Fusidinsäure
Handelsnamen: Fucidine®, Fucidin®, Fucithalmic®, Fusicutan®
Englisch: fusidic acid
Definition
Fusidinsäure ist ein Antibiotikum mit Steroidstruktur. Sie wird aus dem Pilz Fusidium coccineum gewonnen.
Wirkmechanismus
Der Wirkmechanismus beruht auf einer Hemmung der Proteinsynthese durch Bindung des prokaryotischen Elongationsfaktors EF-G. EF-G entspricht dem eukaryotischen eEF-2, der die Translokation des Ribosoms auf der mRNA bei der Translation bewirkt.
Bei oraler Anwendung erfolgt die Resorption von Fusidinsäure nur sehr langsam. Die Plasmaproteinbindung liegt bei 90%. Außerdem kann Fusidinsäure gut ins Gewebe diffundieren. Die Halbwertszeit beträgt 5 Stunden, die Elimination erfolgt durch Biotransformation zu inaktiven Metaboliten über die Galle.
Wirkspektrum
Fusidinsäure ist in vitro wirksam bei
- den meisten koagulase-negativen Staphylokokken
- Beta-hämolytischen Streptokokken
- Corynebakterien
- Clostridien
Keine nachgewiesene Wirksamkeit besteht bei Enterokokken und den meisten gramnegativen Bakterien (Ausnahmen: Moraxella, Legionella pneumophila, Neisseria, Bacteroides fragilis).
Indikationen
Fusidinsäure wirkt bakteriostatisch auf Staphylokokken. Fusidinsäure-haltige Salben und Cremes werden häufig in der ambulanten dermatologischen Versorgung von Haut- und Weichteilinfektionen verwendet, z.B. bei Follikulitis.
Bei schweren Staphylokokkeninfektionen wird der Wirkstoff immer dann eingesetzt, wenn eine Behandlung mit einem anderen Antibiotikum nicht möglich ist ("Reserveantibiotikum"). Auch erlangt Fusidinsäure immer mehr Bedeutung in der Behandlung des MRSA, da bei vielen Stämmen noch eine Sensibilität gegeben ist. Jedoch sollte sie bei der MRSA-Behandlung nicht als Monotherapie, sondern immer in Kombination mit anderen Antibiotika (z.B. Rifampicin) angewendet werden.
Fusidinsäure kann ebenfalls gegen Infektionen mit Mycobacterium leprae eingesetzt werden.
Darreichungsformen
Eine lokale Anwendung mittels Salbe, Creme, Puder, Gel und Augentropfen (meist Fusidinsäure in 2% Konzentration) ist bei Haut- und Augeninfektionen möglich. Darüber hinaus gibt es Verbandmittel, die Fusidinsäure enthalten. Die systemische Applikation mittels Filmtabletten oder Infusionen hat heutzutage eine nachrangige Bedeutung.
Nebenwirkungen
Bei systemischer Gabe sind gastrointestinale Beschwerden sowie Leberfunktionsstörungen möglich.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen treten in Kombination mit CYP3A4-Substraten auf.
Kontraindikationen
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff sollte auf die Anwendung verzichtet werden.