Nervus medianus
von lateinisch: medianus - in der Mitte
Synonym: mittlerer Armnerv
Englisch: median nerve
Definition
Der Nervus medianus ist ein gemischt motorischer und sensibler Nerv des Arms, der aus dem Plexus brachialis entspringt.
Verlauf
Der Nervus medianus entspringt aus dem Fasciculus lateralis und dem Fasciculus medialis des Plexus brachialis. Er enthält Faseranteile aus den Segmenten C6 bis Th1. Seine beiden Ursprungsarme umschlingen die Arteria axillaris (sogenannte "Medianusschlinge") und laufen lateral der Arteria brachialis nach distal. Etwa auf der Höhe der Insertionsstelle des Musculus coracobrachialis über- oder unterkreuzt er die Arteria brachalis im Sulcus bicipitalis medialis und liegt dann medial des Gefäßes.
Über die mediale Seite der Ellenbeuge zieht der Nervus medianus unter der Aponeurosis musculi bicipitis weiter zum Unterarm. Dort findet man ihn zunächst zwischen den beiden Köpfen des Musculus pronator teres (Caput humerale und Caput ulnare). Man bezeichnet diese Durchtrittsstelle auch als Medianustunnel.
Im weiteren Verlauf kreuzt der Nerv die Arteria ulnaris, von der er durch den tiefen Kopf des Pronator teres getrennt ist. Zwischen dem Musculus flexor digitorum superficialis und profundus steigt er weiter zum Handgelenk ab. 4-5 cm vor dem Retinaculum flexorum steigt der Nerv aus der Tiefe des Unterarms auf und liegt dann zwischen den Sehnen des Musculus flexor digitorum superficialis und des Musculus flexor carpi radialis - teilweise überlagert von der Sehne des Musculus palmaris longus. An dieser Stelle ist er nur noch von Faszie und Haut bedeckt. Unter dem Retinaculum flexorum zieht er schließlich durch den Canalis carpi in die Hohlhand.
Äste am Unterarm
Mit Ausnahme eines Astes zum Musculus pronator teres, der manchmal proximal des Ellenbogens abgeht, gibt der Nervus medianus am Oberarm keine Äste ab. Am Unterarm besitzt er folgende Äste:
- Rami musculares (u.a. Ramus muscularis thenaris)
- Nervus interosseus (antebrachii) anterior
- Ramus cutaneus palmaris
Äste an der Hand
In der Hohlhand teilt sich der Nervus medianus in einen lateralen und einen medialen Ast auf, die folgende Nerven zu den Fingern entsenden:
Anastomosen
Die Verbindung des Nervus medianus mit dem Nervus ulnaris am Unterarm bezeichnet man als Martin-Gruber-Anastomose. Sie ist eine häufige anatomische Normvariante.
Funktion
Motorische Innervation
Der Nervus medianus innerviert motorisch fast alle Flexoren der Unterarmmuskulatur. Ausnahmen bilden lediglich der Musculus flexor carpi ulnaris und der ulnare Anteil des Musculus flexor digitorum profundus (beide vom Nervus ulnaris innerviert). Darüber hinaus versorgt er alle Pronatoren. Der Nerv ist daher primär für die Beugung der Finger und der Hand sowie die Pronation verantwortlich. Weiterhin versorgt er Teile der Muskulatur des Daumenballens (Thenarmuskulatur) und zwei der kurzen Muskeln der Mittelhand.
Unterarm
- Musculus flexor carpi radialis
- Musculus flexor digitorum profundus, radiale Hälfte
- Musculus flexor digitorum superficialis
- Musculus flexor pollicis longus
- Musculus palmaris longus
- Musculus pronator quadratus
- Musculus pronator teres
Hand
- Musculus abductor pollicis brevis
- Musculus flexor pollicis brevis, Caput superficiale
- Musculus opponens pollicis
- Musculi lumbricales I und II
Sensible Innervation
Auf der Palmarfläche der Hand versorgt der Nervus medianus sensibel die Haut über dem Daumenballen und die radiale Hälfte der Hohlhand (Palma manus). Auf dieser Seite versorgt er ebenfalls die Haut des Daumens, des Zeige- und Mittelfingers, sowie die radiale Hälfte des Ringfingers. Auf der Dorsalseite der Hand versorgt er die distalen Enden der Finger I-III ab dem proximalen Interphalangealgelenkes (PIP) sowie die radiale Hälfte des Ringfinger-Endglieds.
Klinik
Die Lähmung des Nervus medianus wird als Medianusparese bezeichnet. Bei dieser neurologischen Störung ist der Faustschluss nicht mehr möglich. Beim Versuch, die Faust zu schließen, können Daumen, Zeige- und Mittelfinger nicht mehr vollständig gebeugt werden, was sich klinisch als sogenannte Schwurhand zeigt. Zusätzlich kommt es zu einem Sensibilitätsausfall in den oben beschriebenen Versorgungsgebieten. Bei einer proximalen Medianusläsion tritt darüber hinaus eine Pronationsschwäche auf.
Eine häufige Erkrankung des Nervus medianus ist das Karpaltunnelsyndrom mit Parästhesien im Bereich der Hand und - bei längerem Bestehen - Atrophie der Thenarmuskulatur.
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