Pheromon
von altgriechisch: φέρειν ("phérein") - überbringen, melden; ὁρμᾶν ("hormān") - antreiben, erregen
Synonym: Ecto-Hormon
Englisch: pheromon
Definition
Pheromone ist ein unspezifischer Sammelbegriff für Duftstoffe, die von einem Lebewesen abgegeben und bei einem anderen Lebewesen der selben Art eine spezifische Wirkung erzielen.
Funktion
Pheromone dienen der nonverbalen Kommunikation. Sie werden daher auch als Soziohormone bezeichnet. So dienen sie als Erkennungs- und Sexuallockstoff sowie der Vermittlung der Artgleichheit. Sie können zudem bewusst oder unbewusst Verhaltensweisen anderer Individuen beeinflussen.
Neurophysiologie
Duftstoffe werden über die Riechepithelzellen aufgenommen. Sie sind wasserlöslich und reagieren mit Rezeptoren des Bulbus olfactorius. Kollateralen des Nervus trigeminus (freie Nervenendigungen) enthalten ebenfalls olfaktorische Fasern und finden sich frei vermengt mit den Fasern des Bulbus olfactorius sowie dem Nasenepithel vergesellschaftet. Um diese zu reizen, müssen jedoch deutlich erhöhte Konzentrationen vorliegen.
Die Riechbahn ist direkt mit dem limbischen System und dem Hypothalamus verbunden. Kollateralen gehen ebenfalls zum Thalamus. Dadurch werden Gerüche überwiegend unbewusst vom zentralen Nervensystem wahrgenommen.
Zum Thalamus führende Fasern sind in geringerer Stärke ausgeprägt und vermitteln nur einen Teil der tatsächlich wahrgenommenen Gerüche zu einer bewussten Wahrnehmung (thalamische Verschaltung). Der Begriff der "geruchlosen" Gase ist in diesem Zusammenhang irreführend, da diese in aller Regel nicht geruchlos, sondern entweder nicht wasserlöslich sind oder ihr spezifisiches Geruchsmuster nicht über den menschlichen Thalamus verschaltet sind.
Andere Säugetiere sowie niedere Vertrebraten und teilweise auch Insekten sind indessen in der Lage, diese Gase wahrzunehmen.
Die als Pheromone bezeichneten Duftstoffe werden entweder bewusst oder unbewusst wahrgenommen. Unbewusste Wahrnehmungen führen zu Veränderungen im Hormonsystem oder den vegetativen Funktionen, ohne dass dem vom Einzelnen ein Grund zugeordnet werden kann.
Pheromone werden daher des Öfteren auch fälschlicherweise als Liebeshormone bezeichnet, da bestimmte natürlich vorkommende Stoffe und ihre synthetisch hergestellten Äquivalente zu einer Erhöhung der Anziehungskraft führen sollen. Dies lässt sich in experimentellen Studien nicht zweifelsfrei nachweisen.
Phänomene beim Menschen
Pheromone haben Einfluss auf das Hormonsystem sowie die vegetativen Funktionen.
Androstenon, ein Duftstoff aus den Achsel-Schweißdrüsen des Mannes, ist in der Lage den Menstruationszyklus der Frau zu synchronisieren. Dieser wird lediglich zur Zeit des Eisprungs der Frau als angenehm wahrgenommen. Zu den übrigen Zeiten wird er als unangenehm beschrieben. Es wird angenommen, dass dies der Steigerung der Geburtenrate dient.
Düfte aus Sekretdrüsen der Vagina, sowie Schweißdrüsen der weiblichen Achselhöhle können bei Männern in Tiefschlafphasen zu einer Veränderung von Herzfrequenz und Atemfrequenz führen und sind in der Lage, die Trauminhalte zu modulieren. Sie werden von Probanden als subjektiv positiver beschrieben.
Als Lee-Boot-Effekt wird die Synchronisation der Menstruationszyklen weiblicher Mäuse, die eine lange Zeit in Gemeinschaft und isoliert von männlichen Mäusen leben, bezeichnet. Diese Synchronisation basiert auf dem Einfluss eines Östrogen-abhängigen Pheromons. Es wird vermutet, dass dieser Effekt auch bei Frauen stattfindet, da hier ebenfalls eine Synchronisation der Menstruationszyklen beobachtet werden konnte.
Unterschiede zwischen Mensch und Tier
Bei Säugetieren (außer dem Menschen) gehen vom Bulbus olfactorius zwei spezifische Nerven ab.
Zum einen der Nervus terminalis. Dieser besteht aus einem Bündel feiner Nervenfasern, welche von der Nasenscheidewand durch die Lamina cribrosa bis zur Lamina terminalis ziehen und unterhalb der Commissura anterior in das Gehirn eintritt. Das Bündel gilt als vegetativer Nerv. Bei Reizung durch bestimmte Duftstoffe, werden spezifische vegetative Funktionen aktiviert.
Des Weiteren findet sich der Nervus vomeronasalis. Seine Fasern ziehen zum Bulbus olfactorius accessorius.
Beide Nerven sind beim Menschen entweder nicht oder nur unvollständig vorhanden. Wenn sie vorzufinden sind, sind sie in der Regel funktionslos. Der Nervus vomeronasalis ist beim Menschen während der Embryonalentwicklung sicher nachweisbar.
Der Nervus vomeronasalis ("Vomeronasal-Organ") wird auch als Jacobson'sches Organ bezeichnet. Beim Menschen sind die Gene für Rezeptorproteine dieses Organs mutiert - es konnte bislang (2020) keine Funktion dieser Gene nachgewiesen werden. Es wird aber diskutiert, ob eine ähnliche Funktion bei den Riechsinneszellen in der Regio olfactoria besteht, da im olfaktorischen Epithel der Vomeronasal-Rezeptor-1 nachgewiesen werden konnte. Dieser V1-Rezeptor liegt bei Tieren innerhalb des posterioren Teils des Bulbus olfactorius accessorius.
Pheromone auf zellulärer Ebene
Eine Zeit lang wurde vermutet, dass die Eileiter geruchsähnliche Substanzen abgeben, welche das Spermium anlocken. Diese These ist nach neueren Forschungen jedoch überholt. Demnach sind für die Chemotaxis der Spermien keine Duftstoffe, sondern Progesteron verantwortlich, das die CatSper-Kanäle öffnet, wodurch Kalzium in das Spermium einströmt. Die vorher beobachtete Anziehung der Spermien durch "Maiglöckchenduft" basiert darauf, das dieser Duft zufällig die gleichen Kanäle öffnet.
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