Anosmie
von griechisch: anosmos - geruchlos
Synonym: Geruchsverlust
Englisch: anosmia
Definition
Unter Anosmie versteht man die hochgradige Minderung oder das völlige Fehlen der Geruchswahrnehmung.
Einteilung
Die Anosmie kann nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden:
...nach Umfang
- totale Anosmie: Fehlen aller Geruchseindrücke
- selektive Anosmie: Fehlen bestimmter Geruchseindrücke
...nach Lokalisation der Ursache
- zentrale Anosmie: Schädigung zentraler Nervenstrukturen (z.B. des Bulbus olfactorius)
- periphere Anosmie: Schädigung des Riechepithels
- Sonderform: gustatorische Anosmie (durch Verlegung der Riechspalte)
Ursachen
Die Ursachen der Anosmie sind vielfältig.
- Trauma (Schädel-Hirn-Trauma)
- Infektion (Virusinfekte, chronische Rhinosinusitis)
- Vergiftung (Rauchgas, Cadmium)
- Chemikalien (Berufskrankheit)
- Mechanische Verlegung (Polyposis nasi mit Obstruktion der Riechspalte)
- Medikamente (z.B. Interferon, Antibiotika)
- Degenerative Erkrankungen (Parkinson, Alzheimer)
- Tumoren (z.B. Ästhesioneuroblastom)
- Laryngektomie
- Depression
- Zinkmangel
- Angeboren (z.B. Olfaktogenitales Syndrom)
- Schlaganfall
- idiopathisch
Beim Parkinson-Syndrom geht der Riechverlust der klinischen Diagnose oft um mehrere Jahre voraus. Der Bulbus olfactorius zählt neben dem Nucleus dorsalis nervi vagi zu den ersten betroffenen neurologischen Strukturen.
siehe Hauptartikel: Geruchsstörung
Diagnostik
- Riechtest ("Sniffin' Sticks", Riechtest nach Güttich)
- Elektrische Reaktionsolfaktometrie (ERO)
- MRT (Atrophie des Bulbus olfactorius)
Konsequenzen
Auch wenn der Verlust der Geruchswahrnehmung keine lebensbedrohende Fehlfunktion darstellt, handelt es sich nicht um eine Bagatellerkrankung. Zu den Folgen zählen:
- Partieller Geschmacksverlust (ggf. mit Gewichtsabnahme)
- Verlust der Wahrnehmung von Warnreizen (Fäulnisgeruch, Brandgeruch)
- Einschränkung der Lebensqualität, ggf. mit Depression
- Berufsunfähigkeit (Parfümeur, Koch, Elektriker, Gasinstallateur)
Therapie
Die Therapie der Anosmie ist abhängig von der Ursache. Auslösende Noxen oder Medikamente sollten vermieden werden. Bei bestimmten Formen ist durch die topische Anwendung von Natriumcitrat eine vorübergehende Besserung möglich.[1] Im seltenen Fall eines Zinkmangels kann die Einnahme von Zink hilfreich sein. Auch die systemische Therapie mit Glukokortikoiden bei Rhinosinusitis kann unter Umständen eine kurzfristige funktionelle Besserung erzielen.
Wenn die Stammzellen des Riechepithels oder die Riechbahn nachhaltig geschädigt sind, wird ein normales Riechvermögen nicht wiederhergestellt.
Literatur
- Gerhard Eisenbrand & Peter Schreier. RÖMPP Lexikon Lebensmittelchemie. Thieme-Verlag, 2. Auflage, 2006