Nase
von lateinisch: nasus - Nase
Synonym: Nasus
Englisch: nose
Definition
Die Nase ist ein essentieller Bestandteil des menschlichen Gesichts. Die von ihr umschlossenen Hohlräume gehören funktionell zu den oberen Atemwegen. Sie erfüllt wichtige Funktionen im Rahmen der Atmung und der Geruchswahrnehmung.
Anatomie
Die Nase lässt sich anatomisch grob in die äußere (Nasus externus) und die innere Nase (Nasus internus) einteilen. Die äußere Nase bildet die Regio nasalis des Gesichts. Die knöcherne Grundlage beider Abschnitte ist das Nasenskelett.
Äußere Nase (Nasus externus)
Die äußere Nase besteht im Wesentlichen aus dem vorderen Teil des Nasenskeletts, der knöchernen Nasenpyramide, und einem flexiblen Knorpelgerüst, dem Nasenknorpel. Der knöcherne Nasenrücken (Dorsum nasi) lässt sich gut durch die dünne Haut tasten.
Der Nasenknorpel ist kein zusammenhängendes Knorpelgebilde, sondern ein Konstrukt aus mehreren Knorpelelementen, die mit Ausnahme des Septumknorpels paarig vorliegen. Dazu zählen:
- Cartilago nasi lateralis ("Dreiecksknorpel")
- Cartilago alaris major ("Flügelknorpel")
- Cartilagines alares minores ("Sesamknorpel")
- Cartilago septi nasi ("Septumknorpel")
Der Knorpel dient der Beweglichkeit, da sonst schon kleine Stöße gegen die Nase Verletzungen nach sich ziehen würden. Über diesem Stützgerüst liegt ein Weichteilmantel aus Subkutangewebe mit kollagenen Faserzügen, Gesichtsmuskeln und Haut.
Die beiden am kaudalen Ende der Nase sichtbaren Nasenlöcher (Nares) werden lateral von den Nasenflügeln (Alae nasi), medial vom Nasensteg begrenzt. Letzterer grenzt kaudal an das Philtrum.
Die Form der Nase, insbesondere die Größe der Nasenlöcher, ist nach Ansicht einiger Autoren genetisch wesentlich vom Umgebungsklima bestimmt. In warm-feuchten Klimaregionen dominieren breitere Nasenlöcher, während in kälteren Klimazonen engere Nasenlöcher einen evolutionären Vorteil bieten sollen.[1]
Innere Nase (Nasus internus)
Die Nasenlöcher bilden den Zugang zur inneren Nase. Sie besteht aus der Nasenhöhle (Cavum nasi), die durch die Nasenscheidewand (Septum nasi) sagittal in zwei spiegelsymmetrische Hälften geteilt wird. An der Nasenscheidewand unterscheidet man - wie bei der äußeren Nase - ein knöchernes und ein knorpeliges Septum.
Die Nasenhöhle lässt sich weiter in zwei Abschnitte unterteilen
- Nasenvorhof (Vestibulum nasi) und
- Nasenhaupthöhle (Cavum nasi proprium).
Die Grenze zwischen den beiden Abschnitten bildet eine kleine Schleimhautfalte, der Limen nasi. Hier befindet sich der kleinste Querschnitt der Nasenhöhle, der sogenannte Isthmus nasi. Der Bereich vor dem Isthmus wird gelegentlich auch als Ostium internum nasi adressiert. Aus funktioneller Sicht bezeichnet man diesen Übergangsbereich vom Vorhof in die Haupthöhle auch als innere Nasenklappe.
Innerhalb der Nasenhaupthöhle finden sich an der lateralen Nasenwand die drei Nasenmuscheln (Conchae nasales) und die zwischen ihnen befindlichen drei Nasengänge (Meati nasi). Im oberen Nasengang ist das Geruchsorgan (Organum olfactus) lokalisiert.
Nach dorsal hin bilden die Choanen die hintere Öffnung der inneren Nase und den Zugang zum Nasenrachenraum (Nasopharynx).
Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales)
Die Nasennebenhöhlen sind Pneumatisationsräume, die als Aussackungen der Nasenhöhle in die angrenzenden Schädelknochen hineinragen. Sie werden von einigen Autoren auch zur inneren Nase gezählt, da sie mit der Nasenhöhle eine funktionelle Einheit bilden. Zu ihnen gehören:
- Sinus frontalis (Stirnhöhle)
- Sinus maxillaris (Kieferhöhle)
- Cellulae ethmoidales (Siebbeinzellen)
- Sinus sphenoidalis (Keilbeinhöhle)
Die Pneumatisationsräume des Schädels in einer a.p.-Röntgenaufnahme: orange - Nasenhaupthöhle, rosa - Stirnhöhle, gelb - Siebbeinzellen, grün - Kieferhöhle, türkis - Mastoidzellen
Muskulatur
Die Weichteile und Knorpel der Nase können durch die mimische Muskulatur in gewissen Grenzen bewegt werden. Zu den Muskeln, die einen Einfluss auf die Form und Lage der Nase haben, zählen u.a.:
- Musculus nasalis
- Musculus levator labii superioris alaeque nasi
- Musculus depressor septi nasi
- Musculus procerus
Bänder
Die Formstabilität der Nasenweichteile wird durch eine fibromuskuläre Schicht im Subkutangewebe gewährleistet, die dafür sorgt, das es zu keiner schwerkraftbedingten Absenkung der Weichteile kommt. Sie bildet den nasalen Teil des sogenannten SMAS. Darüber hinaus verbinden perichondrale Faserstrukturen die verschiedenen Nasenknorpel und sorgen so für die Konsistenz ihrer räumlichen Anordnung. Als distinkte "Bänder" werden in der chirurgischen Anatomie u.a. das Pitanguy-Ligament, das interdomale Ligament und die Scroll-Ligamente abgegrenzt.[2]
Leitungsbahnen
Die arterielle Versorgung der Nasenhöhle erfolgt vor allem durch die Arteriae ethmoidales und die Arteria sphenopalatina. Die äußere Nase erhält ihr arterielles Blut unter anderem aus der Arteria nasalis lateralis und der Arteria dorsalis nasi.
Das venöse Blut fließt über verschiedene Gesichtsvenen aus der Nase ab, u.a. über die Vena angularis und die Vena labialis superior.
Für die sensible Innervation der Nasenschleimhaut sind zwei Äste des Nervus trigeminus, der Nervus ophthalmicus und der Nervus maxillaris verantwortlich. Die sensorische Innervation erfolgt durch den Nervus olfactorius (1. Hirnnerv) bzw. die Fila olfactoria (Riechfäden). Die Weiterleitung der Geruchswahrnehmung übernimmt die Riechbahn.
Lagebezeichnungen
- infranasal: unterhalb der Nase
- supranasal: oberhalb der Nase
- intranasal: innerhalb der Nase
- transnasal: durch bzw. über die Nase
- endonasal: in der Nase
Embryologie
Die Nase entwickelt sich aus der paarigen Nasenplakode, die sich während der 4. Entwicklungswoche aus Ektoderm am Ende des Stirnnasenwulsts bildet.
Eine anschließende Proliferation des Mesoderms lässt aus der Nasenplakode das Riechgrübchen und Riechsäckchen entstehen. Dadurch wird beidseits ein medialer von einem lateralen Nasenwulst abgegrenzt.
Histologie
Die innere Nase ist - mit Ausnahme des Nasenvorhofs - mit Nasenschleimhaut (Mucosa nasi) ausgekleidet. Hier unterscheidet man zwei Regionen:
- Regio respiratoria: Sie nimmt fast die gesamte Nasenhöhle ein und besteht aus einem respiratorischen Flimmerepithel.
- Regio olfactoria: Sie befindet sich im oberen Nasengang (Riechspalte) und besteht aus der Riechschleimhaut, die ein spezialisiertes Sinnesepithel, das Riechepithel, aufweist.
Die Lamina propria der Nasenschleimhaut weist ein dichtes Netz von Blutkapillaren auf, das in einen oberflächlichen Venenplexus einmündet. Vor allem im Bereich der mittleren und unteren Nasenmuschel bildet dieser Plexus einen Schwellkörper über dessen Volumenveränderung der nasale Luftstrom modifiziert werden kann.
