Radiojodtherapie
Englisch: radioiodine therapy
Definition
Als Radiojodtherapie bezeichnet man eine Therapiemethode in der Nuklearmedizin, bei der mit Hilfe von radioaktiven Isotopen (Iod-131) maligne und benigne Schilddrüsenerkrankungen behandelt werden können.
Indikation
Eine Radiojodtherapie kann indiziert sein bei:
- benignen Schilddrüsenerkrankungen
- manifeste Hyperthyreose bei Schilddrüsenautonomie und Morbus Basedow
- latente Hyperthyreose bei Schilddrüsenautonomie und Struma
- malignen Schilddrüsenerkrankungen (differenzierte Schilddrüsenkarzinome)
Prinzip
Die Schilddrüse ist ein Organ, das Jod aufnimmt und speichert. Daher kann durch radioaktives Jod gezielt die Schilddrüse bestrahlt werden. Dazu erfolgt eine systemische Gabe von 131I (in Form von Natriumiodid). Dieses wird von Schilddrüsenzellen aufgenommen und bewirkt bei diesen eine Funktionseinschränkung, einen Verlust der Regenerationsfähigkeit und schließlich den Zelltod.
Hintergrund
Die Radiojodtherapie besteht zu 90% aus Beta- und zu 10% aus Gammastrahlung. Therapeutisch wirksam ist die Beta-Strahlung. Die Reichweite der Beta-Strahlung ist im Gewebe gering (ca. 0,5mm), so dass Nachbarorgane nur gering strahlenexponiert sind.
Die Therapie wird seit den 1950ern durchgeführt. Seitdem wurden große Erfolge an einem breiten Patientenkollektiv beobachtet. Es wurde keine signifikante Zunahme von Schilddrüsen- und anderen Tumoren nach der Therapie (Zweitmalignome) festgestellt.
Die Strahlenbelastung entspricht etwa der einer Röntgenuntersuchung. Da die Patienten jedoch in Urin, Stuhl, Speichel, Schweiß und Atemluft radioaktive Partikel ausscheiden, muss die Therapie stationär erfolgen (Strahlenschutz).
Nebenwirkungen
Akutnebenwirkungen
- Radiothyreoiditis
- Sialadenitis (durch Zerstörung von Speicheldrüsenzellen)
- Veränderungen des Geschmackssinns
- Gastritis
Spätkomplikationen
- Xerostomie und Xerophthalmie
- Zweitneoplasie (z.B. Lymphom oder Leukämie)