Suizid
von lateinisch: suus - selbst; caedere - töten
Synonyme: Suicidium, Selbstmord, Selbsttötung, Freitod
Englisch: suicide
Definition
Der Suizid ist die bewusste, häufig geplante Beendigung des eigenen Lebens. Dabei kommen meist gewaltsame Mittel zum Einsatz, seltener wird ein Suizid durch Unterlassung lebensnotwendiger Handlungen verübt.
Nomenklatur
In der Vergangenheit wurden die Begriffe Selbstmord und Freitod häufig synonym zum Suizid verwendet. Diese Begriffe werden jedoch zunehmend häufig kritisiert. Selbstmord impliziert das Vorliegen einer Straftat, wohingegen Freitod eine beschönigende Konnotation hat.
Epidemiologie
In Deutschland werden jährlich etwa 12.000 Suizide aufgenommen. Damit ist die Zahl der Suizide dreimal höher als die von Verkehrstoten. Vermutlich ist die Anzahl der Suizidversuche etwa zehnmal höher, als die der vollendeten Suizide. Eine Meldepflicht für Suizidversuche gibt es nicht.
Nach Statistiken der WHO sterben jedes Jahr weltweit etwa eine Million Menschen durch Selbsttötung, die geschätzte Zahl der Suizidversuche liegt bei etwa zehn Millionen. Insgesamt ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.
Statistisch sind Männer etwa dreimal häufiger vom Suizid betroffen als Frauen, die jedoch weitaus häufiger Suizidversuche unternehmen.
Die Suizidrate nimmt im Laufe des Alters kontinuierlich zu (Alterssuizid). Zudem ist im Alter die Letalität bei Suizidversuchen höher als bei jungen Menschen.
Ätiologie
Suizide können unter verschiedenen Umständen zustande kommen. In den meisten Fällen spielen bei dem suizidalen Verhalten psychische Erkrankungen (z.B. Depression, Psychose, Abhängigkeitserkrankungen) eine Rolle. Fast die Hälfte aller Suizidversuche gehen auf eine Depression zurück.
Verschiedene Risikofaktoren erhöhen das Risiko für einen Suizid. Dazu gehören z.B.:
- Suizidversuch in der Vorgeschichte (wichtigster Risikofaktor)
- Bestimmte psychische Erkrankungen
- chronische Schmerzen
- lange bestehender Schlafstörungen
- zunehmendes Alter
- Einsamkeit, Isolierung, Mangel an Sozialkontakten
- schwieriges familiäres Umfeld bei Jugendlichen und Kindern
- Ausübung eines medizinischen oder Helferberufs
- finanzielle Schwierigkeiten
- Arbeitslosigkeit
- Erleben von Gewalt in der Familie
- Lebenskrisen (Todesfälle im Umfeld, Katastrophen)
Einteilung
...nach dem auslösenden Ereignis
- Kurzschlusssuizid: eine akute, als ausweglos empfundene Krise ist Auslöser
- Konfliktsuizid: subjektiv nicht zu ertragende Konfliktsituationen wie z.B. finanzielle Krisen, zwischenmenschliche Konflikte, Rechtsstreit führen zum Suizid
- Suizide bei zunehmendem oder wiederkehrendem Leidensdruck: schwere Erkrankungen, schwere Verlusterlebnisse o.ä.
- Bilanzsuizid: Suizid nach sorgfältiger Abwägung und Bilanzierung des bisherigen Lebens oder im Terminalstadium einer tödlichen Erkrankung
- Chronische Suizidalität
...nach den beteiligten Personen
- Erweiterter Suizid (Mitnahmesuizid)
- Doppelsuizid
- Homizid-Suizid
- Massensuizid
...nach anderen Kriterien
- Suizid als Protestaktion und politisches Mittel
- Suizid als militärische Taktik ("Kamikaze")
- Erpressungssuizid
- Suizid nach dem Werther-Effekt
- Assistierter Suizid
Suizidmethoden
Generell unterscheidet man zwischen weichen und harten Suizidmethoden. Weiche Methoden umfassen dabei Ereignisse mit einer geringeren Letalität (z.B. Ingestion von Gift, Medikamentenüberdosierung, Verletzungen mit scharfen Gegenständen). Harte Methoden umfassen dagegen Ereignisse mit einer hohen Letalität (z.B. Strangulation, Erhängen, Sprung aus großer Höhe, Schusswaffen). Statistisch gesehen zeigt sich, dass Männer häufiger harte Methoden und Frauen häufiger weiche Methoden wählen. Damit einher geht auch die Differenz zwischen der höheren Prävalenz von vollendeten Suiziden und Suizidversuchen zwischen Männern und Frauen.
