Enterokokken
von griechisch: énteron - "Darm, Eingeweide" und kókkos - "Kern, Korn"
Synonym: Enterococcus
Englisch: Enterococcus
Definition
Enterokokken sind grampositive, Katalase-negative, aerotolerant anaerobe, Kokken-förmige Bakterien. Sie wurden auch als Streptokokken der Serogruppe D bezeichnet, da sie über das für Streptokokken typische Lancefield-Antigen der Gruppe D verfügen. Mit genetischen Methoden lassen sich die Enterokokken jedoch von den Streptokokken abgrenzen.
Systematik
- Domäne: Bakterien
- Abteilung: Firmicutes
- Klasse: Bacilli
- Ordnung: Lactobacillales (Milchsäurebakterien)
- Familie: Enterococcaceae
- Gattung: Enterococcus
- Familie: Enterococcaceae
- Ordnung: Lactobacillales (Milchsäurebakterien)
- Klasse: Bacilli
- Abteilung: Firmicutes
Geschichte
Aufgrund ihrer Morphologie, ihres Gramfärbeverhaltens und des Nachweises des D-Antigens wurden die Enterokokken durch Rebecca Lancefield 1933 zunächst den Streptokokken zugeteilt. In seiner Einteilung der Streptokokken sprach Sherman 1937 später von Streptokokken fäkalen Ursprungs. Erst 1984 gelang es Klipper-Bälz und Schleifer durch 16s-rRNA-Analysen den Unterschied zu Streptokokken aufzuzeigen und die eigenständige Gattung Enterococcus zu etablieren.
Eigenschaften
Enterokokken weisen eine hohe Temperatur- und Salzresistenz auf. Sie wachsen besonders gut auf gallehaltigen Nährmedien und können im Gegensatz zu Streptokokken Aesculin spalten.
Vorkommen
Enterkokken kommen zahlreich im Darm von Mensch und Tieren vor. Sie können sich in Lebensmitteln wie Käse oder Rohwürsten finden.
Vertreter
Wichtige Vertreter der Enterokokken sind Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium. Weitere Enterokokken mit klinischer Bedeutung sind:
- Enterococcus avium
- Enterococcus casseliflavus
- Enterococcus durans
- Enterococcus gallinarum
- Enterococcus hirae
- Enterococcus mundtii
- Enterococcus raffinosus
- Enterococcus solitarius
Pathogenese
Enterokokken sind im Allgemeinen nur gering pathogen und gelten als Erreger von Nosokomialinfektionen, z.B. chronischen Harnwegsinfektionen. Sie sind jedoch häufig an Mischinfektionen beteiligt, beispielsweise bei einer Endokarditis, Harnwegsinfekte, intraabdominelle Infektionen wie Cholezystitis und Peritonitis sowie postoperative Wundinfektionen.
Diagnostik
Der Nitritnachweis mittels Urinteststreifen fällt bei einer Enterokokkeninfektion meist negativ aus.
Therapie
Enterokokken-Infektionen können mit einer Kombination aus Aminopenicillin und Aminoglykosiden therapiert werden. Penicillin- und Oxacillin-resistente Formen werden standardmäßig mit einer Kombination aus Ampicillin und Gentamicin behandelt.
Antibiotikaresistenzen
Auch bei Enterokokken treten Antibiotikaresistenzen auf. Sie sind primär resistent gegen Cephalosporine, man spricht deshalb auch von der Enterokokkenlücke der Cephalosporine. Problematische sekundäre (erworbene) Resistenzen treten vor allem in Form der Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE) auf. Weitere Antibiotika, gegen die Enterokokken Resistenzen ausbilden können, sind:
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 12.05.2021