Pia mater
von griechisch: pia - weich
Englisch: pia mater
Definition
Die Pia mater ist als Teil der Leptomeninx eine direkt dem Gehirn und Rückenmark aufliegende Bindegewebsschicht.
Anatomie
Die Pia mater besteht aus zartem, weichem Bindegewebe und enthält viele Blutgefäße. Sie bildet zusammen mit der Arachnoidea mater die Leptomeninx. Zwischen Pia und Arachnoidea liegt der Subarachnoidalraum, der mit Liquor cerebrospinalis gefüllt ist (äußerer Liquorraum).
Man unterscheidet topografisch in:
- Pia mater encephali (cranialis): umgibt das Gehirn
- Pia mater spinalis: umgibt das Rückenmark
Pia mater encephali
Die Pia mater encephali ist eine durchsichtige, dünne, von Gefäßen durchzogene Bindegewebeschicht. Sie liegt den Sulci und Gyri des Gehirns direkt auf. Man unterscheidet zwischen zwei Schichten:
- Lamina interna piae
- Lamina externa piae
Die Lamina interna liegt der Membrana limitans gliae superficialis an, die von den Astrozytenfortsätzen gebildet wird und von einer lückenhaften Basallamina bedeckt ist. Die Schicht besteht aus locker verflochteten Kollagenfibrillenbündeln mit vereinzelten, Fibroblasten-ähnlichen Meningealzellen.
Die Lamina externa ist ein weitmaschiges System von unterschiedlich dicken Kollagenfibrillenbündeln. Die Schicht enthält Meningealzellen sowie vereinzelte Makrophagen und Lymphozyten. Außerdem ist sie mit der Adventitia der größeren Hirngefäße verbunden bzw. ersetzt diese und folgt den Gefäßen in die Hirnsubstanz bis zu den prä- bzw. postkapillären Gefäßabschnitten. Dieser intrazerebrale, perivaskuläre, adventitielle Piaraum wird als Virchow-Robin-Raum bezeichnet.
Die Pia ist gegenüber dem Subarachnoidalraum duch eine mesothelartige kontinuierliche Zellschicht begrenzt (Leptomeninx-Mesothel), die einer lückenhaften Basallamina aufliegt. Die Mesothelzellen enthalten schwach ausgebildete Tight Junctions, Zonulae adherentes und Nexus. Das Mesothel stellt keine signifikante Diffusionsbarriere dar und erstreckt sich auch über die Arachnoidaltrabekel auf die Arachnoidea. Es kleidet somit den gesamten Subarachnoidalraum aus.
Ein spezialisierter Abschnitt der Pia mater ist die Tela choroidea. Dieses piale Bindegewebe bildet die Lamina propria der Plexus choroidei der Hirnventrikel. Im Bereich der Taenia choroidea setzt sich die Basalmembran des Plexusepithels in die Basalmembran der Pia mater fort. Hier ist der Plexus also in der Pia mater befestigt. Das Plexusepithel geht im Bereich der Tänien unmittelbar in das Ependym der Ventrikel über.
Die Lamina externa besitzt ein eigenes Kapillarbett, das über die oberflächlichen Hirnvenen abfließt. Die Endothelzellen haben Eigenschaften wie die Blut-Hirn-Schranke. Lymphgefäße fehlen in der Pia mater. Sensorische, sympathische und parasympathische Nervenfasern erreichen die Pia über perivaskuläre Geflechte. Der Nervenplexus endet abrupt an der Eintrittsstelle der Blutgefäße in das Hirngewebe.
Pia mater spinalis
Die Pia mater spinalis wird ebenfalls in eine Lamina interna (Interna) und eine Lamina externa (Epipia) untergliedert.
Die Epipia enthält Kollagenfasern und elastische Fasern, die das Rückenmark scherengitterartig umfassen. Des Weiteren existieren Verstärkungszüge im Bereich des Ligamentum denticulatum, der Fissura mediana anterior und der Austrittsstellen der Wurzelfasern. Letztere werden von der Pia bis in die Duratrichter hinein begleitet.
Das Filum terminale wird auch von der Pia bedeckt, verwächst im kaudalen Abschnitt mit der Dura mater und ist am Periost des zweiten Steißwirbel befestigt.
Die Pia mater spinalis besitzt ebenfalls ein eigenes Kapillarsystem. Es wird durch die Arteriae radiculopiales der Rami spinales verschiedener vorgeschalteter Arterien gespeist. Dabei bestehen Anastomosen zu den Arteriae radiculomedullares. Lymphgefäße fehlen. Die Innervation erfolgt durch die segmentalen Rami meningei der Spinalnerven.
Klinik
Eine Entzündung der Hirnhäute wird als Meningitis bezeichnet. Sie kann z.B. bakteriell oder viral bedingt sein. Symptome sind u.a. starkes Fieber, Erbrechen, Apathie und Nackensteifigkeit.
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