Wunde
Synonym: Vulnus
Englisch: wound
Definition
Wunden sind Läsionen, die durch eine Durchtrennung oder oberflächliche Beschädigung der Haut oder Schleimhaut entstehen.
Einteilung
Nach ihrem Entstehungsmechanismus kann man eine Vielzahl von Wundarten differenzieren, die sich bezüglich Therapie und Heilungsverlauf grundsätzlich unterscheiden können.
...nach Ursache
Mechanisch bedingte Wunden
Mechanisch bedingte Wunden entstehen im Rahmen eines Traumas durch Einwirkung von Druck-, Zug- oder Scherkräften auf das Gewebe und führen zu einer Unterbrechung der Gewebekontinuität. Sie können mit oder ohne Gewebeverlust einhergehen.
- Schürfwunden
- Schnittwunden
- Stichwunden
- Platzwunden
- Quetschwunden (Rissquetschwunde)
- Ablederungswunden (Dècollement)
- Risswunden
- Kratzwunden
- Bisswunden
- Schusswunden
- Operationswunden
- Pfählungsverletzungen
- Amputation von Gliedmaßen
Thermische Wunden
Thermische Wunden entstehen durch Einwirkung von Hitze oder Kälte auf das Gewebe.
- Verbrennung (Brandwunde)
- Erfrierung
- Strommarke
Chemische Wunden
Chemische Wunden entstehen durch Einwirkung von Säuren (Koagulationsnekrose) oder Laugen (Kolliquationsnekrose) auf das Gewebe, z.B. bei einer Ösophagusverätzung.
Strahlenwunden
Aktinische oder Strahlenwunden entstehen z.B. durch:
Tumorwunden
...nach Zeitverlauf
- Akute Wunde: Sie ist eine durch ein direktes Ereignis (z.B. traumatisch oder iatrogen im Rahmen eines operativen Eingriffs) geschaffene Wunde, welche in der Regel im Gegensatz zur chronischen Wunde innerhalb von 2-3 Wochen durch primäre Wundheilung abheilt.
- Chronische Wunde: Eine chronische Wunde ist eine Wunde, die nach 12 Wochen noch nicht verschlossen oder epithelisiert ist, oder nach vierwöchiger optimierter Behandlung keine Heilungstendenz zeigt.
...nach Aspekt
- Offene Wunde: Wunde mit Strukturdefekt des Integuments, der zur Freilegung tieferer Gewebeschichten führt.
- Geschlossene Wunde: Wunde mit intakter Haut, bei der die Traumafolgen tiefere Gewebeschichten betreffen. Beispiele für geschlossene Wunden sind Kontusionen, Quetschungen, Hämatome oder geschlossene Frakturen.
...nach Komplexität
- Einfache Wunde: Unkompliziert abheilende Wunden, die sich nicht tiefer als Haut, Unterhaut oder Faszienniveau befinden.
- Komplizierte Wunde: Wunde, deren Tiefe die Körperfaszie überschreitet und beispielsweise Nerven, Gelenke oder Sehnen einbezieht. Auch bei der Eröffnung einer Körperhöhle spricht man von komplizierten Wunden. Komplizierte Wunden heilen in der Regel schwieriger ab und benötigen angepasste Therapiekonzepte.
Diagnostik
Inspektion
Bei der Betrachtung einer Wunde (Inspektion) sollten folgende Parameter erfasst und dokumentiert werden:
- Lokalisation - genaue Beschreibung des Verletzungsorts
- Größe - Angabe von Länge, Breite und Tiefe der Wunde, um den Behandlungsverlauf und die Wundheilung zu dokumentieren. Auf Wundtaschen und Unterminierungen achten. Vermessungen können mit Hilfe eines Einmallineals durchgeführt werden.
- Wundrand - scharf begrenzt, unscharf begrenzt, glatt, ausgefranst, eingerollt, unterminiert
- Wundbett - Verschmutzungen, Farbe, Aussehen, Belag, Nekrosen
- Exsudat - Menge, Aussehen, Geruch, Konsistenz, Farbe
- Wundgeruch - neutral, faulig, jauchig, etc.
- Wundumgebung
- Hautstruktur - z.B. trocken, glänzend, schuppig, tumorös, reizlos, etc.
- Hautfarbe - z.B. livide verfärbt, gerötet, blass
- Mazeration
- Schmerzhaftigkeit - Schmerzen vorhanden? Wenn ja, wann?
- Entzündungszeichen - Rötung, Schwellung, Überwärmung etc.
Im Anschluss an jede Inspektion sollte man die Wunde fotografieren, um eine Verlaufsbeobachtung zu ermöglichen.
Sondierung
Bei tiefen oder komplexen Wunden wird die Wunde zusätzlich zur Inspektion vorsichtig sondiert, um einen Überblick über ihre Ausdehnung und die verletzten Strukturen zu gewinnen.
Wundabstrich
Besonders bei chronischen, schlecht heilenden Wunden oder Verdacht auf eine Wundinfektion ist es sinnvoll, sich mit Hilfe eines Wundabstrichs einen Eindruck über die bakterielle Besiedelung einer Wunde zu verschaffen.
Wundheilung
Im Rahmen der Wundheilung wird die Wunde durch Wiederherstellung oder narbigen Ersatz des beschädigten Körpergewebes verschlossen. Dieser Prozess vollzieht sich im Wesentlichen ohne ärztlichen Eingriff, kann aber durch Behandlungsmethoden wie Wundnaht oder Wundverbände optimiert werden. In der Literatur werden 3, manchmal auch 4 Phasen der Wundheilung unterschieden:
- Reinigungsphase (Exsudation und Resorption)
- Granulationsphase
- Differenzierungsphase
Wunden, die nach 4 bis 12 Wochen auch unter optimaler Wundversorgung keine Heilungstendenzen zeigen, werden als chronische Wunden bezeichnet.
siehe Hauptartikel: Wundheilung, Wundheilungsphasen
Therapie
Die Wundbehandlung umfasst alle Maßnahmen, die geeignet sind, die physiologische Wundheilung zu unterstützen, vor allem:
Darüber hinaus ist die Linderung des Wundschmerzes durch eine adäquate Analgesie eine wichtige Behandlungsmaßnahme.
Komplikationen
Der normale Heilungsprozess kann durch negative Einflüsse wie Infektionen, Durchblutungsstörungen, Hämatombildung, Nekrosen usw. gestört werden. In der Folge treten akute oder chronische Wundheilungsstörungen auf.