Teniposid
Handelsname: Vumon®
Synonym: VM 26-Bristol
Englisch: Teniposide
Definition
Teniposid ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Zytostatika.
Chemie und Eigenschaften
Teniposid ist ein Glykosid und partialsynthetisches Derivat von Podophyllotoxin, einem Inhaltsstoff der Pflanzenart Podophyllum peltatum. Es besitzt die Summenformel C32H32O13S und eine molare Masse von rund 656,6 g/mol. Die Substanz liegt bei Raumtemperatur als Feststoff vor. Der Schmelzpunkt liegt zwischen 242 und 246°C. Die Löslichkeit in Wasser wird mit 5,9 mg je Liter (25°C) angegeben.[1]
Pharmakodynamik
Hintergrund
Topoisomerasen sind Enzyme mit wichtigen Funktionen im Rahmen der DNA-Replikation. Enzyme des Typs Topoisomerase II öffnen den DNA-Doppelstrang und gehen mit den entstehenden Enden kovalente Bindungen ein. Die DNA-Stränge rotieren und der Windungsgrad wird verändert. Anschließend verbindet Toposiomerase II die DNA-Stränge wieder.
Wirkmechanismus
Teniposid bildet einen Komplex mit Topoisomerase II und DNA. Innerhalb des Zellzyklus greift der Wirkstoff insbesondere in der G2- und S-Phase. Der Eintritt in die mitotische Phase wird unterdrückt. Die Wiederverknüpfung der DNA-Einzelstränge wird gehemmt und es kommt zu Strangbrüchen. Kumulierende DNA-Strangbrüche resultieren im Tod der betroffenen Zellen durch Apoptose. Das weitere Tumorwachstum kommt zum Erliegen.
Pharmakokinetik
Teniposid besitzt eine Plasmahalbwertszeit von circa 5 Stunden. Die Elimination erfolgt zu 4 bis 12% unverändert auf renalem Weg. Maximal 10% der applizierten Dosis werden innerhalb von 72 Stunden über die Faeces ausgeschieden. Die Clearance wird mit 10,3 ml/min/m2 angegeben.
Indikation
Teniposid wird zur Pharmakotherapie verschiedener maligner Neoplasien eingesetzt. Hierzu zählen:
Dabei sind sowohl eine Monotherapie als auch Kombinationen mit anderen antineoplastisch wirksamen Arzneistoffen möglich. So wurden in Kombinationen mit Platinderivaten (z.B. Oxaliplatin) oder Alkylantien synergistische Effekte beschrieben.
Nebenwirkungen
Zu den möglichen Nebenwirkungen können zählen:
- Knochenmarksdepression, Blutbildveränderungen
- Leukopenie, ggf. dosislimitierend
- Erythem
- Pruritus
- Parästhesien
- Auffälligkeiten der Elektromyographie
Wechselwirkungen
Eine gleichzeitige Anwendung von Enzyminduktoren wie Phenobarbital oder Phenytoin kann die Wirksamkeit von Teniposid beeinträchtigen (verringerte Plasmakonzentration).
Toxikologie
Teniposid ist ein Gefahrstoff mit CMR-Eigenschaften. Die Substanz steht im Verdacht, Schäden des Erbguts (mutagen), Krebs (karzinogen) und Schäden von Embryo oder Fetus (teratogen) bewirken zu können. Negative Effekte auf Keimzellen und Fruchtbarkeit sind nicht auszuschließen. Ferner ist Teniposid als organotoxisch zu betrachten.
Literatur
- Mutschler et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen: Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 9. Auflage, 2008.
- Lüllmann et al.: Pharmakologie und Toxikologie, Thieme Verlag, 15. Aufl., 2003.
- Dingermann et al.: Pharmazeutische Biologie - Molekulare Grundlagen und klinische Anwendung, Springer Verlag, Frankfurt und München 2002.
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