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Östrogen

von altgriechisch: οἶστρος ("oístrŏs") (latinisiert: oestrus) - Stachel oder Leidenschaft
von lateinisch: gignere - erzeugen
Synonym: Estrogen
Englisch: estrogene

1. Definition

Die Östrogene gehören neben den Gestagenen zu den weiblichen Sexualhormonen. Biochemisch handelt es sich bei den Östrogenen um Steroidhormone. Sie werden hauptsächlich im Ovar, in den Zellen der Ovarialfollikel zyklusabhängig produziert.

2. Substanzen

Die vier natürlichen Östrogene sind:

Östrogene sind Steroidhormone mit 18 Kohlenstoffatomen und einem ungesättigten aromatischen A-Ring. Östron besitzt etwa 30%, Östriol etwa 10% der biologischen Aktivität des Östradiols. Östradiol ist das wichtigste östrogene Hormon.

Neben den natürlich vorkommenden Östrogenen sind auch synthetische Östrogene verfügbar, die infolge geringer Änderungen ihrer Molekularstruktur auch bei oraler Gabe wirksam sind. Die natürlichen Östrogene sind oral eingenommen unwirksam, da sie bei der Leberpassage inaktiviert werden (First-Pass-Effekt). Synthetische Östrogene werden vor allem zur Ovulationshemmung im Rahmen der hormonellen Kontrazeption verwendet.

3. Synthese

4. Stoffwechsel

4.1. Frauen

Während der Ovulationsphase (dem Zeitpunkt maximaler Ausschüttung) werden täglich etwa 200 μg Östrogene sezerniert. Die Östrogene werden in den die Ovarialfollikel umgebenden Thekazellen und Granulosazellen produziert. Mit der Reifung des Follikels nimmt die Östrogenbildungsrate zu und erreicht unmittelbar vor dem Eisprung ein Maximum. Eine weitere Stätte der Östrogenproduktion ist während der Schwangerschaft die Plazenta.

Die Biosynthese der Östrogene verläuft vom Cholesterin ausgehend zum Pregnenolon und weiter zum Androstendion und Testosteron. Letzteres wird dann in die Östrogene umgewandelt. Dadurch wird verständlich, dass im weiblichen Organismus auch Androgene (täglich etwa 1 mg) gebildet werden. Im zirkulierenden Blut sind die Östrogene zu etwa 60% an Plasmaproteine gebunden.

4.2. Männer

Im männlichen Organismus gibt es im Wesentlichen zwei Syntheseorte für Östrogene. Das Fettgewebe bildet den Großteil des männlichen Östrogens aus Androgenen. Diese Synthese ist z.B. für die Entstehung der Altersgynäkomastie relevant. In geringerem Umfang können auch die Leydig-Zellen des Hodens aus Androgenen Östrogene herstellen. Die Regulation erfolgt dabei nach ähnlichem Mechanismus wie im weiblichen Organismus. Vor der Pubertät ist die Synthese von Östrogenen zusätzlich noch in den Sertoli-Zellen des Hodens möglich.

5. Wirkungen

Beim weiblichen Organismus lösen die Östrogene den so genannten Östrus (Hitze, Brunst) aus, der eine periodisch auftretende geschlechtliche Erregung darstellt. Weiterhin bewirken die Östrogene die Ausbildung und Erhaltung der sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale, beim Menschen vor allem die Entwicklung der Brust und den Aufbau der Milchdrüsen sowie die Ausbildung der Gebärmutter.

Östrogene bewirken eine Uterusvergrößerung und eine Proliferation der Schleimhaut des Uterus und des Uterushalses. Der Uterushals sondert unter der Einwirkung von Östrogen ein fadenziehendes, klares Sekret (Farnkrautphänomen) ab. Das Epithel der Vagina erfährt unter der Wirkung der Östrogene eine Verdickung und Verhornung.

Östrogene besitzen auch allgemeine Wirkungen auf den Stoffwechsel. Sie fördern die Retention von Calcium, Phosphat und Natrium und fördern die Bildung von Knochenmatrix.

Stichworte: Hormon
Fachgebiete: Biochemie, Physiologie

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