Mamma
Synonyme: Brustdrüse, Milchdrüse, Glandula mammaria, weibliche Brust
Englisch: breast
Definition
Die Mamma ist die Brustdrüse des Menschen. Bei der Frau ist sie ein sekundäres Geschlechtsmerkmal, welches sich in der Pubertät unter dem Einfluss von Hormonen morphologisch und funktionell entwickelt (Thelarche).
Die männliche Brustdrüse (Mamma masculina) zeigt prinzipiell den gleichen Aufbau, entwickelt sich jedoch mangels hormoneller Faktoren nicht weiter und verbleibt rudimentär.
Hintergrund
Der verbreitete Begriff Busen für die weibliche Brust ist genaugenommen unzutreffend, da mit Busen (lateinisch: Sinus mammarum sive Sulcus intermammarius) eine Bucht oder Einbuchtung und damit der Raum zwischen den beiden Brüsten gemeint ist.
Anatomie
Form und Lage
Die Mamma liegt bei der erwachsenen Frau in Höhe der 3. - 7. Rippe in der Subcutis auf der Brustfaszie. Die Form der Mamma entspricht am ehesten einer Halbkugel. Sie reicht von der Parasternallinie bis zur vorderen Axillarlinie und bildet einen kraniolateralen Ausläufer in Richtung der Axilla. Manchmal überschreitet das Drüsengewebe auch als Lobus axillaris den lateralen Rand des Musculus pectoralis major.
Nach Geburten und im Alter lockert sich die bindegewebige Verwachsung der Mamma an der Brustfaszie, sodass sie der Schwerkraft folgend mehr oder minder herabhängen kann. Nicht immer sind beide Brüste symmetrisch, man spricht dann von Anisomastie.
Form und Lage der weiblichen Brust werden durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, unter anderem durch:
- Alter
- Hormonhaushalt
- Ernährungszustand
- Anzahl der Schwangerschaften und Stillzeiten
- Körperhaltung
Aufbau
Die Mamma besteht aus Drüsengewebe, Bindegewebe und Fettgewebe. Der Drüsenkörper ist in 15 bis 20 Drüsenlappen (Lobi) unterteilt, die sich jeweils aus mehreren Drüsenläppchen (Lobuli) zusammensetzen. Das von ihnen gebildete Sekret wird in den Milchgängen (Ductus lactiferi) gesammelt, die in der Brustwarze (Papilla mammae bzw. Mamille) an die Oberfläche treten.
Das Drüsengewebe wird von außen mit dem umgebenden Fettgewebe durch einen Bindegewebsmantel zum Corpus mammae umfasst. Septen aus Bindegewebe unterteilen das Corpus mammae in Kammern. So teilt z.B. das horizontal verlaufende Würinger-Septum die Brust in einen kranialen und einen kaudalen Bereich. Durch bandartige Strukturen, die Ligamenta suspensoria mammae, wird die Mamma an der Brustfaszie fixiert.
An der Oberfläche ist die Mamma mit Haut überzogen. Sie wird in 4 Quadranten eingeteilt. Zentral befindet sich als Ausführungsorgan der Brustdrüse die Brustwarze. Sie ist von einem in der Regel dunkler pigmentierten Warzenhof (Areola mammae) umgeben. In den Warzenhof und die Mamille sind Schweißdrüsen und Talgdrüsen (Glandulae areolares) eingelassen. Die Mamille besitzt eine ausgeprägte sensible Innervation und ist von glatter Muskulatur durchsetzt. Dadurch richtet sich die Mamille bei mechanischer Stimulation auf.
3D-Modell der weiblichen Brustdrüse
Blutversorgung
Die arterielle Versorgung der Mamma erfolgt aus:
- Rami perforantes der 2.- 5. Arteria intercostalis anterior
- Rami mammarii mediales der Arteria thoracica interna
- Rami mammarii laterales der der Arteria thoracica lateralis
- Rami mammarii laterales aus der 2.- 5. Arteria intercostalis posterior
Der venöse Abfluss erfolgt oberflächlich über ein um die Areola geflochtenes Venennetz (Plexus venosus areolaris). Das venöse Blut wird aus den oberflächlichen Gefäßen in die Vena thoracica lateralis und Vena thoracica interna, teilweise auch in die venösen Gefäße der Bauchwand geleitet. Die subkutanen (oberflächlichen) Venen stehen mit den tiefen Venen der Brust in Verbindung. Über diese Venen steht das venöse System der Mamma dann in Verbindung zu den Interkostalvenen.
