(Weitergeleitet von Zytostatika)
von griechisch: cytos - Zelle und lateinisch: stare - stehen
Synonym: Zellgift
Englisch: cytotoxic drug, cytostatic drug
Ein Zytostatikum ist eine toxische, chemische Substanz, welche in der Medizin als Arzneistoff - vor allem im Rahmen der Chemotherapie von Krebserkrankungen eingesetzt wird. Ein Zytostatikum stört, verzögert oder verhindert den Zellzyklus und verhindert somit, dass Tumorzellen sich teilen und verbreiten.
Zytostatika wirken auf verschiedene Weise. Die meisten von ihnen bewirken DNA-Schäden bzw. Chromosomenaberrationen oder behindern die Ausbildung des sog. Spindelapparates. Alle gemeinsam führen dazu, dass die Zielzellen in ihrer Teilung gebremst oder ganz ausgeschaltet werden.
Zytostatika greifen an proliferierenden, d.h. sich schnell teilenden und wachsenden Zellen an. Da sich Tumorzellen im Gegensatz zu gesunden Zellen besonders schnell teilen, wirken Zytostatika teilweise selektiv auf Tumorzellen.
Zur Gruppe der Zytostatika zählt eine große Gruppe verschiedener Substanzen, die chemisch eine sehr unterschiedliche Struktur haben. In der Literatur finden sich z.T. widersprüchliche Einteilungen.
Zytostatika lassen sich nach dem Zeitpunkt ihres Wirkens im Laufe des Zellzyklus in phasenspezifische und phasenunspezifische Wirkstoffe einteilen. Letztere werden auch als zyklusspezifisch bezeichnet und sind in allen Phasen des Zellzyklus wirksam. Entscheidend ist dabei die Konzentration, sodass sie meist intermittierend höherdosiert verabreicht werden. Phasenspezifische Zytostatika wirken nur in bestimmten Phasen des Zellzyklus (S-Phase oder M-Phase), wobei die Dauer der Therapie für ihre Wirkung entscheidend ist.
Phasenunspezifisch |
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S-Phase-spezifisch | |
M-Phase-spezifisch |
Zu den Alkylantien gehören u.a.:
Stickstofflost-Derivate | |
Nitrosoharnstoff-Verbindungen | |
Alkylsulfonate | |
Hydrazine | |
Platinderivate | |
Thiotepa |
Folsäureantagonisten | |
Pyrimidinanaloga | |
Purinanaloga | |
Ribonukleotidreduktase-Hemmer |
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Vincaalkaloide |
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Taxane |
Topoisomerase-I-Inhibitoren | |
Topoisomerase-II-Inhibitoren |
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Des Weiteren existieren zielgerichtete Wirkstoffe, die zu den Zytostatika im weiteren Sinne gezählt werden. Ihre Nebenwirkungen unterscheiden sich von den klassischen Chemotherapeutika.
Da Zytostatika auch auf schnell teilende, gesunde Körperzellen wirken, zählen zu den möglichen Nebenwirkungen u.a. Knochenmarksdepression, Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen) und Haarausfall, die je nach Substanzklasse unterschiedlich ausgeprägt sein können. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die relative Stärke der Nebenwirkungen:
Knochenmark | Magen-Darm-Trakt | Haarausfall | Sonstige | |
---|---|---|---|---|
Alkylantien | +++ | ++ | ++ | Zystitis |
Antimetabolite | +++ | ++ | + | |
Mitosehemmstoffe | ++ | ++ | ++ | neurotoxisch |
Platinverbindungen | ++ | + | + | nephrotoxisch |
Topoisomerasehemmer | +++ | ++ | ++ | |
Antibiotika | +++ | ++ | +++ | kardiotoxisch |
Viele Zytostatika lösen einen intensiven Brechreiz aus. Diese Fähigkeit bezeichnet man als emetogene Potenz.
Hoch emetogen (>90%) |
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Moderat emetogen (30-90%) |
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Gering emetogen (10-30%) |
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Minimal emetogen (<10%) |
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siehe auch: Zytostatika-induziertes Erbrechen
Fachgebiete: Onkologie, Pharmakologie
Diese Seite wurde zuletzt am 27. Oktober 2020 um 23:16 Uhr bearbeitet.
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