Konjunktiva
von lateinisch: coniungere - verbinden
Synonyme: Tunica conjunctiva, Bindehaut
Englisch: conjunctiva
Definition
Die Konjunktiva, deutsch Bindehaut, ist eine schleimhautähnliche Gewebeschicht, die den Augapfel (Bulbus oculi) mit den Augenlidern (Palpebrae) verbindet.
Aufbau
Die Konjunktiva, auch Tunica conjunctiva genannt, besteht aus 2 Anteilen:
- Conjunctiva bulbi bzw. Tunica conjunctiva bulbi: Sie bedeckt den Bulbus oculi auf der ventralen Fläche und liegt dort verschieblich der Sklera und der Tenon-Kapsel an. Die Conjunctiva bulbi verläuft vom Limbus corneae bis zur oberen und unteren Umschlagsfalte (Fornix conjunctivae).
- Conjunctiva tarsi bzw. Tunica conjunctiva palpebrarum: Sie bedeckt die hintere Seite der Lider und geht am Fornix conjunctivae in die Conjunctiva bulbi über.
Zusammen bilden diese beiden Anteile der Konjunktiva den Bindehautsack (Saccus conjunctivalis). Er besteht aus zwei Bindehauttaschen, die durch den Umschlag der Konjunktiva am Fornix conjunctivae superior und inferior entstehen.
Alternativ kann man die fornikalen Bindehautanteile als eigenen Abschnitt definieren und die Bindehaut in drei Regionen einteilen:
- Bulbäre Bindehaut (Conjunctiva bulbi)
- Fornikale Bindehaut (Fornix conjunctivae)
- Tarsale Bindehaut (Conjunctiva tarsi)
Am nasenseitigen Augenwinkel bildet die Konjunktiva eine Zusatzfalte, die als Plica semilunaris conjunctivae ("Nickhaut") bezeichnet wird. Sie ist beim Menschen nur sehr gering ausgeprägt.
Histologie
Die Conjunctiva bulbi weist ein mehrschichtiges, nicht-verhornendes Plattenepithel auf, in das vereinzelt Becherzellen eingelassen sind. Ihr Sekret dient der Anfeuchtung des Auges und ist ein wichtiger Bestandteil des präkornealen Tränenfilms. Darunter befindet sich - von einer Basalmembran abgetrennt - eine Schicht lockeren Bindegewebes (Lamina propria bzw. Subkonjunktiva). Sie ist von vielen kleinen Blutgefäßen durchzogen, die normalerweise nicht erkennbar sind, bei einer Reizung des Auges aber durch eine Hyperämie als so genannte konjunktivale Injektion sichtbar werden.
Die Conjunctiva tarsi besteht aus einem mehrschichtigen hochprismatischen Epithel (Zylinderepithel) mit zahlreichen Becherzellen und einer darunter liegenden Bindegewebsschicht. Sie ist im Bereich der Fornices locker, an den Lidknorpeln straff. In die Submukosa sind - vor allem an den Fornices - Ansammlungen von Lymphozyten und Plasmazellen eingestreut, die Aufgaben bei der lokalen Immunabwehr übernehmen und als Teil des MALT interpretiert werden können.
siehe auch: Konjunktivalepithel
Gefäßversorgung
Die wichtigsten Konjunktivalgefäße sind die Arteriae conjunctivales anteriores und posteriores. Sie werden u.a. von den Rami musculares, den Arteriae ciliares anteriores und den Arteriae palpebrales laterales und mediales aus der Arteria ophthalmica gespeist.
Der venöse Abfluss erfolgt über die Venae conjunctivales, die wiederum in die Vena ophthalmica superior und inferior drainieren.
Sensible Innervation
Bei der Konjunktiva handelt es sich um empfindliches Gewebe mit einer ausgiebigen sensiblen Innervation aus Ästen des Nervus trigeminus. Zur Konjunktiva ziehen unter anderem Äste aus:
Eigenschaften
Die Konjunktiva ist durchsichtig, glatt, feucht und gut durchblutet. Mit den Lidern ist sie fest verwachsen, dem Bulbus liegt sie nur locker an. Sie bedeckt den ventralen Anteil des Bulbus bis zum Cornealrand (Limbus corneae) und überzieht damit komplett den sichtbaren Teil der Sklera. Der Bindehautsack ist stark aufgefältelt und dient so als Gewebereserve für die Augenbewegungen.
Klinik
Diagnostik
Die Konjunktiva kann durch Umschlagen des Ober- und Unterlids betrachtet werden, was man als Ektropionieren bezeichnet. Das Ektropionieren des Unterlids ist Teil der körperlichen Untersuchung und liefert blickdiagnostische Hinweise auf eine Anämie (blasse Bindehaut) oder einen Ikterus (gelblich verfärbte Bindehaut). Ferner ermöglicht das Ektropionieren der Konjunktiva das Aufspüren von Fremdkörpern und die Spülung des Bindehautsacks.
Krankheitsbilder
Die Konjunktiva kann aus verschiedenen Gründen (Viren, Bakterien, Allergie, mechanische Irritation) entzündlich verändert sein - man spricht dann von einer Bindehautentzündung oder Konjunktivitis. Beispiel sind die allergische Rhinokonjunktivitis oder die Keratokonjunktivitis epidemica.
Eine Blutung unter der Bindehaut nennt man Hyposphagma.
Applikation von Augentropfen
Die Konjunktiva weist wie alle Schleimhäute gute Resorptionsfähigkeiten auf und wird daher als Applikationsweg für viele Medikamente des Auges verwendet. Dabei werden die Medikamente in den Bindehautsack eingeträufelt.
Dabei kann auch bei lokaler Applikation von Medikamenten in den Bindehautsack (z.B. Betablocker) das Auftreten systemischer Wirkungen nicht ausgeschlossen werden.