Augentropfen
Synonym: Oculoguttae
Englisch: eye drop
Definition
Augentropfen sind eine vor allem in der Ophthalmologie eingesetzte Darreichungsform von Arzneimitteln zur äußerlichen Anwendung am Auge.
Hintergrund
Augentropfen können in wässrigen oder öligen Zubereitungen vorliegen und sind entweder in kleinen Einmaldosisbehältern (EDO; Ophtiole) aus Kunststoff oder in Augentropffläschchen aus Glas konfektioniert. Um Reizerscheinungen zu vermeiden, muss das Trägermedium einen physiologischen pH-Wert (um 7,4) besitzen oder ausreichend gepuffert sein. Nach Vorschrift des Europäischen Arzneibuchs werden Augentropfen immer steril hergestellt und sind in Deutschland apothekenpflichtig.
Für wässrige Lösungen wird ein Tropfen durchschnittlich mit 0,05 Gramm (50 mg) bzw. 50 Mikroliter (50 µl) angegeben, sodass 20 Tropfen 1 ml Flüssigkeit entsprechen. Der Wirkstoffgehalt wird in Prozent (Gramm/100 ml) angegeben. Die Haltbarkeit von Augentropfen kann durch Konservierungsmittel stabilisiert werden. Am häufigsten wird dazu Benzalkoniumchlorid verwendet.
Anwendung
Durch das Einträufeln in den Bindehautsack gelangt der Wirkstoff auf die Augenoberfläche und wird dadurch topisch an der Konjunktiva (Bindehaut) und der Kornea (Hornhaut) sowie durch Resorptionsvorgänge im Augeninneren wirksam. Die Penetration der Hornhaut ist konzentrationsabhängig. Der Tränenfilm des Auges und der regelmäßige Lidschlag bewirken einen raschen Abtransport der Flüssigkeit über die Tränenwege, sodass der Wirkstoff anteilig in den Tränensack und von dort auf die Nasenschleimhaut gelangt. Auch auf diesem Weg kann der Wirkstoff resorbiert werden, was u.U. systemische Wirkungen nach sich zieht.[1]
Indikationen
Augentropfen werden mit wechselnden Wirkstoffen bei einer Vielzahl von Erkrankungen des Auges eingesetzt. Häufige Indikationen sind zum Beispiel
Eine weitere häufige Anwendung finden sie im Rahmen der augenärztlichen Diagnostik oder bei Eingriffen am Auge, zum Beispiel zur Erzeugung einer diagnostischen Mydriasis oder zur Anästhesie der Kornea.
Nebenwirkungen
Bei der Anwendung von Augentropfen kann es
- zur Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und die Konservierungsmittel und
- zu resorptiven systemischen Effekten durch den Wirkstoff (z.B. durch Timolol, Betaxolol) kommen.
Die regelmäßige Anwendung von Augentropfen, insbesondere solchen mit Konservierungsmitteln, ist eine der häufigsten Ursachen für das "trockene Auge" (Sicca-Syndrom). Bei der Selbstmedikation von Tränenersatzmitteln sollten nur konservierungsmittelfreie Präparate verwendet werden.
Vorsicht ist auch glukokortikoidhaltigen Augentropfen geboten, die bei längerer Anwendung eine Erhöhung des Augeninnendrucks und dadurch ein sogenanntes Steroidglaukom auslösen, das sehr hartnäckig persistieren kann.[1]
Alle Wirkstoffe, die die den Durchmesser der Pupille (Miosis oder Mydriasis) und/oder die Akkommodation des Auges beeinflussen, führen zu Sehstörungen, welche die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen.[1]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Baum M. Medikamente und Auge. Ärzteblatt Thüringen. 2023
Literatur
- Erb C, Schlote T (Hrsg.) Medikamentöse Augentherapie. 6. Aufl., Stuttgart : Thieme 2016