Clavicula
von lateinisch: clavis - Schlüssel
Synonyme: Schlüsselbein, Klavikel, Klavikula
Englisch: clavicle, collar bone
Definition
Anatomie
Die Clavicula bildet den anterioren Anteil des knöchernen Schultergürtels. Sie ist nahezu horizontal über dem vorderen oberen Anteil des Thorax positioniert. Der Knochen besteht aus einem Schaft (Corpus claviculae) und zwei Enden,
- der medial gelegenen Extremitas sternalis und
- der lateral gelegenen Extremitas acromialis.
Corpus claviculae
Das Corpus claviculae lässt sich aufgrund seines Querschnitts in ein abgeflachtes laterales Drittel und die runden bzw. prismatischen medialen zwei Drittel unterteilen.
Laterales Drittel
Die superiore Seite des lateralen Drittels der Clavicula ist abgeflacht und rau. Anterior zeigt sie Vertiefungen, in welche die Fasern des Musculus deltoideus einstrahlen, der hier einen Teil seines Ursprungs hat. Posterior sieht man entsprechende Strukturen durch den Ansatz des Musculus trapezius. Der dazwischen liegende Knochenteil grenzt unmittelbar an das Subkutangewebe und liegt tastbar unter der Haut.
Die inferiore Seite des lateralen Drittels ist flach. Sie zeigt zwei interessante Strukturen:
- das Tuberculum conoideum, in welches das Ligamentum conoideum einstrahlt und
- die Linea trapezoidea, an der das Ligamentum trapezoideum ansetzt.
Mediale zwei Drittel
Die medialen zwei Drittel der Clavicula haben einen dreieckigen Querschnitt. Sie krümmen sich konvex nach vorne bzw. konkav nach hinten. Sie weisen drei Ränder (Margo superior, Margo anterior und Margo posterior) sowie drei Flächen (Facies) auf:
Die Vorderfläche (Facies anterior) liegt zwischen der Margo superior und anterior. Sie befindet sich fast unter der Hautoberfläche und wird vom Platysma bedeckt. An ihrem unteren Ende entspringen Fasern des Musculus pectoralis major, an ihrem oberen Ende des Musculus sternocleidomastoideus.
Die Hinterfläche (Facies posterior) steht in topografischer Beziehung zum Plexus brachialis und zur Arteria und Vena subclavia. In der Nähe der Extremitas sternalis entspringen an ihr Fasern des Musculus sternohyoideus.
Die untere Fläche (Facies inferior) hat in ihrem medialen Bereich eine breite raue Oberfläche, die Tuberositas costalis, an der das Ligamentum costoclaviculare ansetzt. Der Rest der Fläche wird von einer Knochenmulde ausgefüllt, die dem Musculus subclavius als Ansatz dient. An den Rändern der Mulde setzt die Fascia coracoclavicularis an.
Gelenke
Die Clavicula steht über zwei Gelenke mit den benachbarten Knochen in Verbindung:
- die Extremitas sternalis mit dem Manubrium sterni des Brustbeins über das Sternoklavikulargelenk (Articulatio sternoclavicularis)
- die Extremitas acromialis mit dem Acromion der Scapula über das Akromioklavikulargelenk (Articulatio acromioclavicularis)
Entwicklung
Die Clavicula ist das erste verknöchernde Skelettelement des Körpers. Ihre Diaphyse entsteht bereits in der 6. bis 7. Embryonalwoche durch desmale Ossifikation. Nur die Epiphysen besitzen jeweils einen Knorpelkern (chondrale Ossifikation). An der Extremitas sternalis beginnt die Verknöcherung im 18.–20. Lebensjahr, der Schluss der Epiphysenfuge vollzieht sich erst im 20.–24. Lebensjahr
Da die desmale Ossifikation vermutlich von zwei separaten Ossifikationszentren ausgeht, kann es bei anschließender Störung ihrer Verschmelzung zu einer angeborenen Klavikulapseudarthrose kommen.
Eine Hypoplasie oder Aplasie der Clavicula kommt bei verschiedenen Fehlbildungssyndromen vor, z.B. bei der kleidokranialen Dysplasie oder der mandibuloakralen Dysplasie.
Topografie
Die durch die Mitte des Schlüsselbeins laufende Linie bezeichnet man als Medioklavikularlinie.
Klinik
Die Clavicula und ihre Gelenke sind aufgrund ihrer exponierten Lage häufig von Verletzungen betroffen. Dazu zählen u.a. die Klavikulafraktur und die Akromioklavikulargelenkluxation.
Die partielle oder vollständige chirurgische Entfernung der Clavicula nennt man Klavikulektomie.