Hirnhaut
Synonyme: Meninx cerebri, Meninx encephali
Englisch: meninx
Definition
Die Hirnhäute sind strukturierte Bindegewebsschichten, die das gesamte Gehirn umschließen und sich kaudal des Foramen magnum als Rückenmarkshäute fortsetzen. Sie gehören zu den Meningen. Die Hirnhaut liegt als Organkapsel dem Gehirn auf.
Einteilung
Man kann die Hirnhaut in eine harte Schicht, die Pachymeninx encephali, und in eine weiche Schicht, die Leptomeninx encephali unterteilen. Von außen – vom Knochen (Schädel) – nach innen – zum Nervengewebe – ergibt sich folgende Reihenfolge:
- Pachymeninx encephali ("Harte Hirnhaut")
- Stratum periostale
- [ -> Epiduralraum (Cavitas epiduralis)]
- Stratum meningeale
- [ -> Subduralraum (Cavitas subduralis)]
- Leptomeninx encephali ("Weiche Hirnhaut")
- Arachnoidea mater encephali (Spinngewebshaut)
- -> Subarachnoidalraum (Cavitas subarachnoidalis)
- Pia mater encephali
Das Stratum periostale ("äußeres Blatt") bildet mit dem Stratum meningeale ("inneres Blatt") die Dura mater encephali.
Die Pia mater liegt der Oberfläche des Gehirns an. Zwischen Pia und Arachnoidea liegt der mit Liquor gefüllte Subarachnoidalraum.
Der Epiduralraum kommt unter physiologischen Bedingungen im Bereich des Gehirns nicht vor, da Periost und Dura mater hier miteinander verwachsen sind. Er ist nur im Bereich des Rückenmarks physiologisch.
Ein Subduralraum zwischen Dura und Arachnoidea tritt unter physiologischen Bedingungen ebenfalls nicht auf. Er entsteht nur postmortal oder unter pathologischen Bedingungen. Beide Räume sind deshalb in eckige Klammern gesetzt.
Neben den o.a. drei Hirnhäuten (Dura, Arachnoidea, Pia) soll nach neueren Untersuchungen (2023) eine weitere, vierte Schicht oberhalb der Arachnoidea im Subarachnoidalraum existieren. Sie wird als "Subarachnoidal Lymphatic-like Membrane", kurz SLYM, bezeichnet.[1]
Innervation
Die äußerst schmerzempfindliche Dura mater wird im Schädelbereich sensibel insbesondere durch Rami meningei aus den drei Ästen des Nervus trigeminus (V), des Nervus glossopharyngeus (IX) und des Nervus vagus (X) innerviert:
- Der Nervus spinosus des Nervus mandibularis (V3) gelangt über das Foramen spinosum zur Dura und versorgt die gesamte parietale Dura bis zur Falx cerebri.
- Die Rami meningei des Nervus vagus und des Nervus glossopharyngeus gelangen über das Foramen jugulare zur Dura und versorgen diese im Bereich der hinteren Schädelgrube – mit Ausnahme des Klivusbereichs.
- Die Rami meningei der zervikalen Spinalnerven (C1 bis C3) gelangen über das Foramen magnum und zum Teil durch den Canalis nervi hypoglossi in die Dura und versorgen den Klivusbereich (Pars basilaris ossis occipitalis).
- Der Ramus meningeus des Nervus maxillaris (V2) zweigt meist intrakraniell ab und verzweigt sich in der Dura der mittleren Schädelgrube.
- Die Rami meningei des Nervus ophthalmicus (V1) entspringen im Sinus cavernosus und versorgen die angrenzende Dura.
- Der Ramus tentorius des Nervus ophthalmicus verläuft zum Tentorium cerebelli.
- Der Nervus ethmoidalis anterior und z.T. der Nervus ethmoidalis posterior aus dem Nervus nasociliaris des Nervus ophthalmicus versorgen als Nervus meningeus anterior die Dura der vorderen Schädelgrube.
Weiterhin existieren parasympathische Fasern aus den Ganglia ciliare, pterygopalatinum und oticum sowie sympathische Fasern aus dem Ganglion cervicale superius. Letztere verlaufen über periarterielle Geflechte mit den Meningealarterien und der Arteria carotis interna zur ihren Versorgungsarealen der Dura.
Nervenfasern dringen über Arachnoidaltrabekel in die Pia mater ein oder terminieren in den Trabekeln. Somit wird die Pia mater nur spärlich innerviert. Sensorische, sympathische und parasympathische Fasern erreichen sie über perivaskuläre Nervengeflechte. Der perivaskuläre Nervenplexus endet an der Eintrittsstelle der Blutgefäße in das Hirngewebe.
Klinik
Eine Entzündung der Hirnhäute wird als Meningitis bezeichnet.
Der hohe Anteil peptiderger Axone (u.a. CGRP, Substanz P) in der Dura mater steht evtl. mit bestimmten Kopfschmerzenformen (z.B. Migräne) in Zusammenhang.
Quellen
- ↑ Møllgård K et al.: A mesothelium divides the subarachnoid space into functional compartments. Science 5 Jan 2023 Vol 379, Issue 6627 pp. 84-88 DOI: 10.1126/science.adc8810