Kwashiorkor
von ghanaisch: Kwashiorkor - Krankheit, die das ältere Kind bei Geburt des zweiten Kindes bekommt
Englisch: Kwashiorkor
Definition
Kwashiorkor ist eine potentiell tödliche Form eines Protein-Energie-Mangelsyndroms, die vorwiegend Säuglinge und Kleinkinder in Entwicklungsländern betrifft. Nach dem Abstillen kommt es durch den Umstieg auf proteinarme und kohlenhydratreichere Kost u.a. zu einer Kachexie mit distendiertem Abdomen, Organdysfunktionen und Wachstumsverzögerung.
Pathophysiologie
Die Entstehung des klinischen Bildes von Kwashiorkor ist bisher (2023) nur unvollständig verstanden. Einige Kinder entwickeln bei ähnlicher Mangelernährung einen Marasmus, sodass außerhalb des Proteinmangels weitere Faktoren an der Pathogenese beteiligt sein müssen.
Zu den Faktoren, die mit der Entstehung von Kwashiorkor assoziiert sind, gehören:
- Mangel an Glutathion mit niedriger Glutathionperoxidase-Aktivität und erhöhter Glutathion-S-Transferase-Aktivität
- niedriges Vitamin E, Carotin und Selen
- wenig mehrfach ungesättigte Fettsäuren
- vermindertes NADPH/NADP+-Verhältnis
- vorwiegend auf Reis oder Mais basierende Ernährung
Symptome
Durch einen Mangel an Albumin (Hypalbuminämie) und den dadurch verringerten kolloidosmotischen Druck kommt es zu generalisierten Ödemen und Aszites. Die Haut ist rissig und atroph, die Haare entfärben sich und fallen aus. Weiterhin entsteht eine Abwehrschwäche und Infektanfälligkeit. Die Mangelernährung kann eine sogenannte Mangelfettleber verursachen. Die geistige und körperliche Entwicklung betroffener Kinder bleibt zurück, psychisch fallen sie durch Apathie und Teilnahmslosigkeit auf.
Diagnostik
Es handelt sich i.d.R. um eine Blickdiagnose.
Im Labor fallen u.a. ein massiver Eiweißmangel (Albumin, Gerinnungsfaktoren etc.) sowie ein Mangel an Vitaminen auf.
Therapie
Die Ernährung wird zunächst parenteral vorsichtig gesteigert. Dabei werden Albumin, Elektrolyte etc. langsam ausgeglichen. Zusätzlich erfolgt eine orale Kostergänzung, mit dem Ziel einer Regeneration der Darmschleimhaut.
Die Ernährung darf nicht zu schnell aufgebaut werden, da sonst ein Refeeding-Syndrom entstehen kann.