Mittlere Radialislähmung
Synonyme: mittlere Radialisparese, Parkbank-Lähmung, Honeymoon-Paralyse
Englisch: saturday night palsy, honeymoon palsy
Definition
Unter einer mittleren Radialislähmung versteht man eine Läsion des Nervus radialis im Bereich des distalen Oberarms im Sulcus radialis.
Ätiopathogenese
Die Läsion des Nervus radialis im Bereich des distalen Oberarms wird häufig durch eine länger anhaltende Druckeinwirkung ausgelöst, z.B.
- wenn der Arm für längere Zeit ungünstig einer harten Parkbank auflag ("Parkbank-Lähmung"),
- bei zu eng anliegendem Gipsverband,
- durch nächtliches Aufliegen des Kopfes eines Partners ("Honeymoon-Paralyse"),
- durch Einschlafen im Sitzen mit über der Armlehne hängendem Arm ("saturday night palsy").
Die mittlere Radialislähmung wird aber auch nach Frakturen des Oberarmknochens (Humerus) beobachtet.
Klinik
Die mittlere Radialislähmung führt zu Einschränkungen der Supination, der Extension im Handgelenk, der Ulnarabduktion und der Radialabduktion. Die Einschränkungen werden durch den Ausfall des Musculus extensor carpi radialis longus, Musculus extensor carpi radialis brevis, Musculus supinator und Musculus extensor carpi ulnaris hervorgerufen.
In den Fingergelenken und dem Handgelenk kann keine Streckung durchgeführt werden, man spricht auch vom Fallfinger und der Fallhand. Diese sind durch den Ausfall des Musculus extensor digitorum, Musculus extensor digiti minimi, Musculus extensor pollicis longus, Musculus extensor pollicis brevis, und Musculus extensor indicis bedingt.
Durch eine Parese des Musculus brachioradialis kann der Unterarm in Mittelstellung nur noch schlecht gebeugt werden. Der Radiusperiostreflex (RPR) ist abgeschwächt.
Im Bereich des radialen Unterarms sowie im Spatium interosseum I werden Sensibilitätsstörungen beobachtet. Am Oberarm ist die Sensibilität nicht vermindert.
Da die Nervenfasern für den Musculus triceps brachii weiter proximal abgehen, bleibt der Trizepssehnenreflex (TSR) erhalten.
Diagnostik
Zur Diagnose führen Anamnese und die neurologische Untersuchung. Dabei sollte vor allem untersucht werden, ob der Unterarm noch gestreckt und in Mittelstellung gebeugt werden kann. Auch die Streckfähigkeit der Hand und der Finger ist zu überprüfen.
Weiterhin werden der TSR und der RPR dazu genutzt, um die Höhe der Läsion zu bestimmen und die mittlere Radialislähmung von der oberen Radialislähmung ("Krückenlähmung") abzugrenzen. Wenn anhand der klinischen Untersuchung keine Diagnose getroffen werden kann, sind eine Elektroneurographie und -myographie die nächsten Schritte.
Therapie
Die durch eine Druckläsion hervorgerufende mittlere Radialislähmung bedarf in der Regel keiner Therapie. Es sollte abgewartet und der Arm geschont werden. Die Prognose der Druckläsion ist gut, häufig bessern sich die Symptome bereits nach einigen Tagen.
Eine Fraktur des Oberarmschaftes mit Läsion des Nervus radialis wird häufig operativ behandelt. Bei Trümmerfraktur und Kontinuitätsunterbrechung sollte eine operative Rekonstruktion erfolgen.
um diese Funktion zu nutzen.