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Plexus brachialis

Synonyme: Armgeflecht, Armplexus
Englisch: brachial plexus

1. Definition

Der Plexus brachialis ist ein Nervengeflecht des peripheren Nervensystems (PNS), das aus den anterioren Ästen (Rami) der Spinalnerven C5-C8 und Th1 gebildet wird. Aus ihm gehen Nerven für Arm, Schulter und Brust hervor.

Nerven der oberen Thoraxregion mit Plexus brachialis

2. Funktion

Der Plexus brachialis sorgt für die motorische Innervation der Schulter- und Brustmuskulatur sowie für die motorische und sensible Innervation des Arms und der Hand.

3. Embryologie

Der komplexe Aufbau des Plexus brachialis ergibt sich durch das Auswachsen der Extremitätenknospen am Ende der 4. Embryonalwoche. Im Rahmen dieses Vorgangs kommt es zu einer Verlagerung der ursprünglich segmental nebeneinander angeordneten Myotome. Die zugehörigen Nerven (Rami ventrales der Spinalnerven C5 - Th1) folgen den Myotomen und verflechten sich dadurch zum Plexus brachialis. Die mittleren Bereiche (z.B. C7) werden im Rahmen des Extremitätenwachstums am weitesten nach distal geschoben.

4. Strukturelle Gliederung

Nach strukturellen Gesichtspunkten kann man den Plexus brachialis grob in drei Abschnitte gliedern: die Trunci (Stämme), die Fasciculi (Bündel) und die daraus schließlich entspringenden Nervi (Nerven).

4.1. Trunci

Die so genannten Trunci oder Primärstämme sind die direkt auf die vorderen Spinalnervenäste folgenden Hauptstämme des Plexus brachialis, die zwischen den Skalenusmuskeln durch die senkrecht verlaufende Skalenuslücke ziehen. Aufgrund ihrer topographischen Anordnung unterscheidet man:

Zusätzlich können als anatomische Variation kleinere Faseranteile des vierten Zervikalsegments (C4) und des zweiten Thorakalsegments (Th2) an der Bildung des Plexus brachialis beteiligt sein.

Nach seinem Durchtritt durch die Skalenuslücke wird der Plexus brachialis von einer derben Bindegewebshülle eingescheidet, die ihn bis in die Axilla begleitet. Sie enthält neben den Nerven auch die Arteria und Vena axillaris.

3D-Modell der Nerven des Kopfs. Die Trunci sind mit den Nummern 21-23 markiert.

4.2. Fasciculi

Im weiteren Verlauf nach distal gibt jeder Truncus einen vorderen und einen hinteren Ast ab (Divisiones anteriores et posteriores), die wiederum die Faszikel (Bündel) oder Sekundärstämme bilden. Diese lagern sich charakteristisch um die Arteria axillaris an, sodass sich die Nomenklatur der Faszikel auf ihre Lage zur Arterie bezieht. Man unterscheidet:

  • Fasciculus lateralis: Dieser Faszikel entsteht durch die Vereinigung der Divisiones anteriores aus dem Truncus superior und dem Truncus medius.
  • Fasciculus medialis: Er entsteht aus der Divisio anterior des Truncus inferior.
  • Fasciculus posterior: Dieser Faszikel entsteht aus den drei Divisiones posteriores aller Trunci.

4.3. Endäste

Aus den einzelnen Fasciculi wiederum gehen, auch durch Zusammenlagerung von Faseranteilen aus verschiedenen Faszikeln, die einzelnen Nerven hervor. Sie werden hier kurz angerissen:

4.4. Weitere Nerven

Weiterhin entspringen direkt aus den Segmenten des Rückenmarks bzw. aus den Trunci folgende Nerven:

5. Topografische Unterteilung

Nach topografischen Gesichtspunkten kann man den Plexus brachialis in 2 Abschnitte unterteilen:

  • Pars supraclavicularis: Oberhalb der Clavicula (Schlüsselbein) gelegen
  • Pars infraclavicularis: Unterhalb der Clavicula gelegen

5.1. Pars supraclavicularis

Im supraklavikulären Teil findet man die 3 Trunci (superior, medius und inferior) und folgende Nerven:

  • Nervus dorsalis scapulae (C4, C5)
  • Nervus subclavius (C5, C6)
  • Nervus thoracicus longus (C5-C7)
  • Nervus suprascapularis (C4-C6)

5.2. Pars infraclavicularis

Im infraklavikulären Teil findet man die drei Fasciculi (lateralis, medialis und posterior) des Plexus brachialis. Sie liegen in der tiefen Schicht der Mohrenheim-Grube (Fossa infraclavicularis) und werden nach ihrer relativen Lage zur Arteria axillaris bezeichnet. Die Fasciculi und ihre Äste im Einzelnen:

  • Fasciculus lateralis
    • Nervus musculocutaneus
    • Nervus medianus (Radix lateralis)
  • Fasciculus medialis
    • Nervus ulnaris
    • Nervus cutaneus brachii medialis
    • Nervus cutaneus antebrachii medialis
    • Nervus medianus (Radix medialis)
  • Fasciculus posterior
    • Nervus radialis
    • Nervus axillaris

Kurz vor den Faszikeln gehen die kurzen infraklavikulären Äste zu den Muskeln der Schulter ab:

  • Nervus thoracodorsalis (C6-C8)
  • Nervi subscapulares (C5, C6)
  • Nervi pectorales medialis (C8, Th1) et lateralis (C5-C7)

Cave: Es gibt zahlreiche anatomische Variationen der Nervenverzweigungen. Das oben angegebene Schema stellt nur eine Möglichkeit dar. Die Nervi subscapulares und der Nervus thoracodorsalis können aus dem Fasciculus posterior hervorgehen. Der Nervus pectoralis lateralis entspringt manchmal auch aus dem Fasciculus lateralis, ebenso der Nervus pectoralis medialis aus dem Fasciculus medialis.

