Progressive multifokale Leukenzephalopathie
Abkürzung: PML
Englisch: Progressive multifocal leukoencephalopathy
Definition
Bei der progressiven multifokalen Leukenzephalopathie, kurz PML, handelt es sich um eine durch das JC-Virus hervorgerufene Slow-Virus-Infektion des Zentralnervensystems. Die Erkrankung ist akut und schreitet progredient voran. Sie äußert sich durch multiple Störungen in der Motorik und Sensorik und kommt praktisch ausschließlich bei Menschen mit abgeschwächtem Immunsystem vor.
Vorkommen
Die PML befällt Menschen mit einer ausgeprägten Schwäche der T-Zell-Immunität. Patienten, bei denen lediglich die humoralen Abwehrmechanismen geschwächt sind, erkranken nur sehr selten an PML. Die meisten Betroffenen leiden gleichzeitig an AIDS. In selteneren Fällen kommt es auch zum Ausbruch nach einer therapeutisch herbeigeführten Immunsuppression – zum Beispiel im Rahmen von Knochenmarktransplantationen.
In den letzten Jahren wurden vermehrt Fälle von PML unter der Therapie mit immunmodulierenden monoklonalen Antikörpern (z.B. Rituximab oder Natalizumab) beobachtet.[1]
Pathogenese
Der Erreger persistiert nach der Infektion ein Leben lang in den Nieren. Durch Immunsupression bzw. Immundefekte wird das Virus reaktiviert, befällt diverse Hirnstrukturen und sorgt an den Myelinscheiden für Entmarkungsreaktionen.
Symptome
Die Symptomatik richtet sich nach den genauen Entmarkungszonen, die zumeist multifokal auftreten. Frühsymptome der PML können sein:
Die Erkrankung ist progredient. Im weiteren Verlauf können folgende Spätsymptome auftreten:
- Tetraplegie
- schwere Demenz
- komatöser Zustand
Diagnose
- Der eindeutige Nachweis der JC-Virus-DNA im Liquor bzw. Urin mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) gelingt nur in etwa 50 % der Fälle. Dabei ist die Liquoruntersuchung meist unauffällig.
- Im CT bzw. MRT finden sich in der T1-Wichtung hypodense bzw. hypointense Entmarkungsherde, ohne KM-Anreicherung, die unscharf zum gesunden Gewebe abgegrenzt sind. In der T2-Wichtung und in FLAIR-Sequenzen sind die entsprechenden Läsionen hyperintens. Charakteristisch ist die Zerstörung der U-Fasern, wodurch die Läsionen bis unmittelbar an die Hirnrinde heranreichen. Als differentialdiagnostische Überlegung kommt hierbei eine HIV-Enzephalitis in Betracht.
- Sollte bei klinischem und bildgebenden Verdacht auf PML die PCR negativ ausfallen, ist aufgrund der schlechten Sensitivität eine Hirnbiopsie zur Diagnosesicherung anzustreben.
Therapie
- keine kausale Therapie möglich
- Stärkung des Immunsystems, bzw. Reduktion einer immunsuppressiven Therapie auf ein Minimum
- hochdosierte antiretrovirale Therapie
Prognose
Quelle
- ↑ Rindi LV et al. Drug-Induced Progressive Multifocal Leukoencephalopathy (PML): A Systematic Review and Meta-Analysis. Drug Saf. 2024
Weblink
- Alvanou K. Progressive multifokale Leukenzephalopathie. SMF 2024 - Fallbericht mit Abb., abgerufen am 17.07.2024
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