Androstendion
Synonyme: Andro, Adros, Androst-4-en-3,17-dion
Definition
Bei dem Androstendion handelt es sich um ein Steroidhormon, das zur Gruppe der Androgene gehört. Funktionell und strukturell ähnelt es stark dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron.
Chemie
Androstendion ist ein lipophiles Steroidhormon, das als Grundgerüst eine Kohlenstoffkette mit 19 Kohlenstoffatomen aufweist. Die chemische Summenformel lautet C19H26O2 und der Schmelzpunkt liegt bei rund 170 °C.
Bildungsorte
Die Bildung von Androstendion findet während der Embryonalentwicklung und in der frühen Kindheit in der Zona reticularis der Nebennierenrinde, sowie zu einem etwas kleineren Teil in den Gonaden statt. Bei der Frau unterliegt die Synthese zum Teil dem Einfluss des lutenisierenden Hormons (LH). Bei ausreichend hoher Konzentration an LH erfolgt die Bildung von Androstendion zusätzlich in der Stroma ovarii (Thekazellschicht), welche die Follikel umschließt. Bei der erwachsenen Frau findet die Bildung z.T. weiterhin in der Nebennierenrinde statt.
Beim Mann findet die Synthese im Erwachsenenalter fast ausschließlich in den Hoden statt. Bei Frauen hingegen werden nur ungefähr 50 % in den Ovarien produziert. Androstendion ist eine Vorstufe von Testosteron und Östron und wird deswegen als Prohormon bezeichnet.
Biosynthese
Androstendion ist ein androgenes 17-Ketosteroid. Die Bildung erfolgt einerseits aus Dehydroepiandrosteron (DHEA) durch das Enzym 3β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase, andererseits aus Progesteron über 17-Hydroxyprogesteron durch die 17,20-Desmolase.
Die Synthese unterliegt physiologischen Schwankungen:
- Zirkadiane Rhythmik mit höchsten Werten am Morgen
- Zyklusabhängigkeit mit höchsten Werten in der Follikelphase
Anwendungsgebiete
Anti-Aging
Obwohl die genaue Funktion von Androstendion bisher kaum bekannt ist, wird es mitunter als angeblich sehr wirksames Anti-Aging-Produkt verwendet. Man verspricht sich eine höhere Mitoserate der Hautzellen, was angeblich Falten und weitere allgemeine Alterserscheinungen der Haut verringern soll. Aufgrund mangelnder Forschungsergebnisse und des außerordentlich ungünstigen Nebenwirkungsprofils ist von einer derartigen Anwendung dringend abzuraten.
Doping
Obwohl Androstendion in einigen Ländern ein äußerst beliebtes und vielfach vertriebenes Nahrungsergänzungsmittel ist, wurde es durch das Internationale Olympische Komitee auf die Dopingliste gesetzt. Als Prohormon des Testosterons soll es dessen Spiegel im Körper deutlich erhöhen und damit eine höhere Leistungsfähigkeit bewirken. Insbesondere in der Bodybuilder-Szene wird dieses Mittel in der Hoffung einer raschen Muskelzunahme als Anabolikum illegal verwendet. Eine kurzfristige, starke Steigerung des Testosteronspiegels ist zwar in jeden Fall zu erwarten, langfristig wurde aber in zahlreichen Studien nachgewiesen, dass der Testosteronspiegel wieder auf das normale Niveau fällt; nicht zuletzt, weil der Körper die eigene Testosteronsynthese herunterreguliert.
Nebenwirkungen
- Senkung des HDL-Cholesterins bei gleichzeitiger Steigerung des LDL-Cholesterins
- Arteriosklerose
- Bluthochdruck
- Erhöhung des Tumorrisikos (hormonabhängige Tumore)
- Impotenz
- Prostatakrebs
Labormedizin
Material
Für die Untersuchung werden 2 ml Serum benötigt.
Referenzbereich
Bei den Referenzwerten unterscheidet man zwischen Frauen und Männern:
Alter | Frauen |
---|---|
< 2 Monate | 0,15 - 1,50 ng/ml |
2 bis 12 Monate | >0,75 ng/ml |
2. bis 5. Lebensjahr | 0,04 - 0,47 ng/ml |
6. bis 9. Lebensjahr | 0,07 - 0,68 ng/ml |
10. bis 11. Lebensjahr | 0,40 - 0,60 ng/ml |
12. bis 16. Lebensjahr | 0,10 - 1,60 ng/ml |
>16. Lebensjahr | 0,18 - 2,68 ng/ml |
Geschlechtsreife | 0,21 - 3,08 ng/ml |
Postmenopause | < 1,0 ng/ml |
Alter | Männer |
---|---|
< 2 Monate | 0,15 - 1,50 ng/ml |
2 bis 12 Monate | > 0,75 ng/ml |
2. bis 7. Lebensjahr | 0,03 - 0,44 ng/ml |
8. bis 9. Lebensjahr | 0,05 - 1,00 ng/ml |
10. bis 11. Lebensjahr | 0,19 - 1,78 ng/ml |
12. bis 13. Lebensjahr | 0,16 - 1,22 ng/ml |
14. bis 15. Lebensjahr | 0,21 - 1,43 ng/ml |
15. bis 17. Lebensjahr | 0,31 - 1,71 ng/ml |
> 17. Lebensjahr | 0,44 - 2,64 ng/ml |
19. bis 40. Lebensjahr | 0,30 - 3,10 ng/ml |
Interpretation
Erhöhtes Androstendion
Die Androstendion-Konzentration im Serum ist erhöht bei:
- Hirsutismus
- Polyzystischen Ovarien: LH/FSH-Quotient > 2
- Androgen-produzierenden Tumoren
- Schwangerschaft
- Nebennierenrindenhyperplasie
- Cushing-Syndrom
- Adipositas
Erniedrigtes Androstendion
Die Androstendion-Konzentration im Serum ist erniedrigt bei:
- Medikation mit Glukokortikoiden
- Medikation mit Clomifen
- Nebenniereninsuffizienz
- Ovarialinsuffizienz
- Sichelzellanämie
- Postmenopause
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