Ampicillin
Handelsname: Binotal® u.a.
Englisch: Ampicillin
Definition
Ampicillin ist ein Breitspektrumantibiotikum aus der Gruppe der Aminopenicilline. Es wird semisynthetisch hergestellt.
Chemie
Ampicillin hat die Summenformel C16H19N3O4S und eine molare Masse von 349,41 g/mol.
Wirkungsspektrum
Ampicillin hat gegenüber dem Penicillin G ein erweitertes Wirkspektrum, vor allem im gramnegativen Bereich. Das Wirkungsspektrum ist nahezu identisch mit dem peroral applizierbaren Amoxicillin.
Ampicillin wirkt unter anderem bakterizid gegen folgende sensible Keime:
- Streptokokken
- Enterokokken
- Haemophilus-Arten (Resistenz gegen Haemophilus influenzae)[1]
- Neisseria meningitidis (Meningokokken)
- Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken)
- Proteus mirabilis
- Listeria monocytogenes
- Corynebakterien (z.B. Corynebacterium diphtheriae)
- Clostridien (z.B. Clostridium tetani)
- Bacillus anthracis
- Erysipelothrix rusiopathiae (Erreger des Schweinerotlaufs)
- Salmonellen
- Shigellen
- Escherichia coli
Die Wirksamkeit sollte stets durch eine Resistenzbestimmung überprüft werden, da Resistenzen verbreitet sind. Eine Lücke im Wirkungsspektrum besteht gegenüber Bakterien, die zur Bildung von Penicillinase befähigt sind, also unter anderem gegenüber den meisten Staphylokokken.
Gegen Klebsiellen, Pseudomonas aeruginosa, Enterobacter, Serratia, Yersinien und intrazelluläre Bakterien (Chlamydien, Mycoplasmen) ist Ampicillin ebenfalls nicht wirksam.
Pharmakokinetik
Ampicillin sollte nicht peroral verabreicht werden, da die Bioverfügbarkeit gering ist und Schwankungen unterliegt. Wirksamkeit ist nur bei intravenöser Gabe zu erwarten. Bei peroraler Gabe ist Amoxicillin stets vorzuziehen.
Die Eliminationshalbwertszeit beläuft sich auf ca. eine Stunde. Die Elimination intravenös verabreichten Ampicillins erfolgt zu etwa 75% unverändert mit dem Urin. Die Substanz wird im Glomerulum filtriert und zusätzlich im proximalen Tubulus sezerniert. Bei Nierenfunktionsstörungen und im Neugeborenenalter ist die Halbwertszeit erheblich verlängert.
Die gute Harngängigkeit macht Ampicillin zu einem geeigneten Therapeutikum bei Harnwegsinfektionen (z.B. bei Pyelonephritis durch sensible Keime). Bei entzündeten Hirnhäuten, wie im Falle einer Meningitis können auch im Liquor hohe Konzentrationen erreicht werden.
Indikationen
Infektionen mit gegenüber Ampicillin empfindlichen Erregern, z.B.:
- Akute bakterielle Sinusitis
- Akute Otitis media
- Akute Exazerbationen einer chronischen Bronchitis
- Ambulant erworbene Pneumonie
- Urozystitis
- Infektionen der Geschlechtsorgane
- bakterielle Cholezystitis bzw. Cholangitis
- Infektionen des Gastrointestinaltrakts
- Haut- und Weichteilinfektionen
- Infektionen im Bereich der Augen
- Listeriose
- Osteomyelitis
- Meningitis
- Endokarditis
- Sepsis
Dosierung
Jugendliche ab 6 Jahren und Erwachsene erhalten bis zu 6 g Ampicillin verteilt auf 3 Einzelgaben. Bei kleineren Kindern wird in der Regel eine Dosierung von insgesamt 100 mg/kg KG auf 3 Einzelgaben verteilt. Bei einer Meningitis durch sensible Keime werden höhere Dosierungen von 200-400 mg/kg KG in 3 Einzelgaben empfohlen.
...bei eingeschränkter Nierenfunktion
Bei mäßig bis stark eingeschränkter Nierenfunktion ist eine Dosisreduktion erforderlich. Bei einer Kreatinin-Clearance zwischen 20 und 30 ml/min wird die Dosis auf 2/3 der Normdosis reduziert. Bei einer Kreatinin-Clearance unter 20 ml/min erfolgt eine Dosisreduktion auf 1/3 der Normdosis. Bei eingeschränkter Nierenfunktion sollte maximal 1 g Ampicillin in 8 Stunden appliziert werden.
Nebenwirkungen
Ampicillin ist in der Regel ein gut verträgliches Antibiotikum. Eine Überempfindlichkeit und Allergie gegenüber der Substanz sollten in der Anamnese ausgeschlossen werden. Gängige Nebenwirkungen sind:
- Arzneimittelexantheme
- gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Meteorismus, Durchfall).
Selten kann im Rahmen einer Behandlung mit Ampicillin eine pseudomembranöse Kolitis entstehen.
Eine Myelosuppression mit Panzytopenie und eine tubulointerstitielle Nephritis wurden in Einzelfällen beobachtet.
Quellen
- ↑ Nicht abschließende Liste von multiresistenten bakteriellen Krankheitserregern (Stand 2021). RKI Stand 15.01.2021, abgerufen 07.03.2023