Luteinisierendes Hormon
Abkürzung: LH, ICSH
Synonyme: Lutropin, beim Mann: interstitielle Zellen stimulierendes Hormon
Englisch: luteinizing hormone
Definition
Das Luteinisierende Hormon, kurz LH, ist in der Adenohypophyse synthetisiertes Peptid aus der Gruppe der Gonadotropine, welches in den Gonaden die Synthese und Sekretion von Androgenen bzw. Östrogenen stimuliert.
Biochemie
LH ist ein heterodimeres Glykoprotein, das aus zwei Untereinheiten besteht, einer
- α-Untereinheit (α-LH) mit 92 Aminosäuren, die identisch mit der verschiedener anderer Hormone ist (FSH, hCG, TSH) und
- einer β-Untereinheit (β-LH) mit 121 Aminosäuren, die spezifisch für LH ist und mit dem LH-Rezeptor interagiert. Sie hat große Ähnlichkeit mit der Aminosäuresequenz von hCG.
Die biologische Halbwertszeit von LH beträgt nur etwa eine Stunde - sie ist damit deutlich kürzer als die von FSH (ca. 3 h).
Genetik
Der Genlokus für die α-Untereinheit liegt auf Chromosom 6q12.21, der für die β-Untereinheit auf Chromosom 19q13.32.
Physiologie
Die Sekretion von LH wird durch das im Hypothalamus freigesetzte GnRH stimuliert. Sezerniertes LH hemmt wiederum im Sinne eines Feedback-Mechanismus die Sekretion von GnRH. Die Sekretion von LH ist nicht gleichmäßig, sondern pulsatil.
Wirkung bei der Frau
Bei der Frau ist das LH der dominante regulatorische Faktor in der zweiten Hälfte des Menstruationszyklus. Während in der ersten Hälfte durch LH die Produktion von Östrogenen gefördert wird, kommt es zur Mitte des Zyklus zu einem steilen LH-Anstieg, welcher die Ovulation triggert und die Ausbildung eines etwa 8 Tage überdauernden Gelbkörpers bewirkt. Der Gelbkörper produziert in der Folge Progesteron.
Wirkung beim Mann
Beim Mann stimuliert LH die Synthese und Sekretion von Testosteron in den Leydig-Zellen des Hodens. Der Serumspiegel für LH und Testosteron steigt durch sexuelle Erregung.
Labormedizin
Material
Für die Diagnostik wird 1 ml Serum benötigt.
LH bei Frauen
Indikation
- Differentialdiagnose der Ovarialinsuffizienz (hypogonadotrop oder hypergonadotrop)
- Bestimmung des Menopausenstatus
- Störungen der Pubertätsentwicklung:
- Bestimmung des LH-Mittzyklus bei Stimulationsbehandlung
Referenzbereiche
Klientel | Norm | |
---|---|---|
Frauen | Follikuläre Phase | 2-6 U/l |
ovulatorischer Peak | 6-20 U/l | |
Luteale Phase | 3-8 U/ l | |
Menopause | > 30 U/l | |
Kinder | 5. Tag | < 01,-0,5 U/l |
2.-12. Lebenstag | < 0,1-0,5 U/l | |
2.-11. LJ | < 0,1-0,4 U/l | |
12.-13. LJ | < 0,1-5,4 U/l | |
14.-18.LJ | 0,5-12,9 U/l |
Interpretation
Erhöhte Werte
Erhöhte Werte können hinweisen auf:
- Gonadendysgenesien (z.B. Turner-Syndrom)
- primäre Ovarialinsuffizienz (Klimakterium praecox)
- Postmenopause
- Zytostatikatherapie
- normaler mitzyklischer (präovulatorischer) LH- bzw. FSH-Peak (in diesem Fall hohes Östradiol)
- Polyzystisches Ovar
Erniedrigte Werte
Erniedrigte Werte können hinweisen auf:
- sekundäre Ovarialinsuffizienz (durch hypothalamisch-hypophysäre Dysfunktion):
- Anorexia nervosa
- Olfactogenitales Syndrom (Kallmann-Syndrom)
- gestagennegative Amenorrhoe
- Hyperprolaktinämie
- McCune-Albright-Syndrom
- Ovulationshemmer
- Sexualsteroidsubstitution
Hinweise
Gonadotropine und insbesondere LH werden physiologischerweise pulsatil freigesetzt, die basalen LH-Werte sind ab der Pubertät und bei der Frau bis zur Menopause im Tagesverlauf stark schwankend. Die Interpretation eines einzelnen basalen LH-Messwertes ist daher nur eingeschränkt möglich. Gegebenenfalls ist eine exaktere Bestimmung der Basalwerte durch 3 Abnahmen in 30 Min.-Intervallen und Bestimmung im Poolserum möglich. Bei Frauen muss die Interpretation immer im Zusammenhang mit der Zyklusanamnese bzw. dem Zyklustag erfolgen. Bei noch vorhandenen Menses sollte am besten 2-5 Tage nach Einsetzen der Menstruation das LH bestimmt werden. Zur Erfassung des Ovulationszeitpunktes sollte man LH in der Zyklusmitte bestimmen. Falsch hohe LH-Werte sind durch Kreuzreaktivität bis zu 4 Wochen nach exogener HCG-Gabe möglich.
Meist erfolgt die gleichzeitige Bestimmung von LH und FSH. Zusätzlich kônnen auch Chromosomenanalysen sowie ein GnRH-Test durchgeführt werden.
LH bei Männern
Indikation
- Differenzialdiagnose des Hypogonadismus (hypogonadotrop oder hypergonadotrop)
- Infertilität durch Störungen der Spermatogenese
- Reifungs- und Entwicklungsstörungen
- Störungen der Pubertätsentwicklung:
Referenzbereiche
- präpubertär: 0,2–0,8 U/l
- postpubertär: 0,8–8,3 U/ml
Interpretation
Erhöhte Werte
- bei zusätzlich erniedrigtem Testosteron:
- bei zusätzlich erhöhtem Testosteron:
- Androgenresistenz-Syndrome
Erniedrigte Werte
- bei zusätzlich erniedrigtem Testosteron:
- sekundäre Hodeninsuffizienz
- hypogonadotroper Hypogonadismus (Hypophysen, Hypothalamus)
- bei zusätzlich erhöhtem Testosteron:
- exogene Testosteronzufuhr
Hinweise
Meistens erfolgt die gleichzeitige Bestimmung von LH, FSH und Testosteron.
um diese Funktion zu nutzen.