Selen
Definition
Selen ist ein essentielles Spurenelement, das im menschlichen Körper Bestandteil verschiedener Selenoproteine ist.
Stoffwechsel
Selen liegt in einer Menge von 5-15 mg im menschlichen Körper vor. Die täglich benötigte Zufuhr liegt bei etwa 0,1 mg. Es wird meist in Form von Organoselenverbindungen (z.B. Selenocystein) über die Nahrung aufgenommen. Die enterale Resorption über die Darmmukosa ist proportional zu der angebotenen Menge. Im Blut wird Selen zu zwei Dritteln an das Selenoprotein P gebunden transportiert. Die Ausscheidung erfolgt über den Urin und die Fäzes. Bei übermäßiger Selenaufnahme kann eine Selenose auftreten.
Funktion
Neben der Aufrechterhaltung der Pankreasfunktion liegt Selen als Bestandteil der Aminosäure Selenocystein vor, die als Cofaktor für die Glutathionperoxidase und die Thyroxin-5'-Dejodinase dient.
Klinik
Selenmangel
Ein Selenmangel kommt in Deutschland relativ selten vor. Er äußert sich hauptsächlich in Beeinträchtigungen der Schilddrüsenfunktion und des antioxidativen Schutzes, da die Funktionen der Glutathionperoxidase und der Thyroxin-5'-Dejodase gestört sind. Die Folgen eines Mangels können sein:
- Keshan-Krankheit
- Muskeldystrophien
- kongestive Kardiomyopathie
- Leberzirrhose
- Sichelzellanämie
- Bildung von Methämoglobin
Ein Mangel an Tocopherol kann unter Umständen die Folgen eines Selenmangels verstärken. Weitere Folgeerscheinungen eines Selenmangels können eine Immunschwäche und eine erhöhtes Malignomrisiko sein, was aber derzeit (2024) noch diskutiert wird. Um einen Selenmangel zu diagnostizieren, kann die Gluthationperoxidase in den Erythrozyten als Indikator herangezogen und die Selenkonzentration im Serum bzw. Urin bestimmt werden.
Substitution
Seelen wird als Nahrungsergänzungsmittel zur Unterstützung des Immunsystems, der Schilddrüsenfunktion, des Haar- und Nagelwachstums sowie zur Anregung der Spermabildung und zum Zellschutz beworben. Dazu stehen frei verkäuflich Präparate in einer Dosierung bis zu 200 µg zur Verfügung. Höher dosierte Präparate sind verschreibungspflichtig.
Toxizität
Im Rahmen einer akuten Selenvergiftung können Reizungen von Augen und Atemwegen sowie eine Dermatitis auftreten. Die Folgen einer chronischen Vergiftung können sein:
- Knoblauchgeruch
- Kopfschmerzen
- gastrointestinale Beschwerden
- Nervosität
Labormedizin
Die Bestimmung von Selen im Serum bzw. Urin erfolgt mittels Atomabsorptionsspektrometrie.
Material
Für die Untersuchung werden entweder 5 ml Serum oder 24h-Sammelurin benötigt.
Referenzbereich
Die Referenzbereiche für die Selenkonzentration im Serum sind altersabhängig:
Klientel | Referenzbereich |
---|---|
1 bis 4 Monate | 18 bis 64 μg/l |
5 bis 12 Monate | 32 bis 101 μg/l |
Kleinkinder | 58 bis 116 μg/l |
Schulkinder | 69 bis 121 μg/l |
Erwachsene | 74 bis 139 μg/l |
Die Selenkonzentration im Sammelurin sollte bei 5 bis 30 μg/l liegen.
Erhöhte Werte
Erhöhte Selenkonzentrationen können zum einen im Rahmen einer beruflichen Exposition in der Glas-, Porzellan- und Elektroindustrie, zum anderen infolge unkontrollierter Selbstmedikation auftreten.
Erniedrigte Werte
Erniedrigte Selenkonzentrationen treten selten auf und sind in den meisten Fälle die Folge einer Malabsorption oder einer lang andauernden parenteralen Ernährung. Bei streng vegetarischer oder veganer Ernährung können ebenfalls Mangelerscheinung auftreten.
Literatur
- R Gärtner, B Gasnier, J Dietrich, B Krebs und M Angstwurm (2002). "Selenium Supplementation in Patients with Autoimmune Thyroiditis Decreases Thyroid Peroxidase Antibodies Concentrations." J Clin Endocrinol Metab 87 (4): 1687-91.
- Horn, Biochemie des Menschen, Georg Thieme Verlag Stuttgart, 8. Auflage 2021, Seiten 604/605
- Laborlexikon.de; abgerufen am 29.04.2021
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