Interskalenäre Plexusblockade
Synonyme: Interskalenäre Plexusanästhesie, interscalenäre Plexusblockade
Definition
Die interskalenäre Plexusblockade ist eine Form der Regionalanästhesie, die bei operativen Eingriffen an der Schulter und am Oberarm eingesetzt wird. Durch die Injektion eines Lokalanästhetikums werden die Nervenstränge des Plexus brachialis temporär ausgeschaltet.
Indikationen
- Eingriffe an der Schulter, am proximalen Oberarm und am lateralen Teil der Clavicula
Vorgehen
Der Patient befindet sich in Rückenlage. Der Kopf wird leicht zur Gegenseite gedreht. Die Punktion erfolgt heute (2021) in der Regel ultraschallgesteuert. Die Sonografie bietet den Vorteil, dass die Kanüle unter Sicht näher an die Nerven geführt werden kann, was zu einer höheren Erfolgsrate führt. Außerdem ist eine geringere Menge des Lokalanästhetikums notwendig. Die Punktionsnadel führt man in In-Plane-Technik oder Out-of-Plane-Technik.
Bei "blinder" Punktion wird die korrekte Kanülenposition mit Hife eines Nervenstimulators kontrolliert. Dabei wird die Punktion am Hinterrand des Musculus sternocleidomastoideus in kaudolaterale Richtung geführt. Bei richtiger Lage ergibt sich eine muskuläre Reizantwort des Musculus deltoideus, Musculus biceps brachii und Musculus triceps brachii.
- Die Punktionsstelle wird mit Desinfektionsmittel abgewaschen und steril abgedeckt.
- Lokalanästhesie im Bereich der Einstichstelle
- Als äußere Landmarken dienen der Musculus sternocleidomastoideus, die Skalenuslücke und das Krikoid.
- Zielstruktur ist der interskalenäre Anteil des Plexus brachialis zwischen dem Musculus scalenus anterior und dem Musculus scalenus medius unterhalb des Ringknorpels. Die Plexusanteile der Segmente C5 bis C7 zeigen sich als echoarme Struktur zwischen den Muskeln.
- Nach Erreichen der Zielposition werden bei ultraschallgeführtem Vorgehen etwa 5 bis 10 ml, bei Nervenstimulation 10–30 ml Lokalanästhetikum instilliert.
Der Anästhesieerfolg wird abschließend durch Sensibilitätstestung der Hautreale (Pin-Prick-Methode) und motorische Testung der Kennmuskeln überprüft.
Lokalanästhetika
Als Lokalanästhetika werden u.a. verwendet:
Risiken
Allgemeine Risiken
- Nervenverletzung durch die Kanüle
- Nervenschädigung durch intraneurale Injektion
- Akzidentelle Gefäßpunktion mit Blutung (z.B. Arteria vertebralis, Arteria transversa colli, Arteria dorsalis scapulae, Arteria suprascapularis)
- Akzidentelle intravasale Injektion
- Kardiovaskuläre Nebenwirkungen (Bradykardie, Hypotonie, Kreislaufstillstand)
- ZNS-Nebenwirkungen (Krampfanfälle, Bewusstseinsstörungen)
- Infektion
Spezielle Risiken
- Phrenikusparese
- Horner-Syndrom
- epidurale oder spinale Injektion
Die neurologischen Ausfälle sind in der Regel passager.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber Lokalanästhetika
- Infektionen oder Tumoren im Bereich der Einstichstelle
- Gerinnungsstörungen, medikamentöse Antikoagulation (relativ)
- Kontralaterale Phrenikus- oder Recurrensparese
Literatur
- Biscoping J et al.: Periphere Blockaden der oberen Extremität: Vorgehensweise Landmarken-gestützter und Ultraschall-gesteuerter Verfahren. Anästh Intensivmed 2015;56:244-252
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