitstellung proteolytischer Enzyme)
- Leberzirrhose (mangelhafte Syntheseleistung von Proteinen)
- Darmerkrankungen, die mit Malresorption einhergehen (z.B. Zöliakie oder Morbus Crohn)
...zu starker Verbrauch bzw. Verlust
- Nierenerkrankungen, die mit einer Proteinurie einhergehen (z.B. nephrotisches Syndrom)
- Tumorerkrankungen mit erhöhtem Proteinverbrauch
- Fieber, vor allem andauerndes
- großflächige Verbrennungen oder Wunden
Symptome
Die Symptome eines Eiweißmangels sind vielfältig und hängen maßgeblich von der Primärerkrankung ab. Zu Symptomen eines Eiweißmangels zählen u.a.:
- Muskelabbau mit einhergehender Muskelschwäche
- Abgeschlagenheit bzw. Müdigkeit
- Wundheilungsstörungen
- fragiles Haar und Nägel
- Gewichtsverlust
- Infektanfälligkeit
Komplikationen
Je nach Länge der Nahrungskarenz oder des Andauerns der Ursache für den Proteinmangel gibt es Komplikationen mit unterschiedlichen Schweregraden. Folgende Komplikationen können auftreten:
- Eiweißmangelödeme durch Hypalbuminämie
- Infektionen durch gesteigerte Infektanfälligkeit
- Hautatrophie
- Blutgerinnungsstörungen durch geschwächte Syntheseleistung der Leber
Dazu kommen weitere, vor allem in Entwicklungsländern beobachtete, pädiatrische Malnutritionserscheinungen:
- Marasmus
- Kwashiorkor
- Entwicklungsstörungen (psychische wie physische)
- Apathie sowie weitere psychische und soziale Beeinträchtigungen
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Ursache, nicht in allen Fällen ist eine Kausaltherapie möglich (z.B. fortgeschrittene Tumorerkrankungen oder Leberzirrhosen). Ist die Nahrungskarenz selbst die Ursache des Eiweißmangels, ist eine sukzessiv gesteigerte Eiweißaufnahme indiziert. Dabei sind die Elektrolytkonzentrationen sowie der Allgemeinzustand des Patienten zu beachten, da es bei zu rasch gesteigerter Nahrungszufuhr zu einem Refeeding-Syndrom kommen kann, das mit Elektrolytentgleisungen, Herzrhythmusstörungen sowie neurologischen Beschwerden einhergehen kann.
Liegt eine Nierenerkrankung vor, die mit einer Proteinurie einhergeht, sollte zuerst eine Kausaltherapie erfolgen und diese Erkrankung, falls möglich, beseitigt werden. Bei Synthesestörungen und Malabsorption können Proteine oder Aminosäuren parenteral per Infusion zugeführt werden.