Rituximab
Referenzpräparat: MabThera®
Biosimilars: Rixathon®, Truxima®
Synonym: Rituximabum
Englisch: rituximab
Definition
Rituximab, kurz RTX, ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der monoklonalen Antikörper, der zur Therapie von Autoimmunerkrankungen und bestimmten Krebserkrankungen verwendet wird.
Nomenklatur
Der Name des Antikörpers Ri-tu-xi-mab setzt sich nach den Regeln der offiziellen Terminologie für monoklonale Antikörper zusammen:
Biochemie
Rituximab ist ein monoklonaler, chimärer Antikörper, der sich gegen das Oberflächenantigen CD20 richtet. Es ist ein Immunglobulin der Klasse IgG-1-kappa. Das Molekulargewicht von Rituximab beträgt 145 kDa.
Herstellung
Rituximab wird, wie viele andere biopharmazeutische Wirkstoffe, in CHO-Zelllinien hergestellt. Die Zelllinie stammt ursprünglich aus dem Ovargewebe des chinesischen Hamsters („chinese hamster ovary cells"), daher der Name CHO.
Wirkmechanismus
Rituximab bindet selektiv an das CD20-Antigen, das auf Tumorzellen stark exprimiert wird, aber auch auf der Oberfläche von reifen B-Lymphozyten vorkommt. Die Bindung von Rituximab an CD20 löst eine Apoptose der Zelle aus. Oftmals ist die Gabe von Rituximab daher mit einer vorübergehenden B-Zell-Depletion verbunden.
Anmerkung: Immunglobuline der Klasse G können die Plazentaschranke passieren. Wird die Mutter während der Schwangerschaft mit Rituximab behandelt, kann es beim Kind ebenfalls zu einer vorübergehenden B-Zell-Depletion und Lymphozytopenie kommen.
Indikationen
Rituximab wird in bei folgenden Indikationen eingesetzt:
- Non-Hodgkin-Lymphom (NHL):
- Erstbehandlung des follikulären Lymphoms (Stadium III – IV) oder Erhaltungstherapie, ggf. in Kombination mit einer Chemotherapie
- CD20-positives diffus großzelliges B-Zell-NHL, zusätzlich zum CHOP-Schema (R-CHOP)
- Bei Kindern in Kombination mit einer Chemotherapie bei CD20-positivem diffus großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL), Burkitt-Lymphom (BL) oder Burkitt-like-Lymphom (BLL)
- Chronisch lymphatische Leukämie (CLL): in Kombination mit einer Chemotherapie
- therapierefraktäre Rheumatoide Arthritis: in Kombination mit Methotrexat
- Granulomatose mit Polyangiitis und Mikroskopische Polyangiitis: in Kombination mit Glukokortikoiden
- Pemphigus vulgaris
Darreichungsform
Das Originalpräparat (MabThera®) liegt als Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung vor:
- Durchstechflasche a 10 ml mit 100 mg Rituximab
- Durchstechflasche a 50 ml mit 500 mg Rituximab
Dosierung
Die Dosierung ist indikationsabhängig. Im Rahmen onkologischer Therapien wird Rituximab meist in einer Dosierung von 375 mg/m2 Körperoberfläche pro Behandlungszyklus gegeben. Einzelheiten sind der Fachinformation zu entnehmen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Anwendung
Die Applikation von Rituximab erfolgt intravenös oder subkutan. Die erste Gabe sollte unter einem engmaschigen Monitoring der Vitalparameter stattfinden.
Um mögliche Nebenwirkungen abzumildern, wird vor jeder Gabe eine Prämedikation mit einem Analgetikum und Antipyretikum (z.B. Paracetamol) sowie einem Antihistaminikum (z.B. Diphenhydramin) empfohlen. Zur Prophylaxe von infusionsbedingten Reaktionen verabreicht man zusätzlich Glukokortikoide, falls diese noch kein Bestandteil der Therapie sind. Um einem Tumorlysesyndrom vorzubeugen, sollte bei gefährdeten Patienten (insbesondere bei chronisch lymphatischer Leukämie mit hohen Lymphozytenzahlen) vorab eine ausreichende intravenöse Flüssigkeitsgabe und ggf. die Applikation von Urikostatika erfolgen.
Nebenwirkungen
Zu den häufigsten möglichen Nebenwirkungen gehören:
- Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö
- Dyspnoe
- Pruritus, Exanthem
- Neutropenie
- Fieber
- Schüttelfrost
- Infektionen
- Kardiovaskuläre Ereignisse
- Infusionsbedingte Reaktionen:
- Anaphylaxie und andere Überempfindlichkeitsreaktionen
- Tumorlysesyndrom
- Zytokin-Freisetzungssyndrom ("cytokine release syndrome"): bei onkologischen Patienten kommt es durch den Zerfall von Tumorzellen zu einer massiven Freisetzung von Zytokinen
Überempfindlichkeitsreaktionen und das Zytokin-Freisetzungssyndrom können sich in ihrer klinischen Ausprägung sehr ähneln, da beide u.a. mit einem Blutdruckabfall, Bronchospasmen und Fieber bzw. Schüttelfrost einhergehen. Die anaphylaktische Reaktion tritt jedoch üblicherweise bereits innerhalb von Minuten nach der Rituximab-Gabe auf.
Zu den seltenen, schwerwiegenden Nebenwirkungen zählen:
- Reaktivierung einer vorbestehenden Hepatitis B
- progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML)
- Toxische epidermale Nekrolyse (TEN)
- Stevens-Johnson-Syndrom
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen seiner Bestandteile
- aktive, schwere Infektionen
- Patient mit stark geschwächter Immunabwehr
- Schwere Herzinsuffizienz
Impfungen
Im Rahmen einer Rituximab-Behandlung sollte keine aktive Immunisierung mit Lebendimpfstoffen erfolgen. Aufgrund der B-Zell-Depletion unter der Therapie ist die Wirkung einer Impfung mit Totimpfstoffen möglicherweise abgeschwächt. Bei einer geplanten Therapie ist somit eine frühzeitige Überprüfung und Aktualisierung des Impfstatus empfohlen, die optimalerweise bis vier Wochen vor Therapiebeginn abgeschlossen sein sollte.
Zulassung
Das Arzneimittel ist in der EU seit 1998, in den USA seit 1997 zugelassen.
ATC-Code
- L01FA01 - Antineoplastische und immunmodulierende Mittel - Antineoplastische Mittel - Monoklonale Antikörper und Antikörper-Wirkstoff-Konjugate - CD20 (Cluster of Differentiation 20) -Inhibitoren
Weblinks
- PharmaWiki - Rituximab, zugegriffen am 04.03.2023
- Gelbe Liste Wirkstoffe - Rituximab , zugegriffen am 04.03.2023
- Drugs.com - Rituximab, zugegriffen am 04.03.2023