Geruchsstörung
Synonyme: Riechstörung, Dysosmie
Englisch: dysosmia
Definition
Als Geruchsstörung bzw. Dysosmie bezeichnet man pathologische Veränderungen der Geruchsempfindung.
Formen
Man unterscheidet quantitative und qualitative Geruchsstörungen.
Quantitative Geruchsstörung
- Hyposmie: verminderte Geruchswahrnehmung
- Anosmie: vollständiger Verlust der Geruchswahrnehmung
- Hyperosmie: gesteigerte Geruchswahrnehmung
Qualitative Geruchsstörung
- Parosmie: veränderte Wahrnehmung von Gerüchen
- Phantosmie: Wahrnehmung nicht vorhandener Gerüche
- Heterosmie: Gerüche können nicht unterschieden werden
- Pseudoosmie: unter Affekten wird ein Geruch umgedeutet
Die der Geruchsagnosie können Gerüche zwar sensorisch wahrgenommen, aber nicht zugeordnet werden.
Epidemiologie
Angaben zur Prävalenz von Geruchsstörungen in der Allgemeinbevölkerung variieren in der Literatur. Die Gesamtprävalenz wird auf ca. 13,5 % geschätzt. Das Riechvermögen nimmt bei > 50 % der Bevölkerung im Alter zwischen 65 und 80 Jahren und bei 75 % im Alter über 80 Jahren deutlich ab (Presbyosmie). Daher empfinden viele ältere Menschen Speisen als wenig schmackhaft.
Ursachen
Das Riechvermögen hängt von vielen Faktoren ab, wie Alter, Geschlecht, allgemeinem Gesundheitszustand, Ernährung, Rauchen und Fortpflanzungsfähigkeit. Zu den häufigsten Ursachen einer Hyposmie bzw. Anosmie zählen:
- Atemwegsinfektionen (einfache Erkältungen, Influenza, COVID-19, Pneumonie, HIV-Infektion): Reduktion der Rezeptorzahl, Schädigung der Zilien, Metaplasie des Sinnesepithels in respiratorisches Epithel
- Schädel-Hirn-Traumata: meist durch Abscheren und Vernarbung der Filae olfactoriae
- chronische Rhinosinusitiden: Ausmaß ist abhängig von der Krankheitsschwere und tritt meist begleitend mit einer Polyposis nasi auf
- neurodegenerative Erkrankungen: Parkinson-Syndrom, Alzheimer-Demenz, Chorea Huntington, Lewy-Body-Demenz, Multisystematrophie, kortikobasale Degeneration, frontotemporale Demenz
- Down-Syndrom
- idiopathische REM-Schlaf-Verhaltensstörung (iRBD)
- multiple Sklerose
Beim Parkinson-Syndrom und bei der Alzheimer-Demenz geht der Riechverlust der klinischen Diagnose oft um mehrere Jahre voraus. Der Bulbus olfactorius zählt neben dem Nucleus dorsalis nervi vagi zu den ersten betroffenen neurologischen Strukturen.
Weitere Erkrankungen bzw. Zustände, die mit einer Riechstörung assoziiert sein können, sind z.B.:
- Alkoholismus
- Allergien
- amyotrophe Lateralsklerose
- Anorexia nervosa
- Asperger-Syndrom
- Morbus Behcet
- Bardet-Biedl-Syndrom
- Chemikalienexposition
- COPD
- Cushing-Syndrom
- Depression
- Diabetes mellitus
- Epilepsie
- Fibromyalgie
- Turner-Syndrom
- Granulomatose mit Polyangiitis
- Guam-ALS-PD-Demenz-Komplex
- Herpes-simplex-Enzephalitis
- Hypothyreose
- Kallmann-Syndrom
- Korsakow-Syndrom
- Legionärskrankheit
- Lepra
- Lubag-Syndrom
- Medikamente (z.B. Interferon, Antibiotika)
- Migräne
- Mukoviszidose
- Multi-Infarkt-Demenz
- Narkolepsie mit Kataplexie
- Nebennierenrindeninsuffizienz
- kraniale bzw. nasale Neoplasien
- Refsum-Krankheit
- Schizophrenie
- Schlaganfall
- Sjögren-Syndrom
- Strahlentherapie
- systemische Sklerose
- Tabakrauchen
- Usher-Syndrom
- Vitamin-B12-Mangel
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