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Phantomschmerz

Englisch: phantom pain

1. Definition

Phantomschmerzen sind Schmerzen, die nach einer Amputation in dem nicht mehr vorhandenen Körperteil empfunden werden. Sie können vom Patienten i. d. R. außerhalb des Körpers sehr genau lokalisiert werden.

Nach einer Zahnextraktion können im Bereich des entfernten Zahns ebenfalls Phantomschmerzen auftreten.

2. Ätiologie

Die genaue Ursache von Phantomschmerzen ist noch nicht vollständig erforscht. Als Ursache wird ein komplexes psychophysisches Geschehen angenommen. Die zahlreichen Theorien lassen sich in drei große Gruppen zusammen fassen:

  • Periphere Ursachen
    • Schmerzentstehung im Rahmen der Nervenregeneration
    • Schmerzentstehung durch Neurombildung
    • Erregung der blinden Nervenenden durch lokale Reiz- und Entzündungsprozesse
  • Spinale Ursachen
    • Schmerzentstehung im Rückenmark durch den Verlust afferenter Reize ("Deafferentiation")
  • Zentralnervöse Ursachen
    • Veränderung der zentralen Schmerzwahrnehmung im Thalamus und im Cortex

Man geht davon aus, dass das eigene "Bild" vom Körper trotz Amputation weiter fortbesteht. Durch die Amputation endet schlagartig die Weiterleitung von Empfindungen aus dem abgetrennten Glied. In Folge dessen verändert sich das Reizmuster, welches über das Rückenmark ins Gehirn gelangt.

3. Häufigkeit

Die Angaben zur Häufigkeit von Phantomschmerzen nach Amputationen sind außerordentlich schwankend und u.a. abhängig von der Lokalisation des amputierten Körperteils. Die mittlere Inzidenz akuter Phantomschmerzen wird mit 50% bis 60% der Operierten angegeben. Die Häufigkeit des Auftretens scheint zu steigen, je körperzentraler die Amputation durchgeführt wird und hängt entscheidend vom Zeitpunkt des Therapiebeginns ab.

Phantomschmerzen können entweder gleich nach der Operation, aber auch erst Wochen oder Monate bzw. sogar Jahre danach auftreten. Bei 85% bis 97% der Fälle treten Phantomschmerzen im ersten Monat nach der Amputation auf. Ein Jahr nach der Amputation klagen lediglich 10% der Betroffenen über den erstmaligen Auftritt von Phantomschmerzen, aber 60% über eine weiterhin bestehende Schmerzbelastung.

Eine dänische Studie aus dem Jahre 1997 geht davon aus, dass die Intensität und Dauer des voroperativen Schmerzes ein wesentlicher Faktor für das spätere Auftreten von Phantomschmerzen ist. Die Reproduktion auf das Phantomglied erfolgt demnach durch den vor der Amputation herrschenden Schmerz.

4. Diagnose

Die Bestimmung des Phantomschmerzes ergibt sich in erster Linie aus den Beschreibungen des Patienten. Durch weitere Untersuchungen muss jedoch eine krankhafte Veränderung, die einer gezielten Behandlung bedarf, ausgeschlossen werden. Hierzu gehören sämtliche Ursachen von Stumpfschmerzen.

5. Symptome

In der Mehrzahl der Fälle berichten Betroffene von wiederholten Schmerzattacken, jedoch seltener von einem kontinuierlichen Schmerz. Beschrieben werden kann der Phantomschmerz als scharfer Schmerz mit einem stechenden, schneidenden, brennenden oder krampfartigen Charakter.

Die Schmerzen können außergewöhnliche Ausmaße annehmen und führen teilweise zu Suizidversuchen.

6. Prophylaxe

Der zusätzliche Einsatz von Lokalanästhetika zur Nervenblockade während der Amputation scheint die Inzidenz von Phantomschmerzen zu vermindern.

7. Therapie

Je nach Dauer und Intenstität der Schmerzbelastung kommen unterschiedliche Therapieformen zum Einsatz. Schwere Schmerzfälle werden durch Opiate (z.B. Morphin) behandelt. Bei einer Dauertherapie (kontinuierlich und dauerhaft auftretender Schmerz) erfolgt die Behandlung durch eine Kombination verschiedener Medikamente. Hierbei ist ein eigenes und festes Schema für jeden Patienten notwendig. Oftmals ist es auch sinnvoll, eine Kombinationstherapie aus mehreren Medikamenten und/oder physikalischen Behandlungen zu erstellen.

Letztendlich gibt es bis heute keinen einheitlichen Therapieansatz zur Behandlung von Phantomschmerzen. Mögliche therapeutische Optionen sind:

Ein interessanter Therapieansatz ist darüber hinaus die Simulation der verlorenen Extremität mittels Virtual Reality (VR).

Fachgebiete: Anästhesiologie

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