Bleomycin
Handelsnamen: Bleo-cell®, Bleomedac®, diverse Generika
Englisch: Bleomycin
Definition
Bleomycin ist ein antineoplastischer Arzneistoff aus der Gruppe der Antibiotika. Es wird in Kombination mit anderen Zytostatika zur Therapie verschiedener maligner Tumoren eingesetzt.
Herkunft
Bleomycin wird aus einer bestimmten Art von Streptomyceten gewonnen, dem Streptomyces verticillus. Es ist ein Glykosid und wurde 1962 das erste Mal entdeckt.
Wirkmechanismus
Bleomycin ist ein Glykopeptid mit zytotoxischer Wirkung. Der pharmakologische Effekt von Bleomycin beruht dabei auf einer Interaktion mit einzel- und doppelsträngiger DNA, die zu Brüchen des DNA-Strangs führt. Der exakte biochemische Ablauf ist zurzeit (2021) noch nicht bekannt. Es wird vermutet das Bleomycin Chelate mit Eisen und anderen Metallionen bildet und durch Produktion reaktiver Sauerstoffspezies als Pseudoenzym wirkt. Durch diesen Mechanismus werden wahrscheinlich auch andere, für die Zelle kritische Moleküle, z.B. RNA oder Enzyme zerstört.
Indikation
Bleomycin wird im Rahmen der Chemotherapie bei verschiedenen malignen Tumoren eingesetzt, meist gemeinsam mit anderen zytostatischen Wirkstoffen als Polychemotherapie. Beispiele sind das ABVD-Schema, das PEB-Schema oder das BEACOPP-Schema. Gut differenzierte Tumore sprechen in der Regel besser an als anaplastische Tumore.
Mögliche Indikationen sind:
- Plattenepithelkarzinome des Kopf- und Halsbereichs, des Larynx, des Ösophagus, der Cervix uteri und Vulva, des Penis oder der Haut.
- Hodentumoren, darunter Seminom und Nichtseminome
- Hodgkin-Lymphome
- Non-Hodgkin-Lymphome, einschließlich Mycosis fungoides
- Palliative intrapleurale Therapie maligner Pleuraergüsse
Etwas aus der Reihe fällt die topische Verwendung in der Dermatologie. Dort wird der Wirkstoff in Kombination mit Salicylsäure zur Behandlung von Warzen benutzt.
Nebenwirkungen
In ca. 18% der Fälle kommt es zu einer Lungenfibrose. Aber auch eine Pneumonie kann sich sehr häufig entwickeln. Die Haut ist ebenso häufig betroffen, es können sich Exantheme und Erytheme mit ausgeprägtem Pruritus bilden. Bei manchen Patienten kommt es zum Krankheitsbild der Bleomycin-induzierten Flagellantendermatitis.
Nicht selten entstehen Ödeme. Auch der Magen-Darm-Trakt kann auf eine Einnahme reagieren. Es kommt zu Appetitlosigkeit, Erbrechen und Gewichtsverlust.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- Schwangerschaft
- Stillzeit
- pulmonale Infekte
- hochgradige Einschränkung der Lungenfunktion
- Lungenembolie
- Lungenfibrose
Bei einer eingeschränkten Nierenfunktion muss eine Dosisanpassung erfolgen.