Mangelernährung
Englisch: undernutrition, undernourishment
Definition
Unter einer Mangelernährung versteht man die zu geringe Zufuhr von Nahrung oder Nahrungsbestandteilen, die der Körper zum Leben braucht bzw. die Unfähigkeit des Körpers, die Nahrung aufzunehmen oder zu verarbeiten. Eine Mangelernährung kann ernsthafte Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Die Ernährungsmedizin hat mitunter zum Ziel die Entstehung einer Mangelernährung zu unterbinden.
Mangelernährung ist eine Form der Fehlernährung.
Einteilung
...nach Art
- Quantitative Mangelernährung: Es werden nicht ausreichend Kalorien aufgenommen,
- Qualitative Mangelernährung: Es fehlen lebenswichtige Nahrungsbestandteile (z.B. Vitamine)
- Globale Malnutrition: Es fehlt es an beidem.
...nach Ursache
- Mangelernährung durch unzureichende Nahrungszufuhr (exogen)
- Mangelernährung durch unzureichende Nahrungsverwertung (endogen)
Mangelernährung durch unzureichende Nahrungszufuhr
Quantitative Mangelernährung
Qualitative Mangelernährung
- Eiweißmangel
- Kwashiorkor (absoluter Eiweißmangel)
- Vitaminmangelerkrankungen
- Eisenmangelerkrankungen (und andere Spurenelemente)
Unter dem Begriff Protein-Energie-Malnutrition werden die schwersten Formen der Mangelernährung Marasmus, Kwashiorkor sowie die Übergangsform marasmischer Kwashiorkor zusammengefasst.
Ursachen
In den Entwicklungsländern stehen Armut oder das Nichtvorhandensein von Nahrung (oder ihrer Bestandteile) für eine Mangelernährung im Vordergrund. Dafür kommen verschiedenste Ursachen wie zum Beispiel Kriege, Naturkatastrophen oder Korruption in Betracht. Doch auch Unwissenheit darüber, wie man sich richtig ernährt spielt besonders bei den qualitativen Mangelernährungen eine große Rolle.
In den entwickelten Ländern sind die Gründe etwas anders gelagert, sie reichen von der Verweigerung der Nahrungsaufnahme (z.B. Essstörungen) über Alkoholismus (qualitative Mangelernährung) bis hin zur schweren Armut oder der Vernachlässigung von Pflegebedürftigen.
Mangelernährung durch unzureichende Nahrungsverwertung
Beurteilung der Ernährungssituation bei Kindern in der dritten Welt
Besonders in Ländern der dritten Welt, wo technische Hilfsmittel begrenzt sind, kann man sich mit einfachen Mitteln wie einer Waage und einem Zentimeterband ein Bild über die Ernährungssituation eines Kindes machen (Anthropometrie). Nach einer WHO-Klassifikation unterscheidet man drei Formen der Malnutrition (ab zwei Standardabweichungen unter dem Referenzwert):
- Wasting: Das Gewicht zur Körpergröße wird beurteilt. Es beschreibt den individuellen Ernährungszustand eines Kindes, das akut untergewichtig ist. Es ist ein schnelles Handeln erforderlich.
- Stunting: Die Körpergröße zum Alter wird beurteilt. Es zeigt eine Wachstumsverzögerung an, was durch eine chronische Mangelernährung verursacht wird.
- Underweight: Das Gewicht wird im Verhältnis zum Alter beurteilt (Vgl. zu den in der Pädiatrie üblichen Wachstumskarten). Es fasst gewissermaßen das Wasting und das Stunting zusammen.
Bei Kindern unter 3 Jahren kann auch der mittlere Oberarmumfang zur schnellen Beurteilung der Ernährungssituation bestimmt werden. Bei älteren Kindern wird diese Methode zunehmend ungenau.
Diagnostik
- Anthropometrie: Körpergewicht, Körpergröße, Hautfaltendicke über dem Musculus triceps brachii, Armmuskelumfang in Oberarmmitte
- Labor: Kreatininindex, Albumin, Präalbumin, Cholinesterase, EGRAC
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der entsprechenden Erkrankung. Im Falle von Eisenmangel oder Vitaminmangelerkrankungen können die fehlenden Anteile häufig einfach ersetzt werden (falls keine endogene Ursache für die Mangelerkrankung vorliegt). Bei den schweren Mangelerkrankungen wie Kwashiorkor oder Marasmus ist es komplizierter, da die Patienten oft schwerwiegende Veränderungen zum Beispiel im Gastrointenstinaltrakt oder im Elektrolythaushalt durch die langandauernde Mangelernährung aufweisen.
Zu einer nachhaltigen Behandlung gehört auch eine Aufklärung darüber, wie man sich richtig ernährt, sowie ein Plan, wie dies langfristig umgesetzt werden kann („follow-up“).