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Kallmann-Syndrom

(Weitergeleitet von Olfaktogenitales Syndrom)

nach dem deutschen Psychiater Franz Josef Kallmann (1897 - 1965)
Synonym: olfaktogenitales Syndrom
Englisch: Kallmann syndrome

1. Definition

Das Kallmann-Syndrom ist ein angeborenes Syndrom mit den Leitsymptomen Hypogonadismus und Anosmie.

2. Pathogenese

Ursache für das Kallmann-Syndrom sind unter anderem Gendefekte in folgenden Genen:

Beide Mutationen führen zu einer Entwicklungsstörung des ZNS. Dabei ist die Migration von Neuronen an ihren physiologischen Bestimmungsort gestört. Morphologisch fassbar wird die Migrationsstörung in Form von Anomalien des Bulbus olfactorius und des Hypothalamus.

Die gestörte Funktion des Hypothalamus führt zu einer insuffizienten Ausschüttung von GnRH, welches in der Hypophyse die Freisetzung von FSH/LH als Gonadotropine bewirkt. Durch die Fehlentwicklung des Bulbus olfactorius wird eine Anosmie bzw. Hyposmie bewirkt.

In seltenen Fällen lassen sich darüber hinaus auch Mutationen in den Genen CHD7, FGF8, PROK2 und PROKR2 nachweisen.

3. Epidemiologie

Das Kallmann-Syndrom ist eine seltene Erkankung. Sie tritt bei Männern (Inzidenz 1:10.000) jedoch häufiger auf als bei Frauen (1:50.000).

4. Symptomatik

Die Symptomatik eines Kallmann-Syndroms kann sehr variabel sein. Ein wichtiges Leitsymptom ist die Anosmie oder eine herabgesetzte Geruchsempfindung im Sinne einer Hyposmie.

Ein weiteres Leitsymptom ist die ausbleibende bzw. verzögerte Pubertät mit auffälligem Ausbleiben der Ausbildung sekundärer Geschlechtsmerkmale.

Bei einem Teil der Patienten können kraniofaziale Dysmorphien auftreten. Weiterhin besteht vor allem bei der X-chromosomal bedingten Form der Kallmann-Syndroms in etwa einem Drittel der Fälle eine einseitige Agenesie der Niere. Bei Mutationen des FGFR1-Gens kann als zusätzliche Fehlbildung eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte bestehen.

5. Diagnostik

Es bestehen erniedrigte Spiegel für die Geschlechtshormone (Testosteron bzw. Östrogen). Die Spiegel der Gonadotropine zeigen ein präpubertäres Muster. Eine Stimulation mit GnRH führt zu einer verstärkten Ausschüttung von Gonadotropinen.

Im Rahmen einer Geruchsprüfung kann eine vorliegende Störung des Geruchssinnes objektiviert werden.

Mit bildgebenden Verfahren (v.a. MRT) können Anomalien des ZNS nachgewiesen werden. Häufig fehlt als auffälligste Merkmal ein Bulbus olfactorius.

6. Therapie

Die Therapie der endokrinologischen Störungen erfolgt durch die Substitution von Testosteron bzw. Östrogen/Progesteron. Seltener wird eine Nachahmung der pulsatilen GnRH-Sekretion medikamentös angestrebt, da diese vielfach schwieriger durchzuführen ist. Assoziierte Fehlbildungen werden symptomatisch behandelt.

Betroffene Patienten sollten möglichst an eine Psychotherapie angebunden werden. Zudem ist eine humangenetische Beratung sinnvoll. Mit einer Subsitutionstherapie ist eine weitgehende Normalisierung der Lebensführung möglich, jedoch ist die Fertilität vor allem bei Männern eingeschränkt.

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