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Ösophagusverätzung

Englisch: caustic injury

1. Definition

Eine Ösophagusverätzung erfolgt bei direkter Schädigung der Ösophagusoberfläche durch Ingestion von Säure oder Laugen.

2. Ätiologie

Verätzungen der Speiseröhre sind in Westeuropa heutzutage ein eher seltenes Krankheitsbild, da durch strengere Vorschriften zur Aufbewahrung und Kennzeichnung von Laugen und Säuren, die Gefahr einer Verwechslung gemindert werden konnte. Vor allem in Getränkeflaschen aufbewahrte Bleichmittel unterliegen einer großen Verwechslungsgefahr.

Abgesehen von den ingestiven Verätzungen bei Kindern, stecken in einer Vielzahl der Fälle suizidale Absichten dahinter.

3. Pathogenese

Laugenverätzungen führen zur Kolliquationsnekrose mit eventuell nachfolgender kompletter Perforation der Speiseröhre. Säuren verursachen eine Koagulationsnekrose, die einen gewissen Schutz gegen weitere Schäden durch eindringende Säure bietet.

Bei Verätzungen kann es sekundär durch Fibrosierung im Rahmen der Wundheilung zu Stenosen und vollständiger Obstruktion des Ösophaguslumens kommen.

4. Symptomatik

Plötzlich einsetzende, anhaltende Dauerschmerzen im Rachen und retrosternal sind in Verbindung mit der Ingestionsanamnese charakteristisch. Desweiteren beklagen die Patienen massive Schmerzen beim Schlucken (Odynophagie), bishin zur kompletten Schluckunfähigkeit.

5. Diagnostik

Federführend ist die Eigen- oder Fremdanamnese in Verbindung mit dem Befund der Ösophagusschleimhaut. Bevor eine endoskopische Untersuchung durchgeführt werden darf, muss allerdings zuerst per Laryngoskopie die Intubationsnotwendigkeit und durch eine Röntgenuntersuchung eine Perforation ausgeschlossen werden.

6. Schweregrade

Die Einteilung in Schweregrade geschieht wiefolgt:

7. Therapie

7.1. Grad I

Bei Verätzungen vom Grad I muss ausser einer Schmerztherapie keine weitere Behandlung erfolgen.

7.2. Grad II, III, IV

Bei höhergradigen Verätzungen steht die Erhaltung der Vitalfunktionen und Schockbekämpfung an erster Stelle. Kommt es zur Perforation, muss in jedem Fall chirurgisch therapiert werden. Der Defekt wird dabei vernäht, beziehungsweise mit körpereigenem Material gedeckt.

Sekundär entstandene Stenosen und Osbtruktionen werden durch endoskopische Dilatatation mit einem Ballonkatheter behandelt. Bei longitudinal streifenförmigen Vernarbungen bleibt das Lumen nach einigen Sitzungen häufig offen, eine Nahrungspassage erfolgt weitgehend unproblematisch.

Zirkuläre Vernarbungen sprechen hingegen weniger gut auf die Dilatation an. Nach mehrmals erfolgloser Dilatation ist die temporäre Implantation eines Stents in Erwägung zu ziehen. Durch die gleichzeitige Anwendung von Glukokortikoiden wird die Fibrosierung im Rahmen der Wundheilung vermindert. Die Gabe von Protonenpumpeninhibitoren vermindert das Risiko einer der Dilatationstherapie sekundären Perforation.

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21.03.2024, 09:06
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