Nervus ulnaris
von lateinisch: ulna - Elle
Synonym: Ellennerv
Englisch: ulnar nerve
Definition
Der Nervus ulnaris ist ein gemischt motorischer und sensibler Nerv des Arms, der aus dem Fasciculus medialis des Plexus brachialis entspringt. Er enthält Faseranteile aus C8 und Th1.
Verlauf
Der Nervus ulnaris verläuft entlang der medialen Seite des Armes zum Unterarm und zur Hand. An seinem Ursprung liegt er medial der Arteria axillaris und begleitet die aus ihr hervorgehende Arteria brachialis im Sulcus bicipitalis medialis bis etwa zur Mitte des Oberarms. Dort durchstößt er das Septum intermusculare brachii mediale, überquert den mittleren Kopf des Musculus triceps brachii und läuft zum Sulcus nervi ulnaris zwischen dem Epicondylus medialis und dem Olecranon der Ulna.
Am Ellenbogen schmiegt er sich weiter an die Rückseite des Epicondylus medialis und erreicht zwischen den beiden Muskelköpfen des Musculus flexor carpi ulnaris den Unterarm. Dort zieht der Nerv an der Ulnarseite weiter nach distal, wobei er auf dem Musculus flexor digitorum profundus liegt. Im oberen 1/3 des Unterarms wird er dabei noch vom Musculus flexor carpi ulnaris überlagert und verläuft getrennt von der Arteria ulnaris. In den distalen 2/3 verläuft er eng an der Medialseite dieser Arterie.
Er spaltet sich vor dem Handgelenk in einen Ramus superficialis und profundus. Der Ramus profundus verläuft mit der Arteria ulnaris am Handgelenk oberhalb des Retinaculum flexorum durch die sogenannte Guyon-Loge (Canalis ulnaris). Lateral wird sie vom Os pisiforme begrenzt, palmar bilden das Ligamentum carpi palmare und der Musculus palmaris brevis die Begrenzung.
Äste am Unterarm
- Ramus articularis cubiti
- Rami musculares
- Ramus palmaris
- Ramus dorsalis
Äste an der Hand
- Ramus superficialis (gemischt, überwiegend sensibel)
- Ramus muscularis zum Musculus palmaris brevis
- Nervus digitalis palmaris communis (1), aus dem zwei Nervi digitales palmares proprii hervorgehen
- Ramus profundus (rein motorisch)
Anastomosen
Die Verbindung des Nervus ulnaris mit dem Nervus medianus bezeichnet man als Martin-Gruber-Anastomose. Sie ist eine häufige anatomische Normvariante.
Funktion
Motorische Innervation
Der Nervus ulnaris innerviert motorisch Teile der Unterarmmuskulatur und unterstützt dadurch die Beugung in den Fingergelenken und im Handgelenk. Sein wichtigstes Versorgungsgebiet ist die Handmuskulatur. Er versorgt größte Teile der Muskulatur des Daumenballens (Thenarmuskulatur) und die Muskulatur des Kleinfingerballens (Hypothenarmuskulatur) sowie den Großteil der kurzen Muskeln der Mittelhand, die unter anderem für das Spreizen und Schließen der Finger verantwortlich sind.
Unterarm
- Musculus flexor carpi ulnaris
- Musculus flexor digitorum profundus, ulnare Hälfte
Hand
- Musculi interossei palmares
- Musculi interossei dorsales
- Musculi lumbricales III und IV
- Musculus abductor digiti minimi
- Musculus flexor digiti minimi brevis
- Musculus opponens digiti minimi
- Musculus adductor pollicis
- Musculus flexor pollicis brevis, Caput profundum
- Musculus palmaris brevis
Sensible Innervation
Der Nervus ulnaris versorgt sensibel die Haut über dem Kleinfingerballen und die korrespondierende Region auf der Ulnarseite des Handrückens. Seine Endäste versorgen vollständig den Kleinfinger und die ulnare Hälfte des Ringfingers, auf der Dorsalseite zusätzlich die radiale Ringfingerhälfte und die ulnare Mittelfingerhälfte bis etwa zu den Mittelphalangen.
Klinik
Der Nervus ulnaris kann durch ein Trauma (z.B. Fraktur) im Bereich des Ellenbogens leicht verletzt werden. Bereits durch Stoß oder Schlag auf den Nerven kommt es zu einem stromschlagähnlichen Gefühl im Arm, weshalb die Region auch als "Musikantenknochen" (Deutschland), "Surrbein" (Schweiz), oder "narrisches Band'l" (Österreich) bezeichnet wird.
Die Passage des Nerven durch den Sulcus nervi ulnaris stellt eine Engstelle dar, die Ursache für das sogenannte Ulnarisrinnensyndrom sein kann.
Ein vollständiger Ausfall des Nervus ulnaris (Ulnarislähmung) führt zu einer Lähmung der kurzen Fingermuskeln und damit zum Krankheitsbild der Krallenhand.
Als Loge-de-Guyon-Syndrom bezeichnet man eine Schädigung des Nervus ulnaris an der Ulnarseite des Handgelenks im Bereich der sog. Guyon-Loge.
Der Nervus ulnaris ist der am häufigsten verwendete Nerv für die Relaxometrie.
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Literatur
- Waldeyer et al., Anatomie des Menschen: Lehrbuch und Atlas in einem Band (De Gruyter Studium) (19th totaly rev. ed.), De Gruyter, 2012
- Aumüller et al., Duale Reihe Anatomie: Mit Online-Zugang (5. aktualisierte Aufl.), Thieme, 2020
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