Schweißdrüse
Synonym: Glandula sudoriferae merocrinae
Englisch: perspiratory gland, sweat gland
Definition
Die Schweißdrüse gehört zu den Hautanhangsgebilden und ist an den meisten Teilen des menschlichen Körpers vorzufinden. Hauptaufgabe ist die Sekretion von Schweiß zur unterstützenden Wärmeregulation des Organismus.
Anatomie
Ursprünglich aus der Oberhaut stammend, sind die Schweißdrüsen im Rahmen der Evolution aus Platzmangel in das Lederhautgewebe (Dermis) abgewandert. An ihre ursprüngliche Lokalisation erinnern heute nur noch ihre Ausführungsgänge. Mit einem Durchmesser von circa 40–80 µm durchziehen die Endstücke (Ausführungsgänge) der Drüsen dabei die Kutis.
Schweißdrüsen kommen beim Menschen am gesamten Körper vor, außer am Lippenrot und an der Eichel (Glans penis).
Eine besonders hohe Anzahl an Schweißdrüsen findet sich an folgenden Stellen:
Histologie
Schweißdrüsen gehören zu den verknäuelten, tubulären, exokrinen, exoepithelialen Drüsen. Man bezeichnet sie auch als Knäueldrüsen, in histologischen Schnitten findet man durch die starke Spiralisierung viele Querschnitte einer Schweißdrüse.
Schweißdrüsen bestehen aus
- Drüsenazinus und
- Ausführungsgang
Drüsenazinus und Ausführungsgang sind von Drüsenepithel ausgekleidet. Kennzeichnend ist dabei vor allem eine polare Gliederung der Zellorganellen im Drüsenepithel: Basal befinden sich die Zellteile für die Synthese des Sekrets (raues endoplasmatisches Retikulum, Golgi-Apparat), apikal finden sich Sekretgranula. Zwischen der Basalmembran und den Drüsenzellen finden sich im Bereich der Endstücke sogenannte Myoepithelzellen. Deren Kontraktion sorgt dafür, dass Sekret über die Ausführungsgänge abgegeben werden kann und an die Hautoberfläche gelangt.
Es wird zwischen ekkrinen bzw. merokrinen und apokrinen Schweißdrüsen unterschieden.
Ekkrine Schweißdrüsen
Die Sekretabgabe der meisten Schweißdrüsen erfolgt ekkrin, sprich durch Ionentransport und parazellulären Wassernachstrom (solvent drag). Ekkrine Drüsen kommen am Körper ubiquitär vor und sind nicht an Haarfollikel gebunden.
Das Epithel der Endstücke weist zwei verschiedene Zelltypen auf: Relativ seltene dunkle Zellen enthalten Sekretgranula, die neben Sialoglykokonjugaten auch antimikrobielle Stoffe (z. B. Lysozym, Defensine) via Exozytose sezernieren. Die deutlich häufigeren hellen Zellen sezernieren apikal Natrium- und Chlorid über Transmembrantransporter. Wasser strömt passiv über Aquaporine in das Lumen des Ausführungsganges nach.[1]
Die Drüsenkörper ekkriner Schweißdrüsen sind relativ klein. Sie haben einen Durchmesser von etwa 0,4 bis 0,7 mm. Ihre Innervation erfolgt sympathisch-cholinerg.
Apokrine Schweißdrüsen
Bei den großen Schweißdrüsen des Achsel- und Genitalbereichs liegt ein apokriner Sekretionsmodus vor.[2] Der Durchmesser ihrer Drüsenkörper ist bis zu 10-mal größer als der ekkriner Drüsen, d.h. bis zu 4 mm.[3] In der Literatur finden sich aber auch abweichende, geringere Angaben.
Apokrine Schweißdrüsen werden auch Duftdrüsen genannt. Sie entwickeln sich erst in der Pubertät und sitzen an der Haarbasis. Bei Kindern sind sie inaktiv.
Der Begriff "Duftdrüse" ist teils obsolet, teils diskutabel: Nach Ansicht mancher Autoren ist das Sekret a priori geruchlos, wenn man von der Anwesenheit gewisser Pheromone absieht. Der Geruch entsteht erst durch die Einwirkung von Korynebakterien im Haartrichter, in welchen die großen Schweißdrüsen münden. Die Innervation dieser Drüsen erfolgt adrenerg.
Weitere Formen
Schweißdrüsen, die sich nicht eindeutig einem der beiden o.a. Typen zuordnen lassen, werden in der Literatur mitunter als "apoekkrine" Drüsen gelabelt. Darüber hinaus existieren noch andere, abgewandelte Formen apokriner Schweißdrüsen:
- Duftdrüsen (Glandulae sudorifae apocrinae)
- Ohrschmalzdrüsen (Glandulae ceruminosae)
- Warzenhofdrüsen (Glandulae areolares)
- Moll-Drüsen (Glandulae ciliares)
Funktion
Die Schweißdrüsen dienen der Schweißabsonderung (Schwitzen) und erfüllen dadurch verschiedene Funktionen:
Wärmeregulation
Durch Verdunstung unterstützen die Schweißdrüsen die Wärmeregulation des Körpers.
Säureschutzmantel
Schweißdrüsen sind an der Ausbildung des antibakteriellen Hydrolipidfilms der Haut beteiligt und unterstützten so den Säureschutzmantel der Haut.
Entgiftung
Durch Abgabe von harnpflichtigen Stoffwechselprodukten und Elektrolyten (NaCl) übernehmen die Schweißdrüsen einen geringen Teil der sonst über die Nieren erfolgenden Entgiftung.
Klinik
Eine fehlende Schweißbildung bezeichnet man als Anhidrose. Ihr Gegenteil, die übermäßige Schweißbildung, heißt Hyperhidrose. Eine Schweißbildung, die mit übermäßigem Körpergeruch einhergeht, wird Bromhidrose genannt. Selten kann es auch zu einer Verfärbung des abgesonderten Schweißes kommen, der Chromhidrose.
Die Steuerung der Schweißdrüsen wird als Sudomotorik bezeichnet. Sudomotorische Dysfunktionen können das Nervensystem betreffen und treten z.B. bei Diabetes mellitus, neurodegenerativen Erkrankungen oder Small-Fiber-Neuropathie auf.
Aus den Drüsenzellen können Schweißdrüsentumoren hervorgehen. Beispiele sind das gutartige Spiradenom und das maligne Hidradenokarzinom.
Quellen
- ↑ Lüllmann-Rauch R., Asan E. (Hrsg.): Taschenlehrbuch Histologie. 7., vollständig überarbeitete Auflage. Thieme, 2024.
- ↑ Bonnie D. Hodge; Terrence Sanvictores; Robert T. Brodell: Anatomy, Skin Sweat Glands. NCBI Ressources. Last Update: October 1, 2020.
- ↑ Murphrey MB, Safadi AO, Vaidya T.: Histology, Apocrine Gland. [Updated 2021 Oct 14]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022