Physiologie
Die Aufgaben der Nase sind vielfältig und gehen über ihre offensichtliche Hauptaufgabe, die Geruchswahrnehmung hinaus. Als Teil der oberen Atemwege sorgt sie unter anderem für:
- die Regulierung des Atemstroms durch die äußere und innere Nasenklappe
- die grobe Reinigung der Atemluft
- die Konditionierung der Atemluft (Temperatur, Feuchtigkeit)
- Warnfunktion über Reize des Nervus trigeminus
Ein wichtige Aufgabe besitzt die Nase bei der Stimmbildung (Phonation). Hier dient die Nasenhöhle als Resonanzraum.
Die beiden Nasenhöhlen werden in Ruhe nicht gleichmäßig belüftet, sondern unterliegen durch alternierende Schwellung der Schleimhäute dem so genannten Nasenzyklus. Er verschiebt den Hauptstrom der Atemluft abwechselnd von einer Seite der Nase auf die andere. Auf diese Weise kann die Nasenschleimhaut besser regeneriert werden.
Ästhetik
Die Nase hat als zentraler Bestandteil des Gesichts eine besondere Bedeutung. Ihre Größe und Form bestimmt das Erscheinungsbild des gesamten Gesichts. Nach der gängigen Idealvorstellung soll sich die Nase harmonisch in das übrige Gesicht einfügen und nicht zu auffällig sein. Die chirurgische Korrektur der äußeren Nase (Rhinoplastik) ist einer der am häufigsten durchgeführten Eingriffe der ästhetischen Chirurgie.
Die Korrektur der inneren und äußeren Nase (Septorhinoplastik), wie sie durch den HNO-Arzt (Rhinochirurgen) vorgenommen wird, berücksichtigt in der Regel auch die Funktion der inneren Nase. Sie bewirkt damit nicht nur die Erfüllung der plastisch-chirurgischen Zielsetzung, sondern auch eine Optimierung der Nasenatmung.
Klinik
Krankheiten der Nase
Die pathologischen Veränderungen im Bereich der Nase sind die Domäne der HNO-Heilkunde. Sie können angeboren oder erworben sein. Zu den wichtigsten Krankheitsbildern zählen unter anderem:
Die Hautbedeckung der Nase ist wegen der Sonnenlichtexposition oft Ausgangspunkt von Plattenepithelkarzinomen, Basalzellkarzinomen und anderen Erkrankungen wie dem Rhinophym. Bei Nachweis einer überwiegend beruflich bedingten Exposition ist seit dem 1.1.2015 die Anerkennung unter der Berufskrankheit BK 5103 "Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische Keratosen der Haut durch natürliche UV-Strahlung" möglich.
Traumen
Aufgrund ihrer exponierten Lage in der Mitte des Gesichts ist die Nase ferner häufig von Traumen betroffen. Am häufigsten ist die Nasenbeinfraktur, die meist durch stumpfe Gewalteinwirkung (z.B. Faustschlag auf die Nase) entsteht, und zu den zentralen Mittelgesichtsfrakturen zählt.
Diagnostik
Zur Untersuchung des Zustandes und der Funktionen der Nase gibt es eine Vielzahl von diagnostischen Verfahren, z.B.:
- Olfaktometrie (Riechtest)
- Rhinoskopie
- Rhinomanometrie
- Rhinometrie
- Rhinoresistometrie
- Saccharin-Clearance-Test
- Kontakt-Endoskopie
Pharmakologie
Die Nasenschleimhaut kann Gegenstand der Behandlung durch Rhinologika (z.B. Nasensalben, Nasentropfen, Nasensprays usw.) sein. Sie kann aber auch zur Zuführung von systemisch wirksamen Medikamenten, z.B. Desmopressin, Oxytocin, Estradiol oder Calcitonin genutzt werden. Dabei kommt es zur Absorption des Arzneistoffs über die Nasenschleimhaut. Derselbe Effekt wird missbräuchlich bei Drogen (z.B. Kokain) verwendet. In diesen Fällen spricht man von einer nasalen, endonasalen bzw. transnasalen Applikation.
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Quellen
- ↑ Zaidi A. Et al.: Investigating the case of human nose shape and climate adaptation. PLoS Genet. 2017 Mar 16;13(3):e1006616. DOI: 10.1371/journal.pgen.1006616
- ↑ Neves JC et al: Rhinoplasty Dissection Planes (Subcutaneous, Sub-SMAS, Supra-perichondral, and Sub-perichondral) and Soft Tissues Management. Facial Plast Surg 2021;37:2–11.
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