Erhängen
Synonym: Hängen
Englisch: hanging
Definition
Als Erhängen bezeichnet man die tödliche Kompression des Halses durch ein teilweise oder vollständig um den Hals gelegtes Strangwerkzeug, wobei der Zug des eigenen Körpergewichtes die Kompression der Halsweichteile und Gefäße verursacht.
Stadien des Erhängens
Zeit | Pathophysiologie und Symptome |
---|---|
< 5 s | Bewusstlosigkeit, Stauung und Zyanose der Gesichtshaut |
ab etwa 20 s | Petechien, Blutungen aus Mund, Nase und Ohr möglich |
ab etwa 30 s | tiefe Inspiration, intermittierend auftretende Erstickungskrämpfe, verstärkte Salivation und Tränenfluss |
ab etwa 1 min | unwillkürlicher Stuhl-, Urin- und Samenabgang möglich |
etwa 1 bis 2 min | Apnoe, evtl. Schnappatmung |
etwa 5 bis 10 min | Individualtod |
etwa 20 bis 30 min | mögliche Herzaktionen im EKG |
Einteilung
Man unterscheidet das typische vom atypischen Erhängen.
Befund | typisches Erhängen | atypisches Erhängen |
---|---|---|
Strangmarke | beidseits symmetrisch zur Nackenregion ansteigend | asymmetrisch verlaufende Strangfurche |
Knoten | oberhalb des Nackenhaaransatzes in der Körpermittellinie | außerhalb der Nackenmitte, z.B. seitlich oder vorn am Hals |
Körperposition | frei hängender Körper | nicht frei hängender Körper mit Bodenkontakt |
Häufigkeit | selten | häufig |
Befunde
Äußere Leichenschau
Bei der äußeren Leichenschau lässt sich eine zum Knoten hin aufsteigende Strangmarke finden. Die Form und Textur des Strangwerkzeuges werden in der Strangmarke abgebildet. Totenflecke sind konzentrisch an Armen und Beinen (hier: strumpfhosenförmig). Petechiale Blutungen in der Lidbindehaut und im Gesicht finden sich aufgrund der unvollständigen Gefäßkompression v.a. beim atypischen Erhängen. Beim typischen Erhängen können sie sogar ganz fehlen.
Innere Leichenschau
Bei der Obduktion lässt sich eine innere Strangmarke nachweisen. Gemeint ist damit eine Kompression und Vertrocknung des subkutanen Fettgewebes im Bereich der Strangfurche. Weitere Befunde sind u.a.:
- Zungenbein-/Kehlkopffraktur
- Einblutungen in die Halsweichteile
- Tardieu-Flecken
- Simon-Blutungen
- Lungenüberblähung
- Periostblutungen an den Claviculae
Literatur
- Reinhard Dettmeyer et. al., Rechtsmedizin, Springer-Verlag, 3. Auflage
- viamedici - Strangulation, abgerufen am 25.01.2022