Eine Statistik über Suizidmethoden im Zeitraum von 2001 bis 2010 in der Schweiz ergab für die jeweiligen Geschlechter folgende Häufigkeiten: [1]
Methode | Männer | Frauen |
---|---|---|
Schusswaffen | 32,7 % | 3,8 % |
Erhängen | 29,9 % | 21,9 % |
Herunterstürzen | 10,6 % | 19,9 % |
Vergiftung | 7,6 % | 23,4 % |
Überrollen durch Züge | 6,8 % | 11,3 % |
Vergiftung durch Gase | 3,4 % | 2 % |
Ertrinken | 3,3 % | 10, 8 % |
Schneiden oder Stechen | 2,4 % | 2,1 % |
sonstige | 3,4 % | 4,8 % |
Recht
In der Bundesrepublik Deutschland ist der Suizid straffrei, auch Versuch, Anstiftung oder Beihilfe zur Selbsttötung werden nicht geahndet. Die geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung ist in Deutschland jedoch mit einer Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren belegt.
Personen, die aufgrund ihrer Garantenstellung zur Verhinderung des Suizids verpflichtet sind, können wegen Unterlassung einer Hilfestellung, bestraft werden (§ 323c StGB). Auch sind besonders Ärzte und Angehörige medizinischer Dienste verpflichtet, bei Patienten, die bereits Suizidhandlungen begonnen haben, Erste Hilfe und konsekutiv eine medizinische Versorgung durchzuführen.
Medizinische Relevanz
Die primäre Versorgung suizidaler Patienten erfolgt in der Psychiatrie und der Psychosomatik. Jedoch ist eine Sensibilität für das Thema Suizidalität in allen Fachgebieten wichtig, da Menschen, die in Kontakt mit dem Gesundheitssystem kommen, häufig Risikofaktoren für psychische Erkrankungen mitbringen (s. Ätiologie). Besonders im Rettungsdienst, in Notaufnahmen sowie in allgemeinmedizinischen Praxen ist das Thema Suizid relevant.
Prävention
Viele Patienten, die einen Suizidversuch unternehmen, haben diese Absicht im Vorfeld Angehörigen mitgeteilt und häufig auch medizinische Hilfe gesucht. Diese Botschaften müssen ernst genommen werden. Die weitläufige Annahme, dass eine Person, die über einen Suizid spricht, diesen nicht ausführt, ist falsch. Es hat sich gezeigt, dass die Ankündigung eines Suizids ein Risikofaktor für einen geplanten Suizidversuch ist. Das Erkennen der Warnhinweise ist oftmals schwierig, da die Betroffenen aus Angst und Scham ihre Suizidgedanken oft nicht direkt mitteilen. Das führt dazu, dass Betroffene in ihrer akuten Gefährdung nicht diagnostiziert werden.
Ist eine Person akut selbstgefährdend, wird sie im Zweifelsfall auch gegen ihren Willen in einer stationären psychiatrischen Einrichtung untergebracht, um eine Therapie zu erhalten (§1, Unterbringungsgesetz).
Für eine kurzfristige Betreuung suizidaler Patienten in der Akutphase stehen daneben eine Reihe von seelsorgerischen Diensten zur Verfügung.
Zur Prävention stehen viele frei verfügbare Angebote für Personen bereit, die sich in einer suizidalen Phase befinden. Eine Auflistung von Hilfsangeboten findet sich z.B. auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (s.u.).
Weblink
- Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention – Hilfsangebote
Literatur
- Schweizer Bundesamt für Gesundheit – Suizidarten, abgerufen am 10.08.2023
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – Bleib am Leben! Suizide verhindern, abgerufen am 15.08.2023
- S2k-Leitlinie – Notfallpsychiatrie, AWMF-Registernummer: 038-023, Stand 13.04.2019
Quelle
- ↑ Forum für Suizidprävention und Suizidforschung Zürich – Vergleich nach Methoden, abgerufen am 15.08.2023
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