von altgriechisch: ιο-ειδής ("ioeides") - veilchenfarbig, violett
Synonym: Jod
Englisch: iodine
Iod ist ein chemisches Element aus der Gruppe der Halogene. Es ist ein kristalliner, metallisch glänzender Feststoff, der schon bei Zimmertemperatur charakteristisch riechende, violette Dämpfe absondert (Sublimation).
Iod ist für den menschlichen Organismus zur Synthese der Schildrüsenhormone essentiell. Die tägliche Iodaufnahme sollte 200 µg nicht unterschreiten und kann bei Bedarf auch therapeutisch substituiert werden. Ausgeprägter Jodmangel führt zu einer Hypothyreose.
Iod wird zu 70-80 % (das sind 10-20 mg) in der Schilddrüse gespeichert, wo es durch eine Peroxidase in Gegenwart von Wasserstoffperoxid zu elementarem Iod oxidiert wird, um dann mit der Aminosäure Tyrosin zu den Iodothyroninen Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) verstoffwechselt zu werden. Diese beiden Hormone sind Bestandteile eines komplexen Regelkreises (Thyreotroper Regelkreis) und werden benötigt, um den Grundumsatz des Körpers zu steigern, was einhergeht mit gesteigertem Sauerstoffverbrauch in den Geweben, einer Verminderung der Glucosetoleranz (Glucose wird vermehrt verstoffwechselt) und der Steigerung der Fettverbrennung. Weiterhin sind T3 und T4 wichtige wachstumsfördernde Faktoren und sensibilisieren Adrenalinrezeptoren.
Extrathyreoidales Iod findet sich primär in der Leber, aber auch im Gehirn sowie in den Speicheldrüsen und Brustdrüsen.
Iod weist eine schnelle und zuverlässige biozide Wirkung gegen viele Mikroorganismen auf. Es ist weniger hautreizend als andere Halogene und hemmt in seiner elementaren Form zahlreiche bakterielle Enzyme. Es wird meist in alkoholischen Lösungen verwendet, sogenannten Iodtinkturen. Die Zuagabe von Kaliumiodid kann eine längere Haltbarkeit und größere Tiefenwirkung hervorrufen. Ein typisches Produkt ist Povidon-Iod (z.B. Betaisodona®), ein Iodophor-Komplex mit amphiphilen Polymeren. Anwendungsbereiche sind die Haut-, Schleimhaut- und Wunddesinfektion, sowie die Desinfektion von Verbrennungen oder infektiösen Dermatosen.
Toxikologisch muss zwischen der Giftwirkung von elementarem Iod und von Iodid-Ionen unterschieden werden: Ersteres inaktiviert Körperproteine, sodass bereits 30g Jodtinktur oral appliziert tödlich wirken; lokal verursachen Ioddämpfe heftige Reizungen der Augen und der Nasenschleimhäute (Jodschnupfen, daher MAK 1 mg/ m³). Iod-Ionen dagegen verursachen den sogenannten Jodismus mit Juck- und Niesreiz, der schlimmstenfalls in eine Hyperthyreose übergeht. Ein weiteres Gesundheitsrisiko bilden die bei der Kernspaltung entstehenden Radiojod-Isotope, die statt des natürlichen nicht radioaktiven Isotops in das Schilddrüsengewebe eingelagert werden und zur Krebsentstehung beitragen.
In der Nuklearmedizin werden radioaktive Iod-Isotope (z.B. Iod-123, Iod-131) zur Diagnostik und Therapie verschiedener Schilddrüsenerkrankungen eingesetzt.
In Jodmangelgebieten (zum Beispiel weite Teile Bayerns) ist die euthyreote Struma endemisch. Iod kann vor operativen Eingriffen an der Schilddrüse (z.B. beim Schilddrüsenadenom) zur funktionellen Ausschaltung der Schilddrüsenfunktion verwendet werden (Plummer-Effekt).
Fachgebiete: Allgemeinmedizin, Chemie, Toxikologie
Diese Seite wurde zuletzt am 30. März 2021 um 18:18 Uhr bearbeitet.
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