Refeeding-Syndrom
Englisch: refeeding syndrome
Definition
Als Refeeding-Syndrom bezeichnet man einen potenziell lebensbedrohlichen Symptomkomplex, der bei langfristig mangelernährten Patienten bei der Wiederaufnahme einer adäquaten Nahrungszufuhr auftreten kann. Dabei manifestiert sich ein Refeeding-Syndrom meist innerhalb der ersten Woche nach Nahrungsbeginn. Besonders häufig sind Patienten mit Anorexia nervosa betroffen.
Pathophysiologie
Während der Unterernährung kommt es aufgrund des absoluten Mangels an Glukose zu einer Hypoinsulinämie sowie einer gesteigerten Lipolyse mit Produktion von Ketonkörpern. Diese stellen für den Gehirnstoffwechsel die einzige Alternative zur Glukose dar. Stehen nun bei Wiederbeginn einer ausreichenden Nahrungszufuhr große Mengen Glukose zur Verfügung, kommt es zu einer reaktiven Hyperinsulinämie. Mit dieser verbunden sind umfangreiche Elektrolytverschiebungen nach intrazellulär, die u.a. zu Hypokaliämie, Hypophosphatämie und Hypomagnesiämie führen. Da Thiamin (Vitamin B1) als Cofaktor im Kohlenhydratstoffwechsel nun massiv verbraucht wird, kann sich ein bereits bestehender Thiaminmangel noch verstärken.
Symptome
Mögliche klinische Symptome eines Refeeding-Syndroms sind u.a.:
- Zeichen der Volumenüberladung
- Herzrhythmusstörungen
- Neurologische Symptome
- Hämatologische Symptome
- Wernicke-Enzephalopathie (aufgrund des Thiaminmangels)
Risikogruppen
- Patienten mit Anorexia nervosa
- Geriatrische Patienten
- Onkologische Patienten
- Opfer von Kriegen, Katastrophen und Hungersnöten
- Patienten mit AIDS
Therapie
- Reduktion der Nahrungszufuhr
- Elektrolytsubstitution unter engschmaschiger Kontrolle
- Thiamingabe
Prävention
Um ein Refeeding-Syndrom zu vermeiden, wird bei mangelernährten Risikopatienten eine vorsichtige und langsame Anpassung der Nahrungszufuhr empfohlen. Beginnend mit ca. 10 kcal/KgKG/d kann dann innerhalb von 4-7 Tagen die physiologische Energiezufuhr erreicht werden. Zusätzlich sollte Thiamin substituiert werden.
Literatur
- Herold, G.: Innere Medizin 2020. Köln: Gerd Herold, 2019
- Zauner, G., Schneeweiß, M., Schmid, M., Wewalka, M.: Das Refeeding-Syndrom. Journal für Gastroenterologische und Hepatologische Erkrankungen 2020, S. 30-37
- Heuft L et al. Refeeding Syndrome. Dtsch Arztebl Int. 2023
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