Innervation
Die sensible Innervation der Mamma erfolgt aus Ästen der Interkostalnerven, die als Rami mammarii mediales et laterales zu ihren Versorgungsgebieten laufen. Die vegetativen Nervenfasern für die Sekretion der Mamma verlaufen perivaskulär mit den Arterien zu ihren Versorgungsgebieten.
Lymphatische Drainage
Die Kenntnis der lymphatischen Abflusswege der Mamma sind für das Verständnis der lymphogenen Metastasierung des Mammakarzinoms von außerordentlicher Bedeutung.
Die Mamma ist von einem oberflächlichen und einem tiefen System aus Lymphgefäßen durchzogen. Diese stehen miteinander in Verbindung und leiten die Lymphe über größere Gefäße ab.
Der Abfluss zur Axilla ist am stärksten, Abflusswege bestehen zu:
- Nodi lymphatici axillares pectorales, am Unterrand des Musculus pectoralis minor, oberhalb des Musculus serratus anterior
- Nodi lymphatici axillares centrales, unterhalb des Musculus subscapularis
- Nodi lymphatici axillares apicales, entlang der Vena subclavia, kranial des Musculus pectoralis minor
- Nodi lymphatici cervicales laterales profundi, oberhalb der Clavicula in die tiefe Halsregion
Durch den Musculus pectoralis major erfolgt als Zwischenstation ein Abfluss in die Nodi lymphatici interpectorales zwischen den Brustmuskeln, von dort aus weiter in die Axilla.
Durch die Brustwand erfolgt Lymphabfluss in die Nodi lymphatici parasternales entlang der Vena thoracica interna. Dabei kann Lymphe auch über Nodi lymphatici intercostales die Medianlinie überquerend zur anderen Körperseite abfließen.
Über Zwerchfelllymphknoten kann Lymphe auch in Sammellymphknoten des Oberbauchraumes abfliessen.
Histologie
Histologisch muss ebenfalls zwischen der ruhenden und laktierenden Mamma unterschieden werden.
Ruhende Mamma
Bei mikroskopischer Betrachtung der ruhenden Mamma dominieren Anteile des Gangsystems. Zu unterscheiden sind:
- Ductus lactiferi mit zweischichtigem zylindrischem Epithel
- Sinus lactiferi mit einschichtigem zylindrischen Epithel
- Ausführungsgänge, die peripher ein zweischichtiges prismatisches Epithel aufweisen, welches zur Mamille hin in mehrschichtig unverhorntes Plattenepithel übergeht.
Die alveolären Drüsen als Stätten der Milchproduktion sind in der ruhenden Mamma nicht stark ausgebildet.
Laktierende Mamma
Bei der laktierenden Mamma (Mamma lactans) dominieren die sehr zahlreichen alveolären Drüsenendstücke. In den Drüsenendstücken kann mikroskopisch die apokrine Abgabe von Fettropfen in das Lumen der Drüsen dargestellt werden. Weiterhin werden unter anderem Proteine, Wasser, Kohlenhydrate und Vitamine merokrin abgegeben, die mit den Fettvesikeln fusionieren und in das Ausführungssystem abfliessen. Insgesamt ist eine stärkere Läppchengliederung beobachtbar.
Physiologie
Die weibliche Brustdrüse hat funktionell ihre Bedeutung als Stillorgan. Im Rahmen der Schwangerschaft und nach Stimulation durch das Neugeborene wird die Mamma in einen aktiven Zustand der Laktation versetzt.
Daher ist die ruhende Mamma von der laktierenden Mamma zu unterscheiden.
