Supraklavikuläre Plexusblockade
Synonyme: Supraklavikuläre Plexusanästhesie, supraclaviculäre Plexusblockade
Definition
Die supraklavikuläre Plexusblockade ist eine Form der Regional- bzw. Plexusanästhesie, bei der die Punktionsstelle oberhalb des Schlüsselbeins liegt. Durch die Injektion eines Lokalanästhetikums werden die Nervenstränge des Plexus brachialis temporär ausgeschaltet.
Indikation
- Chirurgische Eingriffe am Arm und an der Schulter (bei gleichzeitiger Blockade des Nervus suprascapularis)
- Schmerztherapie, z.B. bei Neuralgien, CRPS oder Phantomschmerzen
Vorgehen
Der Patient befindet sich in Rückenlage oder leichter Seitenlage. Der Kopf wird leicht zur Gegenseite gedreht. Die Punktion erfolgt grundsätzlich ultraschallgesteuert. Ein "blindes" Vorgehen ohne Ultraschall ist wegen der Gefahr eines Pneumothorax bei dieser Form der Plexusanästhesie nicht indiziert. Die Sonografie ermöglicht die Führung der Kanüle unter Sicht, was zu einer höheren Erfolgsrate führt. Außerdem ist eine geringere Menge des Lokalanästhetikums notwendig. Die Punktionsnadel sollte dabei aus Sicherheitsgründen in In-Plane-Technik geführt werden.
- Die Punktionsstelle wird mit Desinfektionsmittel abgewaschen und steril abgedeckt.
- Lokalanästhesie im Bereich der Einstichstelle
- Zur Punktion verwendet man z.B. eine 5 cm lange Kanüle mit 21 G.
- Als Landmarken dienen u.a. das Schlüsselbein, die Arteria subclavia, die erste Rippe, der Musculus omohyoideus, die Skalenusmuskeln und die Pleura.
- Der Schallkopf wird parallel gestellt hinter der Clavicula aufgesetzt und von dort in den Thorax gekippt. Zur sicheren Orientierung sollten die erste Rippe, die Pleura und die Arteria subclavia dargestellt werden. Die Trunci oder Faszikel des Plexus brachialis sind lateral der Arteria subclavia als echoarme Strukturen sichtbar.
- Zielstruktur für die Injektion sind die drei Trunci des Plexus brachialis, die anterolateral der Arteria subclavia in der Fossa supraclavicularis major zwischen 1. Rippe und Musculus omohyoideus liegen. Die Nische zwischen 1. Rippe, Arteria subclavia und Truncus inferior sollte dabei mit erfasst werden, um das Segment C8 sicher zu anästhesieren.
- Nach Erreichen der Zielposition werden zwischen 10 und 30 ml Lokalanästhetikum instilliert - abhängig davon, ob eine Anästhesie oder Analgesie erreicht werden soll.
- Bei erhöhtem Widerstand oder inadäquater Verteilung des Lokalanästhetikums muss man die Nadelposition korrigieren.
Der Anästhesieerfolg wird abschließend durch Sensibilitätstestung der Hautreale (Pin-Prick-Methode) und motorische Testung der Kennmuskeln überprüft.
Lokalanästhetika
Für Plexusanästhesien werden verschiedene kurz wirksame, mittellang wirksame und lang wirksame Lokalanästhetika allein oder in Kombination eingesetzt, zum Beispiel:
Risiken
Allgemeine Risiken
- Nervenverletzung durch die Kanüle
- Nervenschädigung durch intraneurale Injektion
- Akzidentelle Gefäßpunktion mit Blutung (z.B. Arteria subclavia, Arteria dorsalis scapulae, Arteria suprascapularis)
- Akzidentelle intravasale Injektion
- Kardiovaskuläre Nebenwirkungen (Bradykardie, Hypotonie, Kreislaufstillstand)
- ZNS-Nebenwirkungen (Krampfanfälle, Bewusstseinsstörungen)
- Infektion
Spezielle Risiken
Die neurologischen Ausfälle sind in der Regel passager.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber Lokalanästhetika
- Infektionen oder Tumoren im Bereich der Einstichstelle
- Kontralaterale Recurrensparese
- Gerinnungsstörungen, medikamentöse Antikoagulation (relativ)
Literatur
- Biscoping J et al.: Periphere Blockaden der oberen Extremität: Vorgehensweise Landmarken-gestützter und Ultraschall-gesteuerter Verfahren. Anästh Intensivmed 2015;56:244-252
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