6. Situs

Anatomischer Situs der Regio axillaris, Quelle: Dr. Claudia Krebs, University of British Columbia

7. Klinik

7.1. Erkrankungen

Erkrankungen der Nervenplexus werden als Plexopathien oder - bei traumatischer Ursache - Plexusläsionen bezeichnet. Nach einem teilweisen oder vollständigen Abriss der Nervenwurzeln des Plexus brachialis durch Gewalteinwirkung (z.B. Zugkräfte) oder Geburtstraumen kommt es zur so genannten Armplexuslähmung. Sie macht sich durch charakteristische sensible und motorische Ausfälle im Bereich des Arms bemerkbar. Man unterscheidet eine obere Plexuslähmung vom Typ Erb-Duchenne (Segmente C5 und C6) und eine untere Plexuslähmung vom Typ Klumpke (Segmente C7, C8 und Th1).

Ist der Durchtritt des Plexus brachialis durch die hintere Skalenuslücke im Halsbereich verengt, kann sich ein so genanntes Skalenussyndrom entwickeln.

Die neuralgische Schulteramyotrophie ist eine Entzündung des Plexus brachialis, die durch zirkulierende Immunkomplexe ausgelöst wird.

Selten können auch Tumoren vom Plexus brachialis ausgehen. Dazu zählen zum Beispiel Schwannome, Neurofibrome und maligne periphere Nervenscheidentumoren (MPNST).

7.2. Diagnostik

Die Untersuchung des Plexus brachialis ist indirekt über die neurologische Funktionsprüfung der von ihm gebildeten Nerven sowie direkt über die neurophysiologische Diagnostik und neuroradiologische Bildgebung möglich. Zur Darstellung verwendet man die MR-Neurografie mit hochauflösenden MR-Systemen oder 3D-Ultraschall.

7.3. Anästhesie

Der Plexus brachialis kann bei operativen Eingriffen am Arm oder zur Behandlung von Schmerzzuständen gezielt durch Lokalanästhetika ausgeschaltet werden. Diese Form der regionalen Anästhesie bezeichnet man als Plexusanästhesie oder Plexusblockade. Man unterscheidet:

8. Merkhilfen

Um sich die Faszikel, aus denen die einzelnen Nerven entspringen, besser merken zu können, gibt es einige Merksprüche.

Merkspruch Nerv Faszikel
Marylin Nervus musculocutaneus Fasciculus lateralis
Monroe Nervus medianus Fasciculus lateralis und Fasciculus medialis
und Nervus ulnaris Fasciculus medialis
King Nervus cutaneus brachii medialis Fasciculus medialis
Kong Nervus cutaneus antebrachii medialis Fasciculus medialis
retten die Nervus radialis Fasciculus posterior
Anatomie Nervus axillaris Fasciculus posterior

Weiterhin mag recht hilfreich sein, wenn man sich folgendes merkt:
"Axel radelt zur Post": Der Nervus axillaris und radialis entspringen aus dem Fasciculus posterior.
"LAMM": Aus dem lateralen Faszikel entstammen der musculocutaneus und der medianus.
"Meine Mutter unterrichtet kleine Kinder": Aus dem "me"dialen Faszikel entstammen der "m"edianus, der "u"lnaris, der "c"utaneus brachii medialis sowie der "c"utaneus antebrachii medialis.

8.1. Nerven der Pars infraclavicularis

Faltig lacht meine pekinesische Lama-Mutante.
Fasciculus lateralis: N. medianus, N. pectoralis lateralis, N. musculocutaneus

Faulig meckert meine persische Meereskuh-Brünette, meistens ultra kumpelhaft an Mexikanern.
Fasciculus medialis: N. medianus, N. pectoralis medialis, N. cutaneus brachii medialis, N. ulnaris, N. cutaneus antebrachii medialis

Fauchend pokern Axt-suchende Todes-Radieschen.
Fasciculus posterior: N. axillaris, N. subscapularis, N. thoracodorsalis, N. radialis

8.2. Nerven der Pars supraclavicularis

Suppen-Suff dosiert skrupellosen Toaster-Lobbyismus.
N. suprascapularis, N. subclavius, N. dorsalis scapulae, N. thoracicus longus.

35 Dortmunder Spielen 57 Tage Lang 4-6 Stunden Strippoker mit 56 SUnniten. Hier werden zuerst die Segmente (C3-C7), danach die Großbuchstaben für den Nerv genannt: C3-C5 N. dorsalis scapulae; C5-C7 N. thoracicus longus; C4-C6 N. suprascapularis; C5-C6 N. subclavius

siehe auch: Plexus cervicalis, Plexus lumbalis, Plexus sacralis

9. Podcast

FlexTalk – Geht auf die Nerven: Der Plexus brachialis
FlexTalk – Geht auf die Nerven: Der Plexus brachialis

10. Quiz

11. Quelle

12. Bildquelle

Fachgebiete: Obere Extremität

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