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Dura mater cranialis

(Weitergeleitet von Dura mater encephali)

Synonyme: Dura mater encephali, Dura mater cerebri
Englisch: cranial dura mater

1. Definition

Die Dura mater cranialis ist der Teil der harten Hirnhaut (Pachymeninx), der innerhalb der Schädelhöhle das Gehirn einhüllt. Sie gehört zu den Meningen und setzt sich nach kaudal als Dura mater spinalis des Rückenmarks fort.

2. Anatomie

Die Dura mater cranialis setzt sich aus zwei Blättern zusammen:

2.1. Stratum fibrosum

Das Stratum fibrosum besteht aus straffem Bindegewebe mit vielen kollagenen und elastischen Fasern. Es ist über Sharpey-Fasern mit dem Kollagensystem der Schädelknochen verbunden, sodass im Gegensatz zum Rückenmark hier kein Epiduralraum ausgebildet ist. Das Stratum fibrosum wird daher auch als Stratum periostale bezeichnet, da es funktionell das Periost der Schädelinnenseite darstellt bzw. mit diesem identisch ist. Im Bereich der Foramina und Suturen besteht ein kontinuierlicher Übergang in das Pericranium an der Außenseite des Schädels. In den orbitalen Fissuren schließt sich an die Dura mater das Periost der Orbitalhöhle (Periorbita) an.

Die Fixierung der Dura mater am Knochen lockert sich zunehmend ab dem 10. Lebensjahr, bleibt aber an einigen Stellen zeitlebens fest vorhanden, z.B. am Rand des Foramen magnum sowie im Bereich von Suturen, Lamina cribrosa, Felsenbein, Schläfenbein und an Clivus und Sella turcica.

2.2. Stratum neurotheliale

Das Stratum neurotheliale ist ein mehrschichtiger Verband von epithelähnlichen Meningealzellen (Duraneurothel). Diese Zellen sind untereinander durch Desmosomen, Zonulae occludentes und Nexus verbunden. Der abgedichtete, enge Interzellularspalt zwischen der innersten Schicht des Duraneurothels und der darauf folgenden, äußeren Arachnoidalzellschicht bildet eine Diffusionsbarriere zwischen Liquor und Blutgefäßsystem der Dura (Teil der Blut-Liquor-Schranke). Das Duraneurothel endet im Bereich der Austrittsstellen von Hirnnerven.

2.3. Duraduplikaturen

An einigen Stellen spalten sich die beiden Blätter der Dura auf. Das innere Blatt löst sich und bildet in Form einer Duplikatur membranäre Strukturen bzw. Septen, welche die Schädelhöhle in Kammern und Nischen untergliedern. Dadurch entstehen folgende Strukturen:

Die Falx cerebri und das Tentorium cerebelli bilden ein Zuggurtungssystem, das den Schädel von innen mechanisch stabilisiert. Das Tentorium fängt den Druck des Endhirns auf Kleinhirn und Hirnstamm ab. Durch Falx und Tentorium werden Massenverschiebungen des Gehirns bei Traumen abgefangen und Deformierungen des Gehirns reduziert.

3. Blutgefäße

Die Blutgefäße der Dura mater cranialis werden in Vasa privata und Vasa publica unterteilt.

Die Vasa publica sind die Sinus durae matris, die das venöse Blut des Gehirns aufnehmen und v.a. beidseits zu den Venae jugulares internae weiterleiten.

Die Vasa privata werden durch die Meningealgefäße gebildet. Das von ihnen ausgehende Kapillarsystem breitet sich im Stratum fibrosum aus und besitzt teilweise ein fenestriertes Endothel. Das Neurothel besitzt keine Blutkapillaren. Zu den Vasa privata der Dura mater cranialis zählen u.a.:

Die Venae meningeae (z.B. Venae meningeae mediae) begleiten meist als paarige Gefäße die gleichnamigen Arterien und münden teilweise auch direkt in die Sinus durae matris ein.

4. Lymphgefäße

Die Dura besitzt im Bereich der Austritte von Nervenwurzeln Lymphkapillaren und -kollektoren, die v.a. die venösen Meningealgefäße begleiten.

5. Innervation

Die sensorische Innervation der Dura erfolgt durch folgende Rami meningei:

Parasympathische Fasern stammen aus den Ganglia ciliare, pterygopalatinum und oticum sowie verstreuten Ganglienzellgrupen in der Dura nahe dem Sinus sagittalis superior. Sympathische Fasern sind dem Ganglion cervicale superius zuzuordnen. Sie gelangen v.a. über periarterielle Geflechte mit den Menignealarterien und Arteria carotis interna in die Dura.

Die höchste Innervationsdichte besitzt die Dura der Schädelbasis, während die supratentorielle Dura mit Ausnahme einer Zone in der Nähe des Sinus sagitallis superior geringer innerviert ist. Nervenfasern sind insbesondere entlang der Meningealgefäßen und Sinus durae matris sowie im Bereich postkapillärer Venulen zu finden.

6. Embryologie

Die Dura mater entwickelt sich aus dem äußeren Blatt einer Mesenchymverdichtung, die als Meninx primitiva bezeichnet wird. Diese Ektomeninx formiert sich etwa in der 6. Embryonalwoche.

7. Klinik

Der hohe Anteil peptiderger Axone (CGRP, Substanz P) im Bereich der Hirnhaut steht u.a. mit bestimmten Kopfschmerzformen wie Migräne in Zusammenhang.

Bei raumfordernden Prozessen können die Durafalten Verschiebungen und Einklemmungen von Teilen des Gehirns nicht vollständig verhindern. Im Tentoriumschlitz können z.B. Teile des Temporallappens eingeklemmt werden und so auch den Nervus oculomotorius komprimieren (obere Einklemmung). Durch Hirndruck können weiterhin Teile des Kleinhirns in das Foramen magnum gedrückt werden (untere Einklemmung).

Bei Öffnung des Schädels (Kraniotomie) muss das Stratum fibrosum der Dura vom Schädelknochen abgelöst werden. Geschieht dies nicht, kommt es durch Lösung der Dura von der Arachnoidea zu einer Spaltbildung. Dieser artifizielle Subduralraum kann auch durch Blutungen z.B. nach Riss einer Brückenvene, entstehen.

Blutungen aus den Meningealarterien können zur Ablösung des Stratum fibrosum der Dura vom Knochen führen. Dann entsteht ein Epiduralhämatom. Gelegentlich kann es auch aus rupturierten Meningealvenen entstehen.

8. Literatur

Stichworte: Gehirn, Hirnhaut, ZNS
Fachgebiete: Zentralnervensystem

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