Iodothyronin
Synonym: Iodthyronin
Englisch: iodothyronines
Definition
Als Iodothyronine werden diejenigen Schilddrüsenhormone bezeichnet, die in Form iodhaltiger Amine aufgebaut sind.
Biochemie
Zu den Iodothyronin zählen die klassischen Schilddrüsenhormone:
- Thyroxin (T4) und
- Triiodthyronin (T3),
sowie die folgenden, nicht-klassischen Schilddrüsenhormone, die teilweise als Beiprodukte der Schilddrüsenhormonsynthese, teilweise durch regulierte Deiodierung aus den klassischen Schilddrüsenhormonen entstehen:
- Reverse-T3 (rT3),
- 3 verschiedene Diiodthyronine (T2),
- 2 verschiedene Monoiodthyronine (T1)
Durch Desaminierung entstehen aus Iodothyroninen Iodothyroacetate, z.B. TRIAC und TETRAC. Thyronamine werden durch Decarboxylierung gebildet.
Physiologie
Funktion
Die beiden iodhaltigen Amine Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) steuern die Stoffwechselaktivität und die Differenzierung des Organismus.
Stoffwechsel
T4 wird in den Schilddrüsenfollikeln der Schilddrüse gebildet. Es wirkt überwiegend als Prohormon, wird aber sowohl in der Schilddrüse als auch in peripheren Organen (u.a. der Leber) in das wirksamere T3 umgewandelt. Die Aktivität der abbauenden Enzyme ist vielfältigen Seuerungseinflüssen unterworfen, so dass das Muster der Abbauprodukte je nach Funktionszustand des Organismus variieren kann. Ein Beispiel ist die Stimulation der Reverse-T3-Bildung bei kritisch kranken Patienten (NTIS im Stadium des Low-T3-Syndroms).
Regulation
Iodothyronine haben einen starken Einfluss auf nahezu alle Funktionen des Organismus. Daher wird ihre Bildung durch einen komplexen mehrschleifigen Regelkreis (thyreotroper Regelkreis) gesteuert.
Transport
Die lipophilen Iodothyronine sind im Plasma nur schwer löslich. Sie binden daher an unterschiedliche Transportproteine (insbesondere thyroxinbindendes Globulin, Transthyretin und Albumin). Obwohl sie als lipophile Substanzen auch rein passiv durch die Zellmembran treten könnten, wurden bis jetzt am Menschen bereits 10 verschiedene aktive, energieabhängige und regulierbare Transporter (humane Iodothyronintransporter) beschrieben. Durch diesen aktiven Transport liegt der Iodothyroninspiegel intrazellulär höher als im Blutplasma oder im Interstitium.
Klinik
Pathophysiologie
Eine Überversorgung des Organismus mit Iodothyroninen wird als Thyreotoxikose bezeichnet, ein Mangel als Hypothyreose.
Substitutionstherapie
Eine Substitutionstherapie im Falle einer Hypothyreose kann in den allermeisten Fällen oral erfolgen. Meist genügt es, Levothyroxin zu substituieren, daraus wird T3 in den peripheren Organen gebildet. Bei der Therapie muss beachtet werden, dass T4 als Substanz kritischer Dosierung eine geringe therapeutische Breite besitzt und dass es vielfältigen Einflüssen auf Bioverfügbarkeit und Pharmakokinetik unterliegt. Daher ist u. a. ein regelmäßiges biochemisches Monitoring (i. d. R. durch TSH-Kontrollen) unerlässlich.
Literatur
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