Ruhende Mamma
Die ruhende Mamma besteht aus 15-20 tubuloalveolär verzweigten Drüsenkörpern, Sie haben einen apokrinen Sekretionsmodus und sind von reichlich Fettgewebe und Bindegewebe umlagert.
Während des Menstruationszyklus ist die Brust zyklischen Veränderungen unterworfen. Dabei weiten sich die Milchgänge der Drüsen und sondern geringste Mengen Flüssigkeit ab, ohne jedoch Milch zu sezernieren.
Laktierende Mamma
Im Verlauf der Schwangerschaft kommt es etwa ab dem 2. Monat, zunächst unter Östrogen- später unter Progesteron-Einfluss zur massiven Sprossung und Aufzweigung der Milchdrüsen.
Die Brust vergrößert sich dadurch, die Lappenarchitektur tritt deutlicher zu Tage. Die oberflächlichen Venengeflechte treten hervor, die Areola vergrößert sich und wird stärker pigmentiert.
Ab dem 8. Schwangerschaftsmonat wird eine Art Vormilch, das Colostrum gebildet. Nach der Geburt beginnt die Produktion der Muttermilch. Die Abgabe und weitere Produktion der Milch wird durch das Saugen des Neugeborenen an der Brustwarze gefördert. Durch neurohormonale Kopplungsmechanismen kommt es durch den Saugreiz auf die Mamille zu einer gesteigerten Sekretion der Hormone Prolaktin und Oxytocin.
Bei Abstillen kommt es durch die zunächst noch laufende Produktion zu einem Anstau von Muttermilch. Nach und nach veröden die in der Schwangerschaft gebildeten neuen Drüsenelemente. Milchreste unterliegen der Phagozytose. Innerhalb einiger Monate wandelt sich die laktierende Mamma zur ruhenden Mamma um.
Sexuelle Bedeutung
Die weibliche Brust ist ein sekundäres Geschlechtsmerkmal und im ästhetischen Empfinden der Menschen, weitgehend auch kulturenübergreifend, häufig ein Symbol für die Sexualität. Sie signalisiert Fortpflanzungsfähigkeit.
Ästhetik
Verschiedene physiologische Varianten der weiblichen Brust werden je nach persönlicher Präferenz und Zeitgeist als ästhetisch empfunden.
Auch wenn im medizinsichen Sinne nur sehr selten von einer pathologischen Mikromastie gesprochen werden kann, neigen manche Frauen dazu, ihre Brüste subjektiv als zu klein zu empfinden. Gegenteilig kommt es auch vor, dass Brüste als zu groß empfunden werden bzw. durch ihr hohes Eigengewicht Haltungsprobleme der Wirbelsäule verursachen können.
Diesen Umständen trägt die plastische Chirurgie durch Angebote zur Vergrößerung (Mammaaugmentation mit Brustimplantaten) bzw. Verkleinerung und Straffung der Brust (Mastopexie) oder Straffung und Vergrößerung (Augmentationsmastopexie) Rechnung.
Klinik
Erkrankungen
In der Mamma tritt der bei Frauen häufigste Krebs, das Mammakarzinom auf. Weiterhin können verschiedene Stufen der Mastopathie oder auch gutartige Läsionen wie das Fibroadenom der Mamma auftreten. Ein überwiegend bei stillenden Frauen auftretende benigne Neoplasie ist das Adenoma purum.
Auch bei den männlichen Brustdrüsen kann es zum Mammakarzinom kommen.
Entzündliche Erkrankungen der Mamma werden unter dem Oberbegriff der Mastitis zusammengefasst. Ein Fehlen der Brustdrüse und der Mamillen wird als Amastie bezeichnet.
Untersuchungsmethoden
Neben der manuellen Tastuntersuchung der Mamma (Mammapalpation) und der Inspektion liefert die bildgebende Diagnostik wichtige diagnostische Ergebnisse bei der Untersuchung der weiblichen Brust. Routinemethoden sind die Mammasonographie und die Mammographie. Bei Verdacht auf maligne Veränderungen der Brustdrüse wird eine Stanzbiopsie, eine Vakuumbiopsie oder eine Probeexzision durchgeführt.