Corynebakterium
von altgriechisch: κορυνε ("coryne") - Keule
Synonym: Korynebakterium
Englisch: corynebacterium
Definition
Corynebakterien sind grampositive, unbewegliche, nicht sporenbildende Stäbchenbakterien, die durch angeschwollene Zellenden eine Keulenform besitzen. Sie können sowohl unter aeroben als auch anaeroben Bedingungen wachsen.
Merkmale
Corynebakterien besitzen ähnlich wie Mykobakterien und Nocardien in ihrer Zellwand Mykolsäure. Sie haben weder Kapsel noch Geißel, einige Stämme tragen jedoch Pili. Ihr Durchmesser beträgt 0,5 µm, ihre Länge 2 bis 6 µm. Charakteristisch ist vor allem ihre gruppierte Anordnung, die chinesischen Schriftzeichen, Palisaden oder einem V ähnelt. Corynebakterien sind Katalasepositiv und Oxidase-negativ. Bei Neisser-Färbung erfolgt eine Anfärbung der metachromatischen Granula (Polkörperchen). Einige von ihnen bilden Toxine (Corynebacterium diphtheriae).
Pathogenität
Corynebakterien sind in der Natur (Erde, Wasser, Nahrungsmitteln) weltweit verbreitet. Einige sind Teil der Standortflora von Haut und Mucosa. Die meisten von ihnen sind harmlos. Zu den humanpathogenen Arten zählen:
- Corynebacterium diphtheriae (obligat pathogen)
- Corynebacterium ulcerans (human- und tierpathogen)
- Corynebacterium pseudotuberculosis
- Corynebacterium amycolatum
- Corynebacterium striatum
- Corynebacterium jeikeium
- Corynebacterium urealyticum
- Corynebacterium minutissimum
- Corynebacterium tenuis
Die am häufigsten auftretende Infektion durch pathogene Corynebakterien ist die Diphtherie, die durch Corynebacterium diphtheriae ausgelöst wird. Sie ist durch Bildung von Pseudomembranen (bestehend aus abgestorbenen Epithelzellen, Leukozyten, Erythrozyten und Fibrin), die sich auf der Rachenwand bilden, gekennzeichnet. Die Diphtherie tritt heutzutage selten auf, speziell bei ungeimpften Personen, in Entwicklungsländern, bei Schulkindern, älteren Personen, bei Patienten mit Neutropenie oder Immundefizienz und bei Patienten mit künstlichen Herzklappen, Shunts oder Kathetern. In Gebieten mit tropischen Klima kommt es oft zur Wunddiphterie durch Infektion von Kratzwunden nach Insektenstichen. Auch sind Infektionen von Vulva, Konjunktiva und Mittelohr möglich.
Einige Corynebakterien sind sowohl human- als auch tierpathogen (z.B. C. pseudotuberculosis, das Lymphadenitis auslöst). Sowohl Gesunde als auch Immundefiziente können durch Corynebakterien erkranken. Zu dem Spektrum der Erkrankungen gehören: granulomatöse Lymphadenopathie, Pneumonie, Pharyngitis, Hautinfektionen und Endokarditis. Corynebacterium minutissimum ist der Erreger des Erythrasmas, eines roten Hautausschlages, der im Wood-Licht charakteristisch flouresziert. C. tenuis wird als Erreger von trichomycosis palmellina und trichomycosis axillaris vermutet. C. striatum soll mitverantwortlich für den Achselgeruch sein.
Übertragung
Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion sowie Schmierinfektion. Bei pathogenen Stämmen ist auch eine Ansteckung durch gesunde Bakterienträger möglich.
Pathogenese
Nach der Erstinfektion erfolgt eine lokale Erregeransiedlung. Danach kommt es bei C. diphtheriae zur Exotoxinbildung. Die Proteinbiosynthese wird gehemmt, es kommt zur Ausbildung von Pseudomembranen. Die Folge sind Myokarditis, Nierenschädigung und Nervenlähmungen. Die Inkubationszeit beträgt 2-10 Tage.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch Haut-, Nasen- oder Rachenabstrich. Es kann eine Isolierung und Züchtung auf Kulturmedien (z.B. Blut-Agar, TSA) mit anschließender Biotypisierung erfolgen. Bei Hauterkrankungen (Erythrasma) genügt meist eine Blickdiagnose.
Äußere Einflüsse und Therapie
Corynebakterien sterben durch Hitze (58 °C über 10 min) und durch handelsübliche Desinfektionsmittel ab. Sie sind resistent gegen Austrocknung. Die Erreger sind empflindlich auf Antibiotika (z.B. Penicillin G, Erythromycin, Makrolide und Fusidinsäure). Die Behandlung erfolgt je nach Erkrankung systemisch oder topisch (siehe Diphtherie, Erythrasma).