Nervus radialis
von lateinisch: radius - Strahl
Synonym: Speichennerv
Englisch: radial nerve
Definition
Der Nervus radialis ist ein gemischt motorischer und sensibler Nerv des Arms, der aus dem Plexus brachialis entspringt und an der Innervation der Muskulatur von Ober- und Unterarm beteiligt ist.
Verlauf
Der Nervus radialis entspringt aus dem Fasciculus posterior des Plexus brachialis. Er enthält Nervenfasern der Segmente C5 bis C8 bzw. Th1. In seinem Verlauf zieht der Nervus radialis gemeinsam mit der Arteria profunda brachii durch den Trizepsschlitz und von dort weiter im Canalis nervi radialis bzw. Sulcus nervi radialis um die Dorsalseite des Humerus herum. Er durchstößt das Septum intermusculare brachii laterale ca. 10 cm proximal des Epicondylus lateralis humeri. Mit der Arteria collateralis radialis verläuft er gemeinsam im Sulcus bicipitalis lateralis und zieht durch den Radialistunnel zur Fossa cubitalis. Dort gibt er Rami musculares zu den brachioradialen Muskeln ab und teilt sich in einen motorischen Ramus profundus und einen sensiblen Ramus superficialis.
Ramus profundus
Der motorische Ramus profundus zieht auf der Dorsalseite des Unterarms durch den Musculus supinator und gelangt – indem er sich um den Radius windet – in die Extensorenloge des Unterarms und von dort bis zur Hand. Seinen tiefen Endast bezeichnet man als Nervus interosseus posterior.
Ramus superficialis
Der sensible Ramus superficialis orientiert sich am Musculus brachioradialis und zieht im Sulcus antebrachii radialis an die Seite der Arteria radialis. Er unterkreuzt im distalen Drittel des Unterarmes die Sehne des Musculus brachioradialis und gelangt so auf die Extensorenseite. Dort anastomosiert er mit Ästen des Ramus dorsalis des Nervus ulnaris. Der Ramus superficialis teilt sich in seiner Endstrecke in 5 Nervi digitales dorsales auf.
Weitere Äste
- Nervus cutaneus brachii dorsalis: Versorgt sensibel die Haut auf der Rückseite des Oberarmes
- Nervus cutaneus antebrachii dorsalis: Geht im Sulcus nervi radialis ab, durchbricht die oberflächliche Faszie und versorgt schließlich die Haut auf der Extensorenseite am Unterarm.
- Nervus interosseus posterior: Liegt auf der Membrana interossea und versorgt die tiefe Schicht der Extensoren des Unterarms sowie das Handgelenk.
- Nervus cutaneus brachii lateralis inferior: Versorgt sensibel die latere und dorsale Oberarmhaut
Funktion
Motorische Innervation
Der Nervus radialis innerviert primär die Muskulatur auf der Dorsalseite des Ober- und Unterarms, darunter die Extensoren und die langen Handmuskeln. Er ist daher vor allem für die Streckung der Finger und der Hand verantwortlich.
Oberarm
Am Oberarm versorgt ein kleiner Anteil des Nervus radialis auch den Musculus brachialis - wahrscheinlich mit Fasern, die der Propriozeption dienen.
Unterarm
- Musculus brachioradialis
- Musculus extensor carpi radialis longus
- Musculus extensor carpi radialis brevis
- Musculus extensor indicis
- Musculus abductor pollicis longus
- Musculus supinator
- Musculus extensor digitorum
- Musculus extensor pollicis longus
- Musculus extensor pollicis brevis
- Musculus extensor carpi ulnaris
- Musculus extensor digiti minimi
Sensible Innervation
Der Nervus radialis innerviert sensibel die Haut auf der Dorsal- und Lateralseite des Armes. Seine Endäste versorgen die Haut auf der Dorsalseite der radialen 2 1/2 Finger. Die Innervation der beiden Endglieder der Finger I bis III erfolgt hingegen weitgehend durch die von palmar kommenden Nervi digitales palmares proprii des Nervus medianus.
Klinik
Eine Läsion des Nervus radialis bezeichnet man als Radialisparese. Man unterscheidet nach der Lokalisation der Schädigung:
Bei einer oberen Radialislähmung, beispielsweise nach einer Humerusfraktur, kommt es zum Ausfall der gesamten Streckmuskulatur von Arm und Hand. Dies manifestiert sich besonders in einem schlaffen Herabhängen der Hand im Handgelenk (Fallhand). Der Trizepssehnenreflex (TSR) und der Radiusperiostreflex (RPR) sind abgeschwächt.
Die untere Radialislähmung entsteht durch eine Kompression des Nervus radialis in der Supinatorloge, man spricht auch vom Supinatortunnel-Syndrom.
Eine Verletzung des sensiblen Ramus superficialis führt zum Wartenberg-Syndrom.
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