Nasenschleimhaut
Synonyme: Mucosa nasi, Mucosa nasalis
Englisch: nasal mucosa
Definition
Die Nasenschleimhaut ist eine dünne Gewebeschicht, welche - mit Ausnahme des Nasenvorhofs - die gesamte Nasenhöhle auskleidet.
Histologie
Man unterscheidet zwei Regionen der Nasenschleimhaut:
- Respiratorische Nasenschleimhaut bzw. Regio respiratoria: Sie nimmt fast die gesamte Nasenhöhle ein und besteht aus einem respiratorischen Flimmerepithel.
- Riechschleimhaut bzw. Regio olfactoria: Sie befindet sich im oberen Nasengang (Meatus nasi superior) und besteht aus dem spezialisierten Sinnesepithel der Riechschleimhaut.
Respiratorische Nasenschleimhaut
Die respiratorische Nasenschleimhaut (Regio respiratoria) besteht aus 3 Gewebeschichten
- Mehrreihiges Flimmerepithel mit Becherzellen
- Basalmembran
- Lamina propria mit Bindegewebszellen
Die Lamina propria der Nasenschleimhaut weist ein dichtes Netz von Blutkapillaren auf, das in einen oberflächlichen Venenplexus einmündet. Vor allem im Bereich der mittleren und unteren Nasenmuschel bildet dieser Plexus einen Schwellkörper über dessen Volumenveränderung der nasale Luftstrom modifiziert werden kann. In die Nasenschleimhaut eingestreut finden sich zahlreiche seromuköse Drüsen, die das Nasensekret bilden.
Sämtliche Zellen des Epithels gehen von der Basalmembran aus, in der Hauptsache erreichen jedoch nur Flimmer- und Becherzellen die freie Oberfläche. Die Regeneration erfolgt von den Basalzellen her. Chronische mechanische Störungen, auch durch Luftverwirbelungen, führen zur Umwandlung des Flimmerepithels in Plattenepithel. Eine Wiederherstellung der normalen Ziliarfunktion ist aber in allen Stadien der Störung durch Regeneration möglich.
Riechschleimhaut
Die Riechschleimhaut (Regio olfactoria) besteht ebenfalls aus 3 Gewebeschichten, unterscheidet sich aber in der obersten Lage von der respiratorischen Nasenschleimhaut.
- Spezialisiertes Riechepithel
- Basalmembran
- Lamina propria mit Bindegewebszellen
Das Riechepithel besteht aus einer einzelnen Schicht Stützzellen, zwischen denen man so genannten Riechzellen findet. Dabei handelt es sich um primäre Neurone, deren Nervenzellfortsätze (Axone) in der Submukosa gebündelt werden. Die Fortsätze der Riechzellen schwimmen in einer Schleimschicht, die von den Bowman-Drüsen gebildet wird. Unterhalb der Stützzellen findet man Basalzellen. Sie sind das Stammzellreservoir der Riechzellen, die nach etwa 60 Tagen absterben und dann durch neue Zellen ersetzt werden müssen.
Physiologie
Konditionierung
Die Nasenschleimhaut erwärmt und befeuchtet die Atemluft und konditioniert sie so für die unteren Atemwege. Durch die reiche Kapillarisierung der Nasenschleimhaut wird dabei Wärme aus dem Blutstrom an die eingesogene Atemluft abgegeben. Das hebt ihr Temperaturniveau auf etwa 32-24 °C an. Gleichzeitig verdunstet Wasser aus dem Nasensekret und steigert die relative Luftfeuchte auf etwa 80 %.
Filterung
Die Nasenschleimhaut dient der Abscheidung von Partikeln aus der Atemluft und damit ihrer Filterung. Durch den konstanten Flimmerschlag der Zilien der respiratorischen Nasenschleimhaut werden die aus der Atemluft abgeschiedenen Partikel abtransportiert. Diesen Vorgang bezeichnet man als mukoziliäre Clearance.
Der normale Schleimfilm ("Nasenschleim") ist geteilt in eine innere, dünnflüssige Solschicht, in der die Zilien schlagen und in ein äußere, diskontinuierliche Gelschicht, die durch den Zilienschlag transportiert wird. Getrennt werden beide Schichten durch ein Surfactant, das man als "Transportschicht" bezeichnen kann.
Die Überführung des Sekretes vom Sol in das Gel geschieht bei einem pH-Wert von 7,5 bis 7,6 durch die Einwirkung der Kohlensäure der Atemluft.[1] Eine optimale Viskosität des Sekretes wird bei einer relativen Umgebungsfeuchtigkeit von mehr als 80% und einer Temperatur von 35 °C erreicht.
Wichtigster Bestandteil des Schleims sind Muzine, die ihm seine viskoelastischen Eigenschaften verleihen. Es werden bislang 13 Muzine (MUC 1–13) unterschieden. Außer Muzinen kommt kleinen muzinassoziierten Molekülen, sog. Trefoilpeptiden, eine Bedeutung zu. Muzine spielen auch eine zentrale Rolle bei der Zelladhäsion, der Immunantwort, der Interaktion mit der umgebenden Mikroflora und bei zahlreichen Krankheiten.[2] Im Erkrankungsfall zielt jede Therapie auf die Wiederherstellung einer normalen Schleimhautfunktion.
Infektabwehr
Die Nasenschleimhaut erfüllt eine wichtige Funktion bei der Abwehr von Krankheitserregern. Unterhalb der Nasenschleimhaut befindet sich ein spezialisiertes lymphatisches Gewebe, das NALT ("Nasal Associated Lymphoid Tissue"). Bereits bekannte Antigene werden durch Immunglobuline im Nasenschleim - vor allem IgA und IgG - gebunden.
Nasaler Zyklus
Damit die Nasenschleimhaut ihre komplexen Befeuchtungs- und Abwehrfunktionen erfüllen kann, benötigt sie Regenerationsphasen. Sie werden durch ein periodisches An- und Abschwellen der Schleimhaut im Rahmen des Nasenzyklus gewährleistet.
Klinik
Eine Entzündung der Nasenschleimhaut bezeichnet man als Rhinitis. Sie kann u.a. durch Mikroorganismen (v.a. Viren), Allergene oder Toxine ausgelöst werden.
Geschichte
Wegweisende Entdeckungen zur Physiologie der Nasenschleimhaut und der Nasennebenhöhlen gelangen Walter Messerklinger in den 60er Jahren. Durch Beobachtungen der Zilienbewegung und des Sekrettransports an menschlichen Leichen und bei Nasennebenhöhlenoperationen konnte Messerklinger erstmals den Weg des normalen Sekrettransports beschreiben.
Podcast
Quellen
Bildquelle
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