logo Einloggen

Kontrastmittel

Abkürzung: KM
Englisch: contrast medium, contrast agent

1. Definition

Kontrastmittel, kurz KM, sind Arzneimittel, die nicht der Heilung oder Linderung von Krankheiten dienen, sondern bei der Krankheitserkennung helfen. Sie werden in der bildgebenden Diagnostik (Röntgendiagnostik, Sonografie, MRT) im Rahmen von sogenannten Kontrastmitteldarstellungen angewendet.

2. Eigenschaften

Das ideale Kontrastmittel hat keine Wirkung, es führt lediglich durch Kontrastgebung (daher der Name) zur besseren Erkennbarkeit anatomischer Strukturen. Es kann darüber hinaus in bestimmten Fällen durch das Phänomen der Kontrastmittelanreicherung eine orientierende Auskunft über die Dignität einer Gewebeveränderung geben.

Am weitesten entfernt von diesem Ideal war das in den 30er Jahren des 20. Jahrhundert verwendete Thorotrast. Diese Mittel wurde im Körper im retikulohistiozytären System gespeichert. Das Mittel war jedoch radioaktiv und verursachte bei vielen Patienten maligne Tumoren. Thorotrast wird heute nicht mehr verwendet.

3. Kontrastmittelarten

3.1. Röntgendiagnostik

In der Röntgendiagnostik gängige Kontrastmittel sind:

3.1.1. Parenterale Kontrastmittel

Zu den parenteralen Kontrastmitteln gehören Iodhaltige bzw. iodsubstituierte Kontrastmittel, die injiziert und über die Nieren wieder ausgeschieden werden. Diese häufig verwendeten Kontrastmittel dienen zur Darstellung der Nieren (Urographie), der Venen (Phlebographie), der Arterien (Arteriographie) und anderer Organe. Wichtigstes Anwendungsgebiet heute ist die Computertomographie.

3.1.2. Orale Kontrastmittel

siehe Hauptartikel: Röntgenkontrastmittel, Kontrastmittel (CT)

3.2. Sonografie

Kontrastmittel werden vor allem in der Sonografie des Abdomens eingesetzt. Man spricht hier von sogenannten Echokontrastverstärkern. Die Kontrastmittel bestehen aus Luft- oder Gasbläschen, die von einer Hülle umgeben sind. Das Kontrastmittel hat also eine schaumähnliche Konsistenz. Die Intensität und Dauer der Kontrastanhebung im Gewebe hängt von den mechanischen Eigenschaften der Hülle ab. Die Bläschen zerplatzen nach einigen Minuten, sodass der Bläscheninhalt resorbiert und abgeatmet wird.

siehe Hauptartikel: Kontrastmittel (Ultraschall)

3.3. Magnetresonanztomografie

Bei der MRT können durch Kontrastmittel Gefäße und Organe besser sichtbar gemacht werden. Man unterscheidet zwei Arten von MR-Kontrastmitteln:

  • Extrazelluläre Kontrastmittel: Sie werden am häufigsten bei der MRT eingesetzt. Es handelt sich um gadoliniumhaltige Verbindungen, die über die Nieren ausgeschieden werden. Die besondere Struktur der Elektronenhülle der Gadolinium-Ionen beschleunigt die Wassermagnetisierung in ihrer unmittelbaren Umgebung. Bereiche mit Kontrastmittel können so heller dargestellt werden. Das erlaubt z.B. eine selektive Darstellung der Gefäße.

siehe Hauptartikel: Kontrastmittel (MRT)

3.4. Abbaubare Kontrastmittel

Für die MRT-Diagnostik wird intensiv nach abbaubaren Kontrastmitteln geforscht. Ein Erfolg versprechender Vertreter ist die Brenztraubensäure, ein Abbauprodukt des Glucosestoffwechsels, das vom Körper vollständig verstoffwechselt werden kann.

4. Risiken

4.1. Stoffspezifische Risiken

4.1.1. Iodhaltige KM

Iodhaltige KM können bei latenter Autonomie der Schilddrüse eine Hyperthyreose, bei Schilddrüsenautonomie eine Thyreotoxikose auslösen. Die Schilddrüse muss in diesem Fall mit Perchlorat und Thiamazol blockiert werden.

Nach Anwendung iodhaltiger KM bei Kleinkindern kann eine transitorische Hypothyreose auftreten.[1]

Eine Schilddrüsenszintigraphie oder Radioiodtherapie wird durch zuvor verabreichtes iodhaltiges KM behindert oder unmöglich.

Außerdem sollten orale Antidiabetika (z.B. Metformin) nach intravenöser Gabe von jodhaltigen KM nicht eingenommen werden. Durch die Kontrastmittelgabe kann die Nierenfunktion temporär eingeschränkt sein, sodass Metformin akkumuliert und eine weitere Gabe in seltenen Fällen eine Laktatazidose induzieren kann.

4.1.2. Bariumsulfat

Nach oraler Applikation kann das KM beim Vorliegen einer Perforation (z.B. Ösophagusperforation nach Fremdkörperingestion; perforierte Divertikulitis) aus dem Magen-Darm-Trakt in die freie Bauchhöhle gelangen und eine schwere Entzündung (Mediastinitis, Peritonitis) auslösen.

Bei Ileus, nach einer tiefen Biopsie oder Polypektomie (Perforationsgefahr) oder nach operativen Eingriffen mit enteralen Anastomosen, ist die Anwendung kontraindiziert. Es muss ein ionisches, wasserlösliches Kontrastmittel verabreicht werden.

4.2. Aspirationsgefahr

Bei Patienten mit Atem- und Schluckstörungen besteht bei oraler Verabreichung eines KM ein Aspirationsrisiko. Die Aspiration von Bariumsulfat kann eine Aspirationspneumonie, iodhaltige, ionische Kontrastmittel können ein Lungenödem auslösen.

Vor der oralen Anwendung eines KM sollte dem Patienten immer ein Probeschluck (Wasser) verabreicht werden, um eine etwaige Aspirationsgefahr zu erkennen. Bei erhöhtem Aspirationsrisiko sollte nicht-ionisches, wasserlösliches Kontrastmittel verabreicht werden.

siehe Hauptartikel: Kontrastmittelreaktion

5. Quellen

Stichworte: Bildgebung, Röntgen
Fachgebiete: Radiologie

Empfehlung

Shop News Jobs CME Flexa Piccer
NEU: Log dich ein, um Artikel in persönlichen Favoriten-Listen zu speichern.
A
A
A

Teilen Was zeigt hierher Versionsgeschichte Artikel erstellen Discord
Georg Graf von Westphalen
Arzt | Ärztin
Dr. Frank Antwerpes
Arzt | Ärztin
Natascha van den Höfel
DocCheck Team
Dr. med. Helmut Hentschel
Arzt | Ärztin
Fiona Walter
DocCheck Team
Clarissa Teuber
Student/in der Humanmedizin
Bijan Fink
Arzt | Ärztin
Sophia Scheerer
Medizinisch-technische/r Assistent/in
Katharina Klüting
Student/in der Humanmedizin
Prof. Dr. O. Michel
Arzt | Ärztin
Sonka Sanders
Student/in der Humanmedizin
Diese Funktion steht nur eingeloggten Abonnenten zur Verfügung
Letzter Edit:
10.07.2024, 10:27
209.077 Aufrufe
Nutzung: BY-NC-